Für Alex Albon bleibt die DTM ein einjähriges Abenteuer, seitdem seine Rückkehr in die Formel 1 zu Williams offiziell besiegelt worden ist. Aber auch in der Tourenwagenserie hat der Thailänder, dessen ernsthaftes Interesse an der DTM zum Saisonbeginn angezweifelt wurde, seine Visitenkarte hinterlassen. Nach sechs von acht Rennwochenenden und vor dem anstehenden Event in Assen (17.-19. September 2021) belegt Albon mit 94 Punkten den sechsten Platz in der Meisterschaft.

Mit seinem Debütsieg auf dem Nürburgring überholte der AF-Corse-Pilot zwischenzeitlich Teamkollege Liam Lawson in der Tabelle, bis der Neuseeländer mit einem Doppelsieg - dem ersten in der DTM-Saison 2021 - zuletzt auf dem Red Bull Ring zurückschlug. Lawson belegt aktuell mit 135 Zählern den zweiten Gesamtrang hinter Spitzenreiter Kelvin van der Linde im Abt-Audi, der 147 Punkte sammeln konnte.

Albon ist es wie Lawson innerhalb kurzer Zeit gelungen, sich vom Formelauto auf den zuvor unbekannten Ferrari 488 GT3 einzuschießen. Und mit fortschreitendem Erfolg kam offenbar auch die Laune an der DTM. "Es macht mehr Spaß, als ich erwartet hatte", sagte Albon zuletzt in Monza. "Am Anfang war es knifflig, sich daran zu gewöhnen, aber ich habe es über das Jahr hinweg mehr und mehr genossen."

Albon: DTM entspannter als Formel 1

Die DTM sei im Vergleich zur Formel 1 eine andere Erfahrung gewesen, führte der 25-Jährige weiter aus. "Es geht entspannter zu", sagte Albon und meinte damit vermutlich sowohl den internationalen Medienrummel als auch die enorm straffen Team-Abläufe samt Meetings und PR-Verpflichtungen während eines F1-Wochenendes, die er 2019 und 2020 bei Toro Rosso sowie Red Bull kennengelernt hat.

Den Ausflug in die DTM habe es nach seinem Rauswurf als Stammfahrer bei Red Bull aber nicht gebraucht, um sich neu zu motivieren. Und den größten Druck mache er sich selbst. Albon: "Ich würde nicht sagen, dass das meine Liebe fürs Racing neu entfacht hat. Die war immer da. Das Feuer in mir brennt weiter sehr stark." Bei Williams steht der aktuelle Test- und Ersatzfahrer von Red Bull ab 2022 als Nachfolger von Mercedes-Aufsteiger George Russell vor einer weiteren neuen Herausforderung.

Erster DTM-Sieg für Alex Albon auf dem Nürburgring, Foto: DTM
Erster DTM-Sieg für Alex Albon auf dem Nürburgring, Foto: DTM

Albon: IndyCar reizvoller als Formel E

Das Comeback in der Formel 1 war stets Albons Priorität, doch im Falle eines Scheiterns hätte er laut eigener Aussage andere Optionen gehabt. Ein Besuch des legendären Indy 500 förderte die Faszination für die US-amerikanische Formel-Serie. "IndyCar hätte mich mehr gereizt als Formel E", merkte Albon an. Was heute kaum noch jemand weiß: Für die Formel-E-Saison 2018/19 stand er eigentlich schon als Stammfahrer bei Nissan e.dams fest, bis 20 Tage vor dem Saisonbeginn der Wechsel zu Toro Rosso in die Formel 1 klappte. Nissan stellte kurzfristig den Briten Oliver Rowland als Nachfolger vor.

Albon: "Du kannst für die F1 so viel planen wie du willst, aber wenn es nicht funktioniert, dann hast du nichts. Das Spiel kannst du nicht spielen. Meine Priorität lag immer auf der Formel 1. Hier werden die Entscheidungen aber ziemlich spät getroffen im Vergleich zu anderen Rennserien. Deshalb ist es knifflig, sich Optionen offenzuhalten."

Ob Albon nach Assen die weiteren ausstehenden DTM-Rennen auf dem Hockenheimring (01.-03. Oktober) sowie auf dem Norisring (08.-10. Oktober) bestreitet, steht offiziell noch nicht fest. Das erstmalige Finale auf dem Nürnberger Stadtkurs überschneidet sich zeitlich mit dem Türkei Grand Prix. Ursprünglich war geplant, dass Albon bei Kollisionen mit der Formel 1 seinen Job als Red-Bull-Testfahrer vorzieht. Bei bisherigen Terminkollisionen startete er allerdings stets in der DTM. Nick Cassidy stünde als Ersatzmann in den Startlöchern.