Gary Paffett wird der DTM-Saison 2021 nicht mehr für Mücke Motorsport an den Start gehen. Das teilte der traditionsreiche Rennstall aus Berlin am Donnerstagvormittag mit. Maximilian Buhk soll auch bei den verbleibenden fünf Rennwochenenden des Jahres den Mercedes-AMG GT3 mit der Startnummer #18 pilotieren. Das Team begründet die Entscheidung mit Reisebeschränkungen und der Corona-Pandemie.

Vor der Saison stellte Mücke den zweifachen DTM-Champion als Fahrer vor. Doch schon die Vorbereitung auf das Jahr lief holprig. Paffett reiste bei den Testfahrten auf dem Hockenheimring und auf dem Lausitzring vor dem letzten Testtag ab, um rechtzeitig beim Rennwochenende der Formel E in Rom beziehungsweise in Monaco zu sein. In der Elektrorennserie ist der Brite der Berater des Mercedes-Werksteams.

Die Termine der ersten beiden DTM-Wochenenden überschnitten sich mit den Formel-E-Events in Puebla und London, sodass Paffett den Start in die GT3-Ära der Rennserie verpasste. Am vergangenen Wochenende verhinderten die in Belgien geltenden Einreisebestimmungen seine Teilnahme an der dritten Veranstaltung des in Zolder. Aus verschiedenen Gründen sei es für Paffett nicht möglich, die erforderliche zehntägige Quarantäne einzuhalten, teilte Mücke Motorsport damals mit. Diese ist unter anderem für Einreisende aus Großbritannien vorgeschrieben.

Paffett bedauert DTM-Rückzug

"Die Situation ist sehr frustrierend. Ich bin sehr enttäuscht, dass ich in dieser Saison nicht an der DTM teilnehmen kann", sagt Paffett. "Es tut mir vor allem für das Team und meine Fans leid, die sich wohl sehr darauf gefreut haben, ein gemeinsames Wiedersehen in der DTM zu feiern."

Nach den jüngsten Meldungen sahen die aktuellen Planungen bis dato vor, dass Paffett ab dem Event auf dem Nürburgring (20. bis 22. August) den GT3-Sportwagen von Buhk steuern wird. Auf der Rennstrecke in der Eifel begann im Jahr 2003 seine DTM-Karriere.

Für Peter Mücke, Teamchef von Mücke Motorsport, ist es wichtig, nun besser planen zu können: "Wir bedauern, diese Entscheidung treffen zu müssen, aber sie ist richtig und gibt für alle Beteiligten Planungssicherheit für die Saison. Dass Gary ein sehr guter Fahrer ist, steht völlig außer Frage. Aber die Probleme, die wir im Moment durch Corona haben, lassen sich nicht wegdiskutieren. Gary hat keine realistische Chance, einfach her zu kommen, um zu testen. Da muss man schon fair sein, auch ihm gegenüber. Von daher ist es aktuell besser, dass Maxi weiterfährt. Er kennt das Auto, er kennt das System, er kennt das Team und von daher können wir in dieser Konstellation sicher am besten arbeiten."

Space Drive! Technologie-Revolution unter der Lupe (12:19 Min.)

Der eigentlich für Paffett vorgesehene Mercedes-AMG-Sportwagen ist mit dem Space-Drive-Lenksystem von Schaeffler Paravan ausgerüstet. Es verzichtet auf eine herkömmliche Lenkstange. Die Bewegungen des Fahrers am Lenkrad werden elektronisch an das Lenkgetriebe übertragen und darin umgesetzt. In der DTM kommt es auch in Timo Glocks BMW M6 GT3 sowie in Sophia Flörschs Audi R8 LMS zum Einsatz. Die Abt-Fahrerin wird beim kommenden Rennwochenende auf dem Nürburgring wegen einer Terminüberschneidung mit dem 24 Stundenrennen von Le Mans durch Markus Winkelhock ersetzt.

Berger kritisiert Paffett

"Die Tests mit dem Space Drive System waren sehr überzeugend", sagt Paffett. "Ich werde weiterhin als Markenbotschafter für Schaeffler Paravan tätig sein, um bei der Entwicklung des Space Drive Systems und anderer zukünftiger Projekte unterstützen zu können. Die Technologie hat mich sehr beeindruckt und ich bin begeistert, daran beteiligt zu sein."

DTM-Boss Gerhard Berger stichelte einst gegen Paffetts Entscheidung, die Formel E zu bevorzugen. Der Österreicher spottete beim Auftakt in Monza im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Gary Paffett ist Rennfahrer. Wenn er lieber Management macht, hätte ich auch einen Job für ihn." Außerdem sagte er: "Ich habe es von meinem Team erfahren, dass er nicht dabei ist. Aber: Macht doch nix! Das ist eine tolle Chance für Maxi Buhk, der ein sehr guter Fahrer ist, auch in der DTM zu zeigen, was er drauf hat. Ein Problem hätte ich, wenn ich Gary Paffett wäre. Da würde ich sagen: 'Ich habe doch einen Fahrersitz, warum sitze ich dann in Mexiko am Meeting-Tisch?' Das ist aber nicht mein Thema."

Bevor Paffett sich bei den ersten Rennen zugunsten der Formel E entschieden hatte, war ein wichtiger Faktor in der Öffentlichkeit kaum bekannt: Der 40-Jährige zählt inzwischen zu den wichtigsten Personen im Formel-E-Teammanagement von Mercedes an der Seite von Teamchef Ian James. "Eigentlich kann man da nicht mehr auf ihn verzichten", bestätigt ein Insider bei Motorosport-Magazin.com.

Podium im Visier

Buhk startete mit einem Punkteergebnis in die DTM-Saison 2021. Beim ersten Monza-Rennen wurde er nach Vincent Abrils Disqualifikation als Sechster gewertet. Beim zweiten Rennwochenende des Jahres sammelte er als Zehner erneut Punkte für die Gesamtwertung. In Zolder ging er erstmals in der DTM leer aus. Der 28-Jährige lag am Samstag aussichtsreich auf der vierten Position, ehe er wegen eines Schadens, der aus einer vorherigen Kollision resultierte, ausschied.

Der Norddeutsche hat sich Einiges für die nächsten Rennen vorgenommen: "Mein Ziel ist es nicht nur in die Punkte zu fahren, sondern auch auf dem Podium zu stehen. Ganz klar muss dies das Ziel sein. Wir werden weiter alles daransetzen, das System unter den harten Bedingungen der DTM weiterzuentwickeln und wichtige Erkenntnisse gewinnen. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die DTM ist eine besondere GT3 Serie; das Format ist anders, man sitzt allein im Auto, die Boxenstopps erfolgen ohne die in anderen Serien übliche Mindestzeit, und das ganze Umfeld ist anders. Es macht sehr viel Spaß."

Ob Buhk tatsächlich bei allen Rennen für Mücke in der DTM an den Start gehen wird, ist aktuell noch nicht final bestätigt. Der Termin des vorletzten Rennwochenendes der DTM auf dem Hockenheimring kollidiert mit dem Event des ADAC GT Masters auf dem Sachsenring, wo er für Landgraf-HTP WWR startet. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist es der Anspruch von Mücke Motorsport, Buhk bei allen DTM-Events einzusetzen.