Marco Wittmann hat das höchst turbulente Samstagsrennen der DTM in Assen gewonnen! Der Walkenhorst-BMW-Pilot kämpfte sich trotz einer 5-Sekunden-Strafe, einem Stau-Chaos am Start, sieben Ausfällen sowie zwei Safety-Car-Phasen zu seinem zweiten Sieg in der DTM-Saison 2021.

Pole-Setter Liam Lawson (AF Corse-Ferrari) und Gaststarter Mirko Bortolotti (T3-Motorsport-Lamborghini) komplettierten das Podium beim elften Saisonrennen auf dem niederländischen Kurs, der die DTM seit 2019 beheimatet.

Verrückt: Wittmann gewann das Rennen trotz einer 5-Sekunden-Zeitstrafe, die er in der zweiten Rennhälfte wegen einer Kollision mit Rivale Lawson kassiert hatte. Der zweifache DTM-Champion kämpfte sich nach den Boxenstopps vom fünften bis auf den ersten Platz nach vorne. Wegen der Strafe sah es lange Zeit allerdings nicht nach seinem zweiten Saisonsieg aus.

Aber: Mike Rockenfeller, der seinen Pflicht-Boxenstopp erst in der letzten Rennrunde absolvierte, hielt das gesamte Verfolgerfeld hinter Wittmann lange genug auf, damit der Walkenhorst-Pilot mit seinem BMW M6 einen ausreichend großen Vorsprung herausfahren konnte!

Vor allem Lawson kam nicht am Abt-Piloten vorbei - und war entsprechend gut gelaunt. "Das ist nicht illegal, aber ein bisschen dumm, wenn du nicht im gleichen Rennen bist und dich so verteidigst", fand der junge Neuseeländer. "Ich wollte aber kein Risiko nehmen. Es ist, wie es ist."

"Total verrückt", lautete unterdessen Wittmanns Fazit. "Nach den Boxenstopps hatte ich die Sorge, dass uns das Rennen aus den Händen gleitet. Ich bin zwei harte Manöver gegen Lawson und Götz gefahren und habe eine Zeitstrafe bekommen. Ich wusste, dass ich an Mike Rockenfeller vorbei muss, weil er alle aufgehalten hat. Das war die einzige Chance, um einen Vorsprung rauszufahren. Dann gab es nur noch Qualifying-Runden!"

DTM-Debütant Bortolotti: Podium, aber keine Punkte

Mit 8,1 Sekunden Rückstand - im Endergebnis samt der Wittmann-Strafe 3,1 Sekunden - überquerte Bortolotti die Ziellinie bei seinem DTM-Debüt als Zweiter. Als Gaststarter ist der Lamborghini-Werksfahrer, der in Assen erstmals für T3-Motorsport antritt, allerdings nicht punktberechtigt. Die 18 Punkte für Platz zwei erhält stattdessen Lawson, der zuletzt in Spielberg einen Doppelsieg erzielte.

Bortolotti, den Konkurrenten schon vor dem Assen-Wochenende als enorm stark eingeschätzt hatten: "Mit Platz zwei bin ich sehr glücklich. Ich gehe jedes Rennen gleich an und will gewinnen. Es spielt für mich keine Rolle, ob ich Gaststarter bin oder nicht."

Van der Linde: Pech und trotzdem ein Punkt

Ganz großes Pech hatte unterdessen Titelanwärter Kelvin van der Linde. Der Abt-Audi-Pilot, von Platz acht gestartet, fuhr auf einer Strategie mit einem späten Boxenstopp, die durch das zweite Safety Car jedoch zunichtegemacht wurde. Van der Linde blieb bis zur Schlussphase auf der Strecke, fiel nach dem Pflicht-Reifenwechsel aber bis auf den 12. Platz zurück.

Durch Strafen für andere Fahrer und weil die Gaststarter Bortolotti und Christian Klien (P5) keine Punkte erzielen können, staubte der Südafrikaner als Zehnter zumindest einen Punkt ab. Van der Linde: "Sehr ungünstig und schade. Wir haben versucht, alles aus der Strategie herauszuholen. Eine Zeit lang lief es auch gut und wir wären als Dritter oder Vierter rausgekommen. Das ist Pech, gehört auch dazu."

Die Plätze vier bis acht belegten Titelanwärter Maximilian Götz (HRT-Mercedes), Gaststarter Christian Klien (JP-McLaren), Sheldon van der Linde (ROWE-BMW), Philip Ellis (Winward-Mercedes) und Esteban Muth (T3-Lamborghini). Sophia Flörsch (Abt-Audi) erzielte als Neunte ihre ersten Punkte beim DTM-Debüt, Lucas Auer (Winward-Mercedes) komplettierte die Top-10.

Das erste von zwei Rennen entwickelte sich schon früh zu einer wahren Ausfall-Orgie. Nachdem Dev Gore (Rosberg-Audi) das Rennen wegen seines Qualifying-Unfalls gar nicht erst aufnehmen konnte, krachte es noch vor der ersten Kurve. Pole-Setter Liam Lawson zog das Tempo trotz grüner Ampeln nicht sofort an, was zu einem Stau-Chaos mit zahlreichen 'Auffahrunfällen' im hinteren Feld und schließlich einer Safety-Car-Phase führte.

Bei allem Karbon-Kleinholz mussten die drei Mercedes-Piloten Daniel Juncadella (Winward), Vincent Abril (HRT) und Arjun Maini (GetSpeed) ihre Autos noch vor der zweiten Runde abstellen. Wenig später erwischte es auch Timo Glock (ROWE-BMW) und Formel-1-Rückkehrer Alex Albon. "Ich bin von Philip Ellis gerammt worden und musste wegen der Beschädigungen am Heck an die Box", sagte der Ferrari-Pilot nach dem Ausfall.

Mit Nico Müller sah auch der zweite Rosberg-Pilot die Ziellinie nicht und nach der zweiten Safety-Car-Phase, ausgelöst durch Trümmerteile auf der Strecke, musste mit Maxi Buhk (Mücke-Mercedes) ein siebter Fahrer sein Auto mit einem Schaden abstellen. Nur 13 der 20 ins Rennen gestarteten Autos sahen letztendlich die Zielflagge.

DTM Assen: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Nach dem Qualifying, das wegen eines Unfalls von Rosberg-Audi-Pilot Dev Gore für 13 Minuten unterbrochen werden musste, herrschte eine Weile Unklarheit über die Startaufstellung. Nach einigen zunächst gestrichenen und dann wieder hinzugefügten Rundenzeiten - zwischenzeitlich wurden 17 Fahrern die Zeiten wegen Track-Limit-Missachtung genommen - war es dann fix: Spielberg-Doppelsieger Liam Lawson startete vor Titelrivale Marco Wittmann von der Pole Position. Gaststarter Mirko Bortolotti präsentierte sich mit dem T3-Lamborghini erwartungsgemäß stark und holte Platz drei. Maximilian Götz, Philip Ellis und Christian Klien folgten auf den weiteren Startpositionen. Titelanwärter Kelvin van der Linde wurde nach dem Track-Limit-Chaos als Achter gewertet.

Das Wetter: Sonnenschein und gute Stimmung auf den Tribünen: der perfekte Mix für den Rennsamstag auf dem TT Circuit Assen. Die Fahrer nahmen das elfte Rennen der Saison 2021um 13:30 Uhr bei 15 Grad Außentemperatur (Strecke: 17 Grad) auf.

Der Start: Was für ein Chaos beim Start! Obwohl die Ampeln auf grün geschaltet hatten, zog Pole-Setter Liam Lawson das Tempo nicht direkt an. Dadurch staute sich das folgende Feld massiv auf, es schepperte mehrfach zwischen den Autos. Lawson blieb in Führung, dahinter schnappte sich Mirko Bortolotti den Zweitplatzierten Marco Wittmann. Maximilian Götz und Christian Klien beendeten die erste Runde auf P4 und P5. Der Stau am Start forderte Opfer: Mit Daniel Juncadella, Arjun Maini und Vincent Abril mussten drei Mercedes-Piloten vorzeitig aufgeben.

Der Re-Start zur 6. Runde: Nach vier Runden hinter dem Safety Car wurde das Rennen fliegend wieder freigegeben. Bortolotti klebte im Heck von Lawsons Ferrari, während dahinter Wittmann eine Lücke ließ. Kelvin van der Linde setzte sich gegen Christian Klien durch und übernahm den fünften Platz hinter Götz. Eine Runde später übernahm Bortolotti sogar die Führung mit seinem T3-Lamborghini, Lawson leistete keinen allzu großen Widerstand.

Der Re-Start zur 17. Runde: Kelvin van der Linde und Abt-Teamkollege Mike Rockenfeller sowie Maxi Buhk führten das Feld beim fliegenden Re-Start an - das Trio hatte allerdings seine Pflicht-Boxenstopps noch nicht eingelegt! Buhk machte Hintermann Götz keine Schwierigkeiten und stellte seinen beschädigten Mücke-Mercedes am Ende der Runde ab. Hinter Götz folgten Lawson, Wittmann, Bortolotti und Sheldon van der Linde auf den virtuellen Plätzen vier bis sieben.

Die Boxenstopps: Maximilian Götz von Platz drei eröffnete den Boxenstopp-Reigen in der 7. Runde. Die Strategie und der schnelle Radwechsel sollten sich bezahlt machen: Als Liam Lawson von P2 eine Runde später seinen Pflicht-Boxenstopp einlegte, zog der Mercedes-Pilot auf der Strecke vorbei.

Ähnlich erging es dem zu diesem Zeitpunkt Führenden Bortolotti, der nach einem vergleichsweise langsamen Radwechsel hinter dem neuen virtuellen Spitzenreiter Götz auf die Strecke zurückkehrte. Aus dem Spitzenfeld kam Marco Wittmann in Runde 12 rein und büßte nach der Ausfahrt aus der Boxengasse zwei Plätze ein.

Die Zwischenfälle: Nach einer frühen Safety-Car-Phase in Folge des Start-Staus schickte die Rennleitung das Safety Car in Runde 16 ein weiteres Mal auf die Strecke. Als Grund wurden herum liegende Trümmerteile auf der Strecke genannt.

Nach einer Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Neben dem Ausfall von Maxi Buhk gab es zudem einen Kontakt zwischen Sophia Flörsch und Esmee Hawkey im hinteren Teil des Feldes. Wenig später kassierte Lucas Auer eine 5-Sekunden-Zeitstrafe wegen eines Boxenstopp-Vergehens. Ähnlich erging es dem virtuell Führenden Marco Wittmann wegen einer Kollision mit Liam Lawson.

Die Ausfälle: Der durch Pole-Setter Liam Lawson ausgelöste Stau beim Start blieb nicht ohne Konsequenzen. Nach viel Kleinholz mussten die drei Mercedes-Piloten Arjun Maini, Daniel Juncadella und Vincent Abril schon nach der ersten Runde vorzeitig aufgegeben. Nach sieben Runden war auch für Timo Glock und seinen ROWE-BMW Feierabend.

Alex Albon sorgte in Runde 12 für den fünften vorzeitigen Ausfall im Rennen. Der Formel-1-Rückkehrer musste seinen Ferrari offenbar wegen eines technischen Problems am Boxenplatz abstellen. Und es wurde nicht besser: In Runde 14 musste das Rosberg-Team den Audi von Nico Müller in die Garage schieben - Doppelausfall für das Team, nachdem Dev Gore wegen seines Qualifying-Unfalls gar nicht erst hatte starten können.

Mit Maxi Buhk, der einen Großteil des Rennens mit einem beschädigten Mercedes bestritten hatte, folgte in Runde 17 kurz nach dem zweiten Re-Start ein weiterer Ausfall.