Nach einer fast achtstündigen Verhandlung beim zweiten DTM-Wochenende auf dem Lausitzring haben die Sportkommissare eine Entscheidung im 'Fall Monza' getroffen. Vincent Abril vom Haupt Racing Team (HRT) wird von der Wertung des ersten Rennwochenendes des Jahres 2021 in Monza ausgeschlossen. Der Monegasse verliert damit sämtliche Ergebnisse des Events in Italien.

Der Grund für die Entscheidung ist, dass die aus dem Mercedes-AMG GT3 entnommene Benzinprobe nicht mit der in Monza hinterlegten Referenzprobe des ausgegebenen Kraftstoffs übereinstimmte. Das ergab eine nachträgliche Analyse der Probe in einem Referenzlabor. Damit verstieß das Fahrzeug mit der Startnummer #5 gegen Artikel 45.5 des DTM-Reglements.

Im entsprechenden Artikel des Regelwerks heißt es: "Nur der vom Serienausschreiber/Promoter für die betreffenden Veranstaltungen vorgeschriebene Serienkraftstoff darf verwendet werden. Zu keinem Zeitpunkt der Veranstaltung darf sich nach der Technischen Abnahme ein anderer als der vorgeschriebene Kraftstoff in einem von der Technischen Abnahme abgenommenen Fahrzeug befinden. (...) Verändern des vorgeschriebenen Kraftstoffes ist verboten. So dürfen zum Beispiel keinerlei Substanzen hinzugefügt, entfernt oder in ihrer Konzentration verändert werden. Jegliches Vermischen mit anderen Kraftstoffen ist verboten; auch dann, wenn dieser bei einer der vorausgegangenen Veranstaltungen zugewiesen wurde."

HRT-Geschäftsführer kündigt Berufung an

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bei HRT-Geschäftsführer Ulrich Fritz hat dieser bestätigt, innerhalb der vorgeschriebenen Frist vor Ort Berufung gegen das Urteil der Sportkommissare anzukündigen. Damit sind alle Punktestände in Monza und Lausitzring nicht finalisiert.

In einem Statement des HRT-Rennstalls sagt Fritz: "Diese heutige Entscheidung der DTM-Sportkommissare hat uns überrascht. Wir sind Sportsleute und werden uns dafür einsetzen, dass die Umstände, die zu dieser Strafe geführt haben, vollständig aufgeklärt werden können. Wir können uns nicht erklären, wie es zu den Abweichungen bei der Spritprobe kommen konnte und werden daher in Berufung gehen."

In der Entscheidung der Sportkommissare ist zusätzlich Fritz' folgende Aussage protokolliert: "Wir haben unsere Benzinfässer am Donnerstag als erstes Team gefüllt. Vielleicht waren die Leitungen der Benzintrucks verunreinigt. Um die Analyse in Gänze zu verstehen, benötigen wir den vollständigen Bericht der Analyse."

Der Technische Delegierte Sebastian Amorth erklärte laut dem Dokument: "Die Referenzprobe wurde am Freitagmorgen von Wolfgang Dammert (DEKRA) genommen. Er war auch derjenige, der die Proben an das DEKRA-Labor übergeben hat, welches durch die FIA und den DMSB zertifiziert ist. Ich habe die Ergebnisse der Benzinanalyse erhalten und unverzüglich an den Sportkommissar Robert Magin gesendet.

Rookie-Abril fuhr auf die Pole Position

Abril fuhr bei seiner DTM-Premiere im ersten Qualifying die Pole Position ein und beendete das Rennen hinter Liam Lawson im AF-Corse-Ferrari auf dem zweiten Platz. Am Sonntag startete er von der sechsten Position ins zweite Rennen, das er als Elfter beendete.

Sollte HRT mit der angekündigten Berufung scheitern und die Ergebnisse aus Monza tatsächlich viele Wochen später geändert werden, könnte sich AF Corse in Rennen 1 über ein Doppel-Podium freuen: Nach einer Disqualifikation Abrils würde sein HRT-Teamkollege Maximilian Götz auf P2 und Alex Albon (AF Corse) von P4 auf den dritten Platz vorrücken.

Als Samstags-Polesetter in Monza würde anstelle von Abril der Mercedes-Markenkollege Daniel Juncadella (GruppeM Racing) geführt werden. Er würde dadurch einen zusätzlichen Punkt für die Gesamtwertung erhalten. Die Top-3 im Qualifying erhalten drei, zwei beziehungsweise einen Zähler.

Beim Sonntagsrennen hätte der Wertungsausschluss des HRT-Fahrers keine Auswirkung auf die Gesamtwertung. Er verpasste die Top-10 und damit auch die Punkteplätze.

Vincent Abril startet mit HRT-Mercedes zu seiner ersten Saison in der DTM, Foto: DTM
Vincent Abril startet mit HRT-Mercedes zu seiner ersten Saison in der DTM, Foto: DTM

Längste DTM-Verhandlung

Die Verhandlung geht als längste in der Geschichte der traditionsreichen Rennserie ein. Sie begann am heutigen Freitag um 10:00 Uhr. Das Urteil wurde laut offiziellem Dokument um 17:55 Uhr verkündet.

Am 28. Juni veröffentlichte der AvD, seit diesem Jahr sportlicher Ausrichter der DTM, überraschend die Meldung, dass das Ergebnis des 1. Qualifyings in Monza aus sportrechtlichen Gründen noch nicht finalisiert werden könne. Dieses lag zu diesem Zeitpunkt bereits neun Tage zurück. Als Grund für die Verzögerung führte der AvD an, dass es sich um ein "schwebendes Verfahren" handele.