Keine andere Kombination stand in den vergangenen Jahren so sehr für Erfolg wie Rene Rast und das Audi Sport Team Rosberg. Drei Fahrer-Titel und zwei Team-Meisterschaften errang der einst von Keke Rosberg gegründete Rennstall seit 2017. Rast mit seinen 24 Siegen und 40 Podestplätzen in nur 76 DTM-Rennen avancierte zum absoluten Überflieger der Traditionsrennserie.

Nach der Saison 2020 trennten sich die Wege. Rast absolviert mit dem Audi-Werksteam seine erste volle Saison in der Formel E, das Team Rosberg tritt mit Rückkehrer Nico Müller und US-Wundertüte Dev Gore in der DTM unter dem neuen GT3-Reglement an. Mit dem Schweizer Müller, zuletzt bei Abt Sportsline und Rasts ärgster Titel-Rivale, hat sich die Truppe von Teamchef Kimmo Liimatainen wieder einen Top-Fahrer aus dem Audi-Pool gesichert.

Der zweifache DTM-Vizemeister startet 2021 wie Rast in der Formel E, allerdings für das Privatteam Dragon/Penske, wodurch sein Audi-Programm in der deutschen GT-Serie Priorität genießt. Jetzt kehrt Müller zurück zu seinen Anfängen in der Tourenwagenserie, die in den Saisons 2014 und 2015 beim Audi Sport Team Rosberg begonnen hatte.

Liimatainen: Müller jetzt viel reifer

"Alle im Team sind darüber sehr happy", sagte Liimatainen im Interview auf der DTM-Webseite. "Nico hat 2014 bei uns seine erste DTM-Saison bestritten. Jetzt kommt er zu uns zurück, ist viel reifer geworden und wird eine Führungsposition in unserem Team einnehmen. Er kennt auch den Audi R8 LMS, bringt sich schon jetzt Tag für Tag ein, hat gute Ideen. Er arbeitet sehr konsequent, ähnlich wie Rene."

Warum Müller zu Rosberg zurückkehrt, statt seine DTM-Erfolgsserie mit den Äbten fortzusetzen, ist weiterhin nicht bekannt. Dem Vernehmen nach war Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg, der inzwischen das Sagen bei dem Team hat, bemüht, nach dem 'Verlust' von Rene Rast nun den vermeintlich zweitbesten Audi-Fahrer in den eigenen Reihen zu wissen.

Kann Müller mit der Rosberg-Mannschaft an seine bisherige Erfolgsserie von zehn Siegen und 31 Podestplätzen - allesamt erzielt in Abt-Audis - anknüpfen? "Ganz klar: Wenn man zuletzt drei Titel gewonnen hat, muss es unser Anspruch sein, wieder um den DTM-Titel zu kämpfen", hielt sich Teamchef Liimatainen, der 2020 auf die nach 25 Jahren in den Ruhestand gegangene Teamchef-Ikone Arno Zensen gefolgt war, nicht mit seinen Ambitionen zurück.

Rosberg-Köpfe: Arno Zensen und Teamchef-Nachfolger Kimmo Liimatainen, Foto: DTM
Rosberg-Köpfe: Arno Zensen und Teamchef-Nachfolger Kimmo Liimatainen, Foto: DTM

Rast nicht das einzige Teil des Puzzles

Welchen Wert Rast seit 2017 ins Team einbrachte, erklärte Kiimatainen so: "Natürlich ist Rene Rast ein super Fahrer, keine Frage. Er ist ein ganz wichtiges Teil eines Puzzles, aber eben nicht das einzige. Der Ausgangspunkt für diese Erfolge liegt aus meiner Sicht einige Jahre zurück. Bis 2011 waren wir mit Audi-Jahreswagen in der DTM am Start."

"Als wir 2012 erstmals mit aktuellen Audi-Fahrzeugen angetreten sind, haben wir unsere Firma komplett umstrukturiert, das Engineering verändert. Es folgte der erste Sieg mit Edoardo Mortara, mit Jamie Green waren wir schon nah dran und wurden Vizemeister. Das Team hat sich immer weiterentwickelt, und mit Rene hat sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammengefügt."

So kam Dev Gore zum Team Rosberg

Mit dem Wechsel des Technischen Reglements von Class-1- zu GT3-Autos erwartet Rosberg eine neue Herausforderung. 2009 und 2010 startete die Mannschaft im ADAC GT Masters mit einem Vorgängermodell des aktuellen Audi R8 LMS GT3, 2018 mit einem ähnlich aufgebauten GT3-Lamborghini. "Wir haben also schon einige Erfahrung und Daten im Haus, das hilft uns", sagte Liimatainen. "Grundsätzlich ist Physik eben Physik, und auch unsere Arbeitsweise werden wir beibehalten. Wir vertrauen auf unsere Stärken."

Über den kurzen Auftritt mit Lamborghinis kam auch der Kontakt mit Neuzugang Dev Gore - einem hierzulande eher unbeschriebenen Blatt - zustande. Liimatainen: "Bereits vor drei Jahren hatte ich Kontakt zu seinem Management, als es um die Besetzung unserer beiden Lamborghinis ging. Jetzt hat sich das Management bei uns gemeldet, weil die DTM für jeden Fahrer eine interessante Serie ist. Dev ist ein junger Fahrer, der sicher noch Einiges zu lernen hat. Er wird sich Schritt für Schritt an Nico heranarbeiten, dabei werden ihm bestmöglich unterstützen."

Nico Müller und der heutige Rosberg-Teamchef Kimmo Liimatainen 2015 in der DTM, Foto: DTM
Nico Müller und der heutige Rosberg-Teamchef Kimmo Liimatainen 2015 in der DTM, Foto: DTM