Zur Halbzeit der DTM-Saison 2021 geht es unter den Titelanwärtern mächtig zur Sache. Am Sonntag auf dem Nürburgring kollidierten Spitzenreiter Kelvin van der Linde und Liam Lawson, der als Gesamtzweiter in die Eifel gereist war, gleich zweimal! Schon im Qualifying ging es los, als die beiden Rivalen sich beim Kampf um die bessere Streckenposition ins Gehege kamen und leicht kollidierten.

"Der hat wohl gedacht, dass wir ein Rennen fahren", sagte van der Linde, und weiter: "Ich mache ihm keine Vorwürfe. Solange so etwas nicht noch mal im Rennen passiert, ist das okay." Ob der Abt-Audi-Pilot da schon etwas geahnt hatte? Tatsächlich sollte es im wenige Stunden später folgenden Rennen noch einmal folgenreich zwischen den beiden scheppern.

In der 18. Runde des insgesamt chaotischen Rennens kam es zum Dreifach-Crash zwischen Ferrari-Youngster Lawson und den Abt-Audis von van der Linde und dessen Teamkollege Mike Rockenfeller. Auf dem Weg in die Schikane nach einer Safety-Car-Phase versuchte sich Lawson auf der Innenseite an van der Linde vorbeizuquetschen. Das Vorhaben ging allerdings schief.

Ein Crash, drei Ausfälle

Der Neuseeländer drückte van der Linde gegen Nebenmann Rockenfeller, der die Kontrolle über seinen R8 verlor und sich drehte. Beide Audi-Fahrer mussten ihre beschädigten Autos daraufhin an der Boxengasse abstellen. Lawson kassierte für den Vorfall eine Durchfahrtstrafe und gab später vorzeitig auf, nachdem er inklusive zweier Reifenschäden insgesamt fünf Mal durch die Boxengasse gefahren war. Laut Teamangaben hatte er sich einen Aufhängungsschaden zugezogen.

Van der Linde, der nach seinem Start/Ziel-Sieg am Samstag diesmal als Siebter und damit bestplatzierter Audi ins Rennen gestartet war, ließ kurz nach dem Ausfall seinen Frust raus. "Erst im Qualifying, dann im Rennen. Ich weiß nicht, was er überhaupt will", sagte der 25-Jährige bei Sat.1. "Sein Rennen ist eh im Arsch. Dann kommt er über die Wiese gefahren. Da waren zwei, drei Autos nebeneinander. Ich habe keine Ahnung, was er da machen will!"

Lawson hatte zu diesem Zeitpunkt nach einer leichten Berührung mit dem Frontsplitter von Maximilian Götz' Mercedes bereits einen ungeplanten Boxenstopp einlegen müssen. Die Kollision mit dem Abt-Duo war schließlich der Negativ-Höhepunkt eines gebrauchten Wochenendes, von dem der Formel-2-Pilot ohne Punkte als Fünfter in der Meisterschaft abreist.

DTM Nürburgring 2021: Zusammenfassung des Chaos-Rennens (04:03 Min.)

Lawson erklärt Unfall mit Abt-Audis

"Auf dem Weg in die Schikane war ich hinter Kelvin", erklärte Lawson die Situation aus seiner Sicht. "Ich habe es versucht, weil er die Tür offen gelassen hat. Wir kamen auf die Kurve zu und da waren mehrere Autos. Das war auf jeden Fall keine Absicht, ich habe es einfach versucht. Sehr frustrierend, kein guter Tag für uns und auch nicht für ihn."

Und auch nicht für Rockenfeller, der am Samstag wegen einer nachträglichen Strafe für Gaststarter Luca Stolz auf den dritten Rang vorgerückt war. Von Startplatz neun wollte der frühere DTM-Champion weitere Punkte für die Meisterschaft sammeln. Das Vorhaben endete in einem unverschuldeten Dreher samt Ausfall.

Rockenfeller bei Sat.1: "Für mich war klar, dass Kelvin innen und ich außen bin. Dann wird es in der Schikane schon extrem eng mit zwei Fahrern. Und Lawson hat einfach etwas probiert, das nicht geht. Man muss halt immer bedenken, was dann noch kommt. Er ist noch ein bisschen unerfahren und muss das noch lernen. Kelvin hat mich getroffen, weil Lawson ihn innen überholen wollte. Aber er muss bedenken, dass davor auch noch ein Auto ist."

Abt-Teamchef: DTM sollte kein Autoscooter sein

Das Abt-Team bezeichnete den Sonntag nach dem doppelten Podesterfolg am Vortag als einen Alptraum. "So schön der Samstag war, so bitter war für uns der Sonntag. Wir wollen harte Zweikämpfe sehen. Aber die DTM sollte kein Autoscooter werden", sagte Teamchef Thomas Biermaier.

Van der Linde beendet die erste Saisonhälfte erwartungsgemäß als 'Halbzeit-Meister'; auch wenn ihm persönlich dieser höchst inoffizielle Titel nicht bedeutet, wie er versichert. Nach drei Start/Ziel-Siegen und dem ersten punktelosen Rennen am Sonntag führt er die Meisterschaft mit 129 Zählern an. Dauerrivale Maximilian Götz (HRT-Mercedes) belegt mit 96 Punkten den zweiten Platz, gefolgt von Marco Wittmann (94) und Sonntags-Sieger Alex Albon (82). Rockenfeller ist Siebter nach einem schwierigen Saisonstart und sammelte bislang 61 Punkte.