2023 soll sie ihre ersten Rennen bestreiten, doch schon bald könnten Fans einen Ausblick auf die neue Serie erhalten, die mit Elektro-Antrieben und wahnwitziger Leistung für Furore sorgen will: die DTM Electric, ein Teil der Zukunft auf der Plattform der der deutschen Traditionsrennserie.

"Wenn alles nach Plan läuft, sehen wir Elemente des DTM-Prototypen beim diesjährigen Saisonfinale auf dem Norisring. Das ist unser Ziel", sagte Michael Resl, Director Competition & Technology der DTM-Dachorganisation ITR bei einer Pressekonferenz an diesem Mittwoch. Erstmals in der über 30-jährigen Geschichte der DTM steigt das Saisonfinale auf dem berühmten Nürnberger Stadtkurs (08.-10. Oktober 2021).

Bereits beim letztjährigen Saisonabschluss auf dem Hockenheimring erhielten Zuschauer einen Eindruck, was hinter dieser DTM Electric steckt. Ein Demoauto mit der brachialen Leistung von umgerechnet 1.200 PS zog bei Präsentationsfahrten mehrfach schwarze Striche in den Asphalt. Fahrer wie Renn-Ikone Hans-Joachim Stuck oder der zweifache DTM-Champion Timo Scheider zeigten sich begeistert.

So funktioniert die DTM Electric: Mit 1.200 PS in die Zukunft! (07:18 Min.)

DTM Electric: Weltrekord im Rückwärtsfahren

Beim in Hockenheim präsentierten Boliden handelte es sich allerdings um ein Fahrzeug, das rein zu Demonstrationszwecken aufgebaut worden war. Der Antrieb basierte auf der Technologie des sogenannten 'Schaeffler 4e Performance', einem Konzeptfahrzeug auf Basis eines Audi RS 3 LMS. Der frühere Audi-Werksfahrer Daniel Abt machte das Auto schon 2018 zum YouTube-Star und stellte mit einem Topspeed von 209,7 km/h einen neuen Weltrekord auf - im Rückwärtsfahren!

"Ganz vorne steht die hohe Leistung, wir stellen uns vierstellige PS-Zahlen vor", erklärte Matthias Zink, Vorstand Automotive Technologies der Schaeffler AG, Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Die Rennen sollen im Gegensatz zur Formel E auf klassischen Rennstrecken ausgetragen werden. Ein interessantes Wettbewerbskonzept, die Renndistanz muss stimmen und es sollten unterschiedliche Teams oder Hersteller mit an Bord sein."

Die Motorentechnologie im Demofahrzeug stammte tatsächlich aus der Formel E. In der Elektro-Rennserie entwickelte Schaeffler seit dem Serienbeginn 2014 bis 2020 die elektrischen Antriebsstränge für Audi. Auch im Demo-Fahrzeug kam ein Einzelradantrieb mit variabler Antriebsmomentverteilung und Schlupfregelung zum Einsatz.

Class-1-Auto und DTM-Electric-Demoauto im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com
Class-1-Auto und DTM-Electric-Demoauto im Vergleich, Foto: Motorsport-Magazin.com

DTM Electric: Rennwagen in der Mache

Die Entwicklung des 'echten' Elektro-Renners läuft derweil auf Hochtouren. ITR-Mann Resl: "Direkt nach dem Finale in Hockenheim haben wir die Basis für den DTM-Electric-Prototypen zusammen mit unserem Innovationspartner Schaeffler gelegt. Das Engineering des Fahrzeugs ist im vollen Gange. Das Konzept für den Antriebsstrang, die Spezifikation der Batterie, Aerodynamik sowie das konzeptionelle Design des Fahrzeuges befinden sich in ihren jeweiligen Phasen der Fertigstellung."

Was genau bei der Renn-Version unter der Motorhaube werkelt und wie das Design einmal aussehen soll, ist aktuell noch geheim. "Es wird sich noch einiges am Fahrzeug verändern. Nicht ändern soll sich die Gesamtleistung. Man braucht Leistung im Motorsport, damit emotionalisiert man", ließ Dr. Jochen Schröder, Leiter Unternehmensbereich E-Mobilität bei Schaeffler, Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com durchblicken.

Der Rennauto der DTM Electric soll anders aussehen als das Demo Car, Foto: Toni Alex
Der Rennauto der DTM Electric soll anders aussehen als das Demo Car, Foto: Toni Alex

Berger: Transformation im Motorsport ein Muss

DTM-Boss Gerhard Berger zeigt sich seit längerer Zeit aufgeschlossen für Elektromobilität im Rennsport - solange die Autos nur ordentlich Leistung haben. Genau das störte den früheren Formel-1-Fahrer stets an der Formel E, die sich vom Österreicher gelegentlich einen Spruch mit Augenzwinkern versehen abholt.

Zu Beginn dieser Woche, vor dem anstehenden DTM-Rennwochenende auf dem Red Bull Ring (03.-05. September 2021), sagte Berger bei ServusTV: "Dass es eine gewisse Transformation geben muss im Motorsport, ist sicher klar. Wir arbeiten ja auch an einem Elektro-Tourenwagen für die Zukunft. Ich denke, man muss die Dinge ein wenig vermischen. Man weiß ja nicht, wohin die Reise geht. Man muss sich in alle Richtungen aufstellen."

Wichtig sei, dass bei allem Mobilitätswandel die Unterhaltung auf der Rennstrecke für die Fans nicht zu kurz kommt. Dabei führte Berger sein Lieblings-Beispiel, die MotoGP, ins Feld: "Man muss einfach tollen Sport bieten. Die MotoGP macht eigentlich wenig mit Elektro. Die bieten einen tollen Motorsport. Aber das ist auch das, wo dann 100.000 Leute zu den Rennen kommen. Wenn wir von Technologie sprechen, dann ist es super für die Hersteller oder die Sponsoren. Das Wichtigste ist aber der Fan, und der will ein tolles Autorennen sehen."

Spektakulärer Demo-Run auf dem Red Bull Ring

Ein weiterer Auftritt des DTM-Electric-Demoautos steht am kommenden Wochenende bei Bergers 'Heimspiel' in Spielberg bevor, der sogenannte 'DTM Electric Remote Run'. Dabei fährt das bekannte Demo-Fahrzeug im Vorfeld der Rennen am Samstag und Sonntag über den 4,326 Kilometer langen Kurs in der Steiermark - und zwar ohne, dass ein Fahrer im Auto sitzt! Gesteuert wird der Wagen von DTM Trophy-Champion Tim Heinemann aus einem hochmodernen Fahrsimulator, der 82 Kilometer entfernt beim DTM-Partner AVL in Graz steht.

Das funktioniert konkret über das inzwischen bekannte Lenksystem mit dem Namen Space Drive, das auch aktuell in der DTM zum Einsatz kommt. Das von Schaeffler Paravan entwickelte System, bei dem keine mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe vorhanden ist, sondern stattdessen mittels Steer-by-Wire-Technologie gesteuert wird, könnte auch ein Bestandteil der DTM Electric werden.

DTM Electric: 1.200 PS und mächtig Dampf an der Kette!, Foto: Toni Alex
DTM Electric: 1.200 PS und mächtig Dampf an der Kette!, Foto: Toni Alex

Remote Control oder autonom agierende Fahrzeuge seien vorstellbar, um beispielsweise Sicherheit und Chancengleichheit während Safety-Car-Phasen zu erhöhen. Für den sportlichen Wettbewerb auf der Strecke bleibe der Fahrer aber unersetzlich, wie es in einer Pressemitteilung der ITR heißt.

Benedikt Böhme, Geschäftsführer der DTM-Dachorganisation ITR: "Der DTM Electric Remote Run ist der nächste Schritt auf dem Weg hin zu einer vollelektrifizierten High-Performance-Rennsportserie. Das Projekt zeigt Elemente, die künftig im Rahmen einer völlig neu gedachten, globalen, elektrifizierenden Rennserie zum Einsatz kommen könnten, wie wir sie mit der DTM Electric neben der bewährten DTM aufbauen wollen. Zudem zeigt es, welche Innovationskraft unsere Plattform für Entwicklungen der Mobilität der Zukunft besitzt."