DTM-Starterliste: Am Mittwoch und Donnerstag waren 15 Autos im Einsatz: sieben Mercedes-AMG GT3 (je 2x HRT und Winward, je 1x Mücke, GetSpeed, GruppeM), vier Audi R8 LMS GT3 (2x Rosberg, je 1x Abt, 1x Schaeffler-Paravan-Testauto), zwei BMW M6 GT3 (je 1x Walkenhorst, ROWE) und zwei Ferrari 488 GT3 (2x AF Corse). 19 Fahrer wechselten sich am Steuer ab.

Verlorene Zeit:Am Mittwoch verloren die DTM-Teams über drei Stunden Fahrzeit. Die erste rote Flagge (Lärmüberschreitung von DTM-Trophy-Autos) führte zu 13 Minuten Unterbrechung, die zweite (Dev Gore im Kiesbett) zu 9 Minuten Zwangspause. Wegen der Lärmbestimmungen wurde die Mittagspause von einer auf zwei Stunden verlängert. Um 16:10 Uhr musste die Session wegen schlechter Sicht für eine Stunde unterbrochen werden. Im Anschluss fuhr wegen des schlechten Wetters und Schneefall kein Auto mehr auf die Strecke.

Lärm-Ärger: Der Donnerstag wurde von der ITR kurzfristig als B-Test mit höheren erlaubten Dezibel-Werten angemeldet, um die Lärmbestimmungen zu erfüllen. Daraus resultierten erneut zwei Stunden Mittagspause statt der eigentlich geplanten 60 Minuten. Durch die Ummeldung konnten die fünf "zu lauten" BMW M4 GT4 aus der DTM Trophy immerhin ihr Testprogramm fortsetzen, andernfalls wäre vorzeitig Feierabend gewesen.

DTM und die Balance of Performance

Spezielle BoP: Für die Balance of Performance ist Dienstleister AVL aus Österreich verantwortlich. In Hockenheim kam eine spezielle Test-BoP zum Zuge mit Blick auf größtmöglichen Power-Output. Ziel waren hier nicht die schnellstmöglichen Rundenzeiten, sondern ein Startpunkt für die weitere Entwicklung der virtuell ausgearbeiteten Einstufung. Die DTM-Autos sollen nicht nur vergleichbar leistungsfähig sein, sondern auch möglichst geringe Restriktionen aufweisen.

Turbo-Änderung: Natürlich war die BoP schon in Hockenheim ein großes Thema im Fahrerlager - auch wegen der Autos mit einem Turbo-Motor, namentlich BMW M6 GT3 und Ferrari 488 GT3. Beide Boliden, ausgestattet mit einem V8-Biturbo, wechselten über Nacht auf Bitte der ITR die Fahrzeugeinstellungen. "Für Autos mit einem Turbo-Motor hat es im Sinne der BoP-Validierung eine alternative Motor-Mapping-Information gegeben", teilte die ITR gegenüber Motorsport-Magazin.com mit.

Sandbagging-Sorgen: Wo BoP ist, da ist Sandbagging meist nicht weit entfernt im Motorsport. Sechs der sieben Mercedes führten die Zeitenliste am Donnerstag an. HRT-Teambesitzer Hubert Haupt zu Motorsport-Magazin.com: "Wir sind offen und zeigen alles, während sich andere 'verstecken' und ihre wahre Performance noch nicht zeigen. Das haben wir bereits am ersten Tag an den einzelnen Sektorenzeiten gesehen. Es wird sicher Spielereien geben, die man aber nicht durchgehen lassen darf."

Kennzeichen-Zeichen: Dass Mercedes-AMG seine Kundenteams in der DTM großzügig unterstützt, ist bekannt. Audi und vor allem BMW halten sich wesentlich bedeckter. Ein Hinweis: Auf dem Parkplatz in Hockenheim standen auffällig viele Autos mit den Kennzeichen ING (Ingolstadt) und M (München)...

DTM 2021: Berger, Sprit, Reifen

Berger-Runde: Mehr als 30 Medienvertreter wohnten der virtuellen Gesprächsrunde mit Gerhard Berger - selbst nicht in Hockenheim - am Donnerstagmittag bei. Einen so großen Andrang an Journalisten hatte es lange nicht mehr gegeben. Neben der Markenvielfalt legte Berger betont Wert auf die Begriffe 'Umweltschutz' und 'Nachhaltigkeit'. Neuigkeiten gab es diesmal für Fachjournalisten nicht, dafür aber die klare Ansage: "Man kann schon sagen, dass die DTM die stärkste Fahrerbesetzung aller GT3-Meisterschaften weit über die Grenzen hinaus hat."

Benzin-Gespräche: Bei den Testfahrten in Hockenheim nutzten alle Teams den Sprit von Shell. Ob der Kraftstofflieferant die DTM nach dem Ausstieg von Aral auch während der Saison beliefert, steht offiziell noch nicht fest. "Wir sprechen noch mit einigen Partnern", kündigte Gerhard Berger allgemein an.

Aus eigener Tasche: Die Teams mussten nicht nur das Benzin, sondern auch die Michelin-Reifen selber bezahlen - sehr zum Unmut einiger Teamchefs, die sich wie in der DTM-Vergangenheit kostenloses Material gewünscht hätten. Die ehemaligen Partner Hankook und Aral lieferten 'frei Haus' für die Hersteller.

Reifen-Mischungen I: Michelin hatte in Hockenheim 700 Reifen im Gepäck, darunter eine Standard-Mischung mit dem Namen S9 und einen weicheren Reifen mit der Bezeichnung S8. Von dieser Medium-Mischung konnte jeder Fahrer am Donnerstag auf einen Satz zurückgreifen, unter anderem nutzten ihn der Gesamtschnellste Lucas Auer, Mike Rockenfeller und Marco Wittmann.

Reifen-Mischungen II: Noch ist nicht klar, welche Michelin-Reifen in der Saison zum Einsatz kommen. Unterschiedliche Mischungen während der Rennen sind eine Möglichkeit, um strategische Freiheiten zu bieten. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com liegt die Hoffnung auf einer noch weicheren Mischung, um einen gewissen Abbau zu erzeugen und damit die Renn-Action zu erhöhen. Standard und Medium erwiesen sich als "zu" haltbar.

Vorbild Formel E: In der DTM soll es 2021 eine Hospitality nach Formel-E-Vorbild geben: Alle Partner, Sponsoren und Gäste unter einem Dach. Der Name lautet intern 'DTM Power Lounge'. Frei nach dem Motto 'Schnitzel und Bier statt Kaviar und Champagner', sollen hier die relevanten Player der Szene an einem zusammenkommen.

Testauto für Flörsch - neue Gesichter bei Abt

Abt allein: Abt Sportsline startet mit drei Audi R8 LMS GT3 in der DTM-Saison 2021. Beim Test hatten die Kemptener aber nur ein Auto im Gepäck, das sich Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller teilten.

Flörschs Test-Audi: Abt-Teamkollegin Sophia Flörsch war in einem Testauto von Schaeffler Paravan mit dem Lenksystem Space Drive unterwegs. Dieser Audi R8 LMS GT3 hat von Tests aus der Vergangenheit schon einige Kilometer auf der Uhr und entspricht nicht dem Standard eines neu aufgebauten Rennautos. Flörsch sollte sich mit dem Lenksystem und generell dem GT3 vertraut machen. Ihr Rennauto erhält sie zum nächsten Test auf dem Lausitzring Anfang Mai.

Neues, altes Gesicht: Christian Mamerow hatte bei Abt Sportsline seinen ersten Einsatz als Teammanager. Der 36-Jährige gehörte 2014 zum Siegerteam des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. In der DTM setzt Chris Mamerow eine Familientradition fort: Vater Peter war bereits 1984 und 1985 gelegentlich am Start und setzte 2001 mit dem eigenen Rennstall einen Opel Astra V8 ein.

Formel-E-Pflichten für DTM-Fahrer

Müller muss los: Nico Müller konnte seinen Rosberg-Audi nur am Mittwoch testen, bevor er in Richtung Rom zur Formel E reisen musste. In der Elektro-Serie startet der Audi-Werkspilot für das Privatteam Dragon/Penske. Das Team Rosberg verzichtete am Donnerstag auf einen Ersatzfahrer. So war nur DTM-Rookie Dev Gore im Einsatz, der am Mittwoch mit einem Ausflug ins Kiesbett für rote Flaggen sorgte.

Buhk ersetzt Paffett: DTM-Rückkehrer Gary Paffett saß ebenfalls nur am Mittwoch am Steuer des Mercedes-AMG GT3 von Mücke Motorsport. Im Anschluss reiste der zweifache DTM-Champion in seiner Rolle als Mercedes-Berater zum Formel-E-Rennwochenende nach Rom. Paffett fuhr ebenfalls mit dem Space-Drive-Lenksystem. "Fantastisch, dass es auf der Rennstrecke funktioniert", sagte der Brite vor der Abreise. Am Donnerstag schickte Mercedes-AMG sein GT-Ass Maxi Buhk zu Mücke, um weitere Daten sammeln zu können.

Schiller bei GetSpeed: Neben Maxi Buhk war mit Fabian Schiller ein weiterer Fahrer im Einsatz, der nicht für die DTM-Saison 2021 eingeplant ist. Der 23-jährige Rennfahrersohn war für sein Mercedes-Team GetSpeed im Einsatz und übernahm Systemchecks und Einstellfahrten, bevor DTM-Stammfahrer Arjun Maini erstmals das Steuer übernahm.

Space-Drive-BMW: ROWE Racing war in Hockenheim mit einem seiner zwei BMW M6 Gt3 unterwegs, Timo Glock und Sheldon van der Linde wechselten sich am Steuer ab. In diesem BMW war noch nicht das für Glock vorgesehene Space-Drive-Lenksystem verbaut. Das Auto ist unterwegs zu Schaeffler Paravan, der Umbau dauert zwei bis drei Wochen.

Space Drive! Technologie-Revolution unter der Lupe: (12:19 Min.)

Ferrari und Formel 1 in der DTM

Neue Namen: Während der Testfahrten kam es zu einer Team-Umbenennung bei AF Corse: Der #23 Ferrari 488 GT3 (Albon/Cassidy) startet unter der Bewerbung von 'Alpha Tauri AF Corse'. Das Schwesterauto mit der #30 (Lawson) fährt unter 'Red Bull AF Corse'.

Test ohne Cassidy: Nick Cassidy wechselt sich bei den Rennen mit Alex Albon am Steuer eines AF Corse Ferrari ab, wenn der Thailänder mit der Formel 1 unterwegs ist. Cassidy war im Gegensatz zum Red-Bull-Ersatzfahrer und AF-Corse-Stammfahrer Liam Lawson nicht in Hockenheim. Der Neuseeländer reiste stattdessen frühzeitig nach Rom, wo er für Virgin Racing in der Formel E antritt.

Bock auf DTM? Mit Alex Albon hat die DTM wieder einen 'Formel-1-Star' im Feld. Allerdings gab es Zweifel unter Beobachtern, ob der junge Red-Bull-Mann die GT3-Serie bei seinen wenigen Einsätzen wirklich ernst nimmt. Formel 1 hat ganz klar Prio 1, betonte Albon in Hockenheim, dennoch werde er seinen DTM-Job mit aller Professionalität angehen. Zukunft im GT-Sport vorstellbar? "Nicht wirklich. Für jetzt ist es gut, das hält mich scharf und fit fürs Racing. Wenn es mit der F1 nicht klappt, schauen wir weiter."