Bei Mick Schumacher ist es heute soweit: Der 22-Jährige startet beim Saisonauftakt in Bahrain zu seinem ersten Rennen in der Formel 1. Aus rein sportlicher Sicht dürfte es für den Sohn von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher mit seinem Haas-Team keine einfache Aufgabe werden, doch viele Augen - vor allem in Deutschland - werden auf den Neueinsteiger gerichtet sein.

So war es schon einmal, in der Saison 2018, als Mick Schumacher den eigentlichen Protagonisten 'die Show stahl'. Am Rande des DTM-Rennwochenendes auf dem Nürburgring zog Schumacher besonders viele Blicke auf sich, als er erste Runden in einem Tourenwagen von Mercedes drehte. Damals war noch nicht sicher, ob Mick eher in Richtung der Silberpfeile oder zu Ferrari tendieren würde.

Eigentlich war Schumacher in der Eifel mit der Formel-3-Europameisterschaft unterwegs, doch die Möglichkeit einer Fahrt im DTM-Auto wollte er sich nicht entgehen lassen. Die Idee, Mick in ein Mercedes-Renntaxi älteren Baujahres zu setzen, stammte von der DTM-Dachorganisation ITR unter der Leitung von Gerhard Berger.

DTM-Boss Gerhard Berger 2018 mit Mick Schumacher, Foto: Hoch Zwei
DTM-Boss Gerhard Berger 2018 mit Mick Schumacher, Foto: Hoch Zwei

Schumacher stieg am Freitag vor dem ersten Rennen und einer Einweisung durch den damaligen Mercedes-Werksfahrer Pascal Wehrlein ins ungewohnte Cockpit und drehte insgesamt acht Runden. Rundenzeiten wurden bei seinen Runs erst im Nassen und dann bei trockenen Bedingungen offiziell zwar nicht genommen, doch unsere Stoppuhr zeigte an: Mick war alles andere als langsam unterwegs.

Mick erhällt DTM-Tipps von Pascal Wehrlein, Foto: Hoch Zwei
Mick erhällt DTM-Tipps von Pascal Wehrlein, Foto: Hoch Zwei

Ursprünglich war geplant, dass Schumacher den Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 pilotieren sollte, mit dem Vater Michael 1990 und 1991 fünf DTM-Rennen in Hockenheim, Nürnberg und Diepholz gefahren ist. Der Silberpfeil-Tourenwagen, der immer mal wieder für PR-Zwecke zum Einsatz kam, stand an jenem Wochenende wegen einer Revision allerdings nicht zur Verfügung.

Micks kleiner DTM-Ausflug, bei dem es sich ausdrücklich nicht um einen Test, sondern laut Management um Probe-Runden handelte, schadete Schumacher jedenfalls nicht. Auf dem Sprintkurs des Nürburgrings gewann er mit seinem Formel-3-Team Prema alle drei Rennen am Wochenende. Dieses Kunststück hatten vor ihm erst fünf Fahrer in der bis dato siebenjährigen Geschichte der Formel-3-EM geschafft, darunter Max Verstappen, Lance Stroll und Esteban Ocon.

Pokal-Helden des Nürburgrings: Rene Rast und Mick Schumacher, Foto: Hoch Zwei
Pokal-Helden des Nürburgrings: Rene Rast und Mick Schumacher, Foto: Hoch Zwei

Schumacher und DTM-Star Rene Rast waren an diesem Wochenende die 'Pokalhelden des Nürburgrings'. Dem Audi-Piloten gelang es ebenfalls, alle Rennen im Verlauf des Wochenendes zu gewinnen. Samt einer Doppel-Pole holte er als erster Fahrer der DTM-Geschichte sogar die maximale Punkteausbeute von 56 Punkten. Am Sonntagabend auf dem Nürburgring kam es in der Boxengasse zum Pokal-Treffen der beiden deutschen Rennfahrer.

Rast und Schumacher hatten auch beim nachfolgenden Rennwochenende auf dem Red Bull Ring miteinander zu tun. TV-Kameras fingen in Spielberg ein, wie Mick nach seinem Sieg auf dem Weg zur Podestfeier einen Zwischenstopp beim DTM-Piloten einlegte. Rast erschien plötzlich am Parc Fermé und winkte Schumacher für einen kurzen Plausch zu sich.

DTM-Star Rene Rast holte sich Tipps von Nachwuchspilot Mick Schumacher, Foto: FIA F3 Europe/Screenshot
DTM-Star Rene Rast holte sich Tipps von Nachwuchspilot Mick Schumacher, Foto: FIA F3 Europe/Screenshot

Tatsächlich erkundigte sich der Audi-Fahrer bei Mick nach den feuchten Stellen auf der Rennstrecke, die Schumacher kurz zuvor im Formel-3-Rennen erlebt hatte. Denn: Auf das Formel-Rennen folgte 90 Minuten später der Samstags-Lauf der DTM. Und das bei unsicheren Witterungsbedingungen, bei denen nicht eindeutig klar war, ob Slicks oder Regenreifen die richtige Wahl sein würden.

Für Rast lohnten sich die Tipps, er gewann das Rennen vom neunten Startplatz - sein dritter Sieg in Folge nach dem Doppelerfolg zuvor auf dem Nürburgring. Kurios: Rast setzte die unglaubliche Siegesserie beim Saisonfinale in Hockenheim fort und ging als erster Fahrer in die DTM-Geschichtsbücher ein, der sechs aufeinanderfolgende Rennen gewann. Am Titel schrammte er nach einer katastrophalen ersten Saisonhälfte mit nur zwei Punkten Rückstand auf Meister Gary Paffett vorbei.

Mick Schumacher 2018 bei seinem DTM-Run auf dem Nürburgring, Foto: Hoch Zwei
Mick Schumacher 2018 bei seinem DTM-Run auf dem Nürburgring, Foto: Hoch Zwei

Schumacher gelang ebenfalls eine schier unglaubliche Serie, allerdings musste er sich mit fünf Siegen am Stück 'zufriedengeben'. Den dritten Lauf auf dem Red Bull Ring beendete er auf dem zweiten Platz. Im Gegensatz zu Rast setzte sich Mick allerdings in seiner Meisterschaft durch. Auf dem Weg in die FIA Formel 2 holte er den Titel mit deutlichen 57 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Dan Ticktum, heute Ersatzfahrer bei Williams.

Während Schumacher die Formel-Leiter bis in die Formel 1 hinaufkletterte, blieb Rast der DTM treu. Nach dem knapp verpassten Titelgewinn schlug er im Jahr 2019 zurück und sicherte sich dominant die Meisterschaft. 2020, im zweiten und letzten Jahr der Class 1 in der DTM, legte der Mindener nach und krönte sich mit Titel Nummer 3 zum dritterfolgreichsten Fahrer der Geschichte.

Während Schumacher nun in der Formel 1 als Rookie an den Start geht, wechselte Rast nach dem werksseitigen DTM-Ausstieg mit Audi zu seiner ersten vollen Saison in die Formel E. Zum zweiten Rennwochenende gastiert er mit der Elektro-Rennserie in der italienischen Hauptstadt Rom (10. April 2021) - nur eine Woche später bestreitet Schumacher sein zweites Formel-1-Rennen in Imola.