Am letzten Tag der offiziellen ITR-Testfahrten auf dem Lausitzring fand wie am Vortag ein BoP-Test statt. Er soll der DTM und dem für die BoP zuständigen technischen Dienstleister AVL valide Daten bieten, um eine effektive Leistungsangleichung der verschiedenen Fahrzeuge für die Saison 2021 zu ermöglichen. Der zweite BoP-Test am Donnerstag brachte wie die 20-minütige Sitzung am Mittwoch erstaunliches zutage. Von Bluff konnte diesmal aber nicht die Rede sein.

Zuvor begann aber das große Zittern, denn der Test stand kurz vor Beginn aufgrund eines kurzzeitigen Wetterumschwungs wegen einsetzenden Nieselregens auf der Kippe. Just zum geplanten Zeitpunkt (12:40 Uhr) kam dann aber sogar die Sonne zum Vorschein, was jedoch keinen positiven Einfluss auf die Temperaturen im Vergleich zum Mittwoch hatte. Da betrug die Luft- und Streckentemperatur elf beziehungsweise 18 Grad Celsius, am heutigen Donnerstag elf beziehungsweise nur 13 Grad Celsius. Trotzdem wurden durchweg deutlich schnellere Zeiten als tags zuvor gefahren, obwohl kein neuer S8M-Reifensatz zur Verfügung stand, sondern exakt die schon gestern benutzen Pneus von Einheitslieferant Michelin. Der geforderte Kraftstoffinhalt blieb bei 30 Kilogramm bestehen

Die Bestzeit fuhr AF-Corse-Ferrari-Pilot Alex Albon, der als erster Fahrer überhaupt unter 103 Sekunden (1:42,904 Minuten) blieb und damit auch erstmals eine Zeitenliste anführte. Die besseren Streckenbedingungen im Vergleich zum Vortag sind eine von mehreren Erklärungen für die schnellere Rundenzeit. Heute befindet sich mehr Gummiabrieb auf der Ideallinie. Die theoretisch beste Rundenzeit war mit 1:42,710 Minuten knapp zwei Zehntelsekunden schneller als jene von Albon. Sie setzt sich zusammen aus Kelvin van der Lindes Bestzeiten im ersten und dritten Sektor (31,183 Sekunden und 33,220 Sekunden) sowie Liam Lawsons Bestzeit im mittleren Streckenabschnitt (38,307 Sekunden). Audi-Fahrer van der Linde demonstrierte die Highspeed-Stärke seines R8 LMS GT3, während Lawson im kurvenreichen Sektor das hohe Abtriebslevel seines Ferrari 488 GT3 Evo unterstrich.

Zwei Ferrari in Top-3

Der bisherige Leader Maximilian Götz (HRT-Mercedes-AMG) war allerdings nur 0,248 Sekunden langsamer als Albon. In Liam Lawson war auch der zweite Ferrari-Fahrer mit 1:43,270 Minuten deutlich (1,287 Sekunden) schneller als am Vortag unterwegs. DTM-Novizin Sophia Flörsch blieb als einziger der insgesamt nur sieben Starter über ihrer beachtlichen persönlichen Bestzeit vom Vortag, mit dem sie den BoP-Bluff aufgedeckt hatte.

Nicht am Start waren, wie schon berichtet, Nico Müller (Team Rosberg-Audi) und Gary Paffett (Mücke-Mercedes-AMG), die beide schon auf dem Weg zum am Samstag stattfindenden ePrix nach Monte Carlo waren sowie die beiden BMW-Piloten Timo Glock (ROWE Racing) und Marco Wittmann (Walkenhorst Motorsport), für die schon am morgigen Freitag die Vorbereitung auf das 24h-Qualifikationsrennen auf dem Nürburgring am Sonntag beginnt. Mücke Motorsport verzichtete wie die beiden BMW-Teams auf den Einsatz am dritten Testtag. Eigentlich hatte der Rennstall aus Berlin wie schon beim ersten ITR-Test in Hockenheim geplant, am Donnerstag Maximilian Buhk einzusetzen. Damals war das für Paffett bestimmte Auto anders als beim aktuellen Test noch nicht mit dem Space-Drive-Lenksystem ausgestattet.

Mücke spult Testprogramm an zwei Tagen ab

Teamchef Peter Mücke erklärte Motorsport-Magazin.com, dass sich der Rennstall offiziell vom Test abgemeldet habe, nachdem das geplante Programm der ersten beiden Testtage problemlos abgespult worden sei. Allerdings will er mit seiner Mannschaft vor dem Saisonstart in Monza (18. bis 20. Juni) noch einen privaten Test durchführen. Wann und auf welcher Rennstrecke dieser Test geplant ist, ist aktuell nicht bekannt.

Statt Müller kam im Rosberg-Audi Dev Gore und bei ABT-Audi statt Mike Rockenfeller der DTM-Neuling Kelvin van der Linde im BoP-Test 2 zum Einsatz. Wie am Vortag durfte jeder Rennstall einen Piloten einsetzen. Motorsport-Magazin.com wurde inzwischen vom Team bestätigt, dass - wie am Vortag angenommen - Rockenfeller wegen falsch eingestellter Reifendrücke während des ersten BoP-Tests vergleichsweise wenige Runden und dabei "langsame" Zeiten fuhr.

Ausschlaggebend für die Nominierung der Teilnehmer war die nominelle und nicht die faktische Teamzugehörigkeit. So konnte AF Corse zwei Fahrzeuge in den Testschicken, da es sich auf dem Papier bei AlphaTauri AF Corse und Red Bull AF Corse um zwei unterschiedliches Team handelt. Gleiches gilt für Abt. Der Rennstall aus dem Allgäu tritt unter den Nennungen Team ABT (Sophia Flörsch) und Team ABT Sportsline (Mike Rockenfeller und Kelvin van der Linde) auf.

Zeiten BoP-Test-2 im Vergleich zu BoP-Test 1

Pos.Name TeamZeitUnterschied zu BoP-Test 1
1Alex AlbonAlphaTauri-AF-Corse-Ferrari1:42,904 Minuten-0,714 Sekunden
2Maxi GötzHRT-Mercedes-AMG1:43,152 Minuten-0,856 Sekunden
3Liam LawsonRed-Bull-AF-Corse-Ferrari1:43,270 Minuten-0,713 Sekunden
4Kelvin van der LindeABT-Audi1:43,373 Minutenohne Zeit
5Lucas AuerWINWAD-Mercedes-AMG1:43,562 Minuten-0,035 Sekunden
6Dev GoreRosberg-Audi1:44,346 Minutenohne Zeit
7Sophia FlörschABT-Audi1:44,902 Minuten+0,344 Sekunden