Ein Lawson gegen drei Äbte: Beim vergangenen DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring ging es zwischen Red-Bull-Nachwuchspilot Liam Lawson im Ferrari und den drei Fahrern des Rennstalls aus Kempten mehrfach zur Sache. Mit Markus Winkelhock, der in der Eifel für Le-Mans-Starterin Sophia Flörsch einsprang, krachte es im Samstagsrennen auf sowie neben der Rennstrecke.

Am darauffolgenden Sonntag kamen sich Lawson und van der Linde zunächst im Qualifying und wenige Stunden später auch im Rennen ins Gehege. Die Bilanz: Der Neuseeländer blieb nach einer Durchfahrtsstrafe sowie einem Aufhängungsschaden punktelos, während van der Linde und der ebenfalls in die Dreier-Kollision verwickelte Teamkollege Mike Rockenfeller vorzeitig ausschieden.

Lawson, der als Gesamtzweiter in der Meisterschaft zum Nürburgring gereist war und jetzt den fünften Platz belegt, musste sich nach diesen Vorfällen einige Kritik gefallen lassen, auch wegen vermeintlich überaggressiver Fahrweise. Geht das 19-jährige Toptalent in seiner ersten und womöglich einzigen Saison mit einem GT-Rennwagen in bestimmten Situationen zu eifrig zur Sache?

"Ich ändere überhaupt nichts an meinem Fahrstil", wehrte sich Lawson bei einer DTM-Pressekonferenz an diesem Mittwoch kurz vor dem Beginn des fünften Rennwochenendes auf dem Red Bull Ring (03.-05. September 2021). Nach einer Analyse der Unfälle will er das Geschehene nun hinter sich lassen und den Fokus auf den weiteren Titelkampf in der DTM richten.

Lawson nach Abt-Crash: Kann passieren

Lawson versöhnlich: "Ich habe nach dem Rennen mit Kelvin gesprochen. So etwas kann auf der Strecke passieren und es ist wichtig, dass es abseits der Piste nicht zu Ablenkungen kommt. Es ist wirklich nicht nötig, den Leuten etwas vorzuhalten. Das ist jetzt Vergangenheit. Wir müssen weitermachen und uns auf das kommende Wochenende konzentrieren."

Die komplette Schuld bei der Kollision in der engen NGK-Schikane, als Lawson seinen Nebenmann van der Linde in Rockenfellers Audi drückte, wodurch sich der frühere DTM-Champion drehte, wollte er allerdings nicht auf sich nehmen. "Ab dem Punkt, als ich mich für diesen Weg entschieden hatte, konnte ich nichts mehr machen. Er (van der Linde; d. Red.) hat mich beim Bremsen ins Gras gedrückt, deshalb konnte ich nicht so gut verzögern."

DTM Nürburgring 2021: Zusammenfassung des Chaos-Rennens (04:03 Min.)

Lawson vs. Winkelhock: In der Hitze des Gefechts...

Auch den Samstags-Crash mit DTM-Rückkehrer Winkelhock wollte Lawson nun ad acta legen. Das anschließende Verbalgefecht noch im Parc ferme führte der Nachwuchspilot auf die berühmte "Hitze des Gefechts" zurück: "Da ist viel Adrenalin im Spiel. Du kannst nicht nachvollziehen, wie man sich in solchen Situationen manchmal fühlt. Ich war verärgert, dass ein Fahrer, der nur an diesem Wochenende fuhr, einen Kandidaten des anderen Teams aus dem Rennen nimmt."

Lawson habe Winkelhock beim hitzigen Austausch nach dem Rennen nicht beleidigen wollen. Der 41-Jährige räumte ein, in dieser Situation zu ungestüm zu Werke gegangen zu sein, war mit Lawsons Verhalten aber alles andere als einverstanden. Statt die Entschuldigung anzunehmen, habe Lawson ihn "stattdessen aufs Übelste und mit Schimpfwörtern, die absolut unter der Gürtellinie lagen, verbal attackiert".

Renn-Veteran Winkelhock weiter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Ich musste mich wirklich zusammenreißen, denn solch eine üble Reaktion habe ich selten erlebt. Ich habe ihm empfohlen, wenn er noch einmal das grüne Auto von hinten kommen sieht, soll er besser in die Boxengasse abbiegen..."

Albon trotz F1-Überschneidung in der DTM

Nach dem punktelosen Eifel-Wochenende, das Lawson als "komplettes Desaster" bezeichnete, geht es nun weiter zum 'Heimrennen' in Spielberg. In Österreich startet er erneut an der Seite von Nürburgring-Sieger und Red-Bull-Ersatzpilot Alex Albon, der entgegen erster Pläne bei Überschneidungen mit der Formel 1 (Niederlande GP in Zandvoort) nun doch in der DTM antritt.

Der Thailänder, der im Gegensatz zu Lawson unentschuldigt in der gut besuchten Online-Pressekonferenz am heutigen Mittwoch fehlte, belegt den vierten Gesamtplatz mit zwei Punkten Vorsprung auf seinen AF-Corse-Teamkollegen. Ob er auch alle weiteren DTM-Rennen in der Saison 2021 bestreiten wird, stand auf Nachfrage beim Team noch nicht fest. Als Ersatzmann steht der Neuseeländer Nick Cassidy parat.

Lawson vor den beiden Rennen auf dem Red Bull Ring, dessen Streckencharakteristik dem Ferrari 488 GT3 liegen sollte: "Mein Plan ist, jedes Rennen zu gewinnen. Das ist Jedermanns Ziel. Die letzten Runden waren schwierig. Unser Team macht aber einen tollen Job und die Ergebnisse zeigen nicht, was hinter den Kulissen vor sich geht. Wir haben das Potenzial für stärkere Wochenenden und sollten die Lücke schließen können." Lawson fehlen nach acht von 16 Saisonrennen 49 Punkte auf Spitzenreiter Kelvin van der Linde.