Nach 76 Rennen, 24 Siegen, 40 Podestplätzen, 20 Pole Positions und drei Meisterschaften endet vorerst eine Ära: Audi-Star Rene Rast wird 2021 nicht mehr in der DTM antreten. Zum Abschied des Ausnahmekönners blickt Motorsport-Magazin.com zurück auf sechs Meilensteine, die der 34-Jährige in der Tourenwagenserie gesetzt hat.

DTM-Meilenstein #1: Drei Titel in ersten vier Jahren

Wer hätte sich schon ausmalen können, was alles nach dem 17. Juli 2016 folgen würde, als Rene Rast in Zandvoort völlig unverhofft zu seinem späten DTM-Debüt kam. Eine Startkollision im Samstagsrennen zwischen Mercedes-Pilot Maximilian Götz und Adrien Tambay, bei der sich der Audi-Pilot an der Hand verletzte und das zweite Rennen aussetzen musste, war der Startpunkt einer einzigartigen DTM-Karriere.

Rast selbst hätte wohl im Traum nicht daran gedacht, welche Rekorde er aufstellen würde, als er den entscheidenden Anruf am späten Samstagabend erhielt, während er gerade den 30. Geburtstag seiner Freundin Diana feierte, sich eilig ins Auto setzte, weit nach Mitternacht in Zandvoort ankam und am Sonntag auf dem niederländischen Kurs - im Rennanzug von Edoardo Mortara mangels eigenen Exemplars - sein erstes DTM-Rennen bestritt.

Der Rest ist bekannt: In den ersten vier Jahren dreimal die Meisterschaft zu gewinnen, ist zuvor noch keinem Fahrer in der über 30-jährigen Geschichte der DTM gelungen. Schon mit seinem zweiten Titel 2019 ging Rast als erster Pilot in die Historie ein, dem dieses Kunststück in seinen ersten drei vollen DTM-Saisons gelang. Mit drei Titelgewinnen ist er hinter Bernd Schneider (Meister 1995, 2000, 2001, 2003, 2006) und zusammen mit Klaus Ludwig (1988, 1992, 1994) der erfolgreichste DTM-Fahrer der Geschichte.

Rene Rast bei seinem DTM-Renndebüt 2016 im Rennoverall von Audi-Markenkollege Edo Mortara, Foto: DTM
Rene Rast bei seinem DTM-Renndebüt 2016 im Rennoverall von Audi-Markenkollege Edo Mortara, Foto: DTM

DTM-Meilenstein #2: Meister im ersten vollen Jahr

Rene Rast ist erst der neunte Pilot der DTM-Geschichte, der die Meisterschaft in seiner ersten vollen Saison gewann. Seine Vorgänger in dieser Statistik: Volker Strycek (1984), Per Stureson (1985), Kurt Thiim (1986), Eric van de Poele (1987), Klaus Ludwig (1988), Roberto Ravaglia (1989), Hans-Joachim Stuck (1990) und Nicola Larini (1993).

Dabei standen Rasts Chancen im Debütjahr 2017 alles andere als gut. Zum Saisonfinale auf dem Hockenheimring reiste er mit 21 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter und Audi-Markenkollege Mattias Ekström. Rast errang im letzten Saisonrennen durch seinen fünften Podestplatz schließlich mit nur drei Punkten Vorsprung den Titel. Den ersten seiner drei Siege in diesem Jahr holte er auf dem Hungaroring in Budapest.

Ganz entscheidend für den Titel-Triumph war Rasts Stärke im Qualifying, die ihm auch in den folgenden Jahren helfen sollte. Vor allem, weil erst im Jahr 2017 die Zusatz-Punkte für die Top-3 des Qualifyings wiedereingeführt worden waren. Rast fuhr in den 18 Qualifyings acht Mal unter die besten Drei und sammelte die meisten Zähler. Ohne die Extra-Punkte hätte Rast die Meisterschaft nicht gewonnen: Punktgleich vor Markenkollege Jamie Green wäre der Rosberg-Pilot damals sogar nur auf Platz drei hinter den Audi-Kollegen Ekström und Mike Rockenfeller gelandet.

Rene Rast nach seinem DTM-Titelgewinn im Rookie-Jahr 2017, Foto: DTM
Rene Rast nach seinem DTM-Titelgewinn im Rookie-Jahr 2017, Foto: DTM

DTM-Meilenstein #3: Erfolgreichster Audi-Fahrer

Mit dem Gewinn der dritten Meisterschaft gelang Rene Rast ein weiterer Meilenstein. Durch seinen entscheidenden Sieg beim Saisonfinale in Hockenheim überholte er Mattias Ekström als erfolgreichsten DTM-Piloten in der Geschichte von Audi. Es war Rasts 24. Triumph, womit er sich in der ewigen Tabelle hinter Bernd Schneider (43 Siege) und Klaus Ludwig (37) auf dem dritten Platz einreiht.

Zwischen Rasts erstem (Hungaroring, 18. Juni 2017) und letztem (Hockenheim, 08. November 2020) Sieg lagen 1.239 Tage. Dazwischen gewann er unter anderem das 500. Rennen der DTM auf dem Lausitzring. Für seine 24 DTM-Siege benötigte Rast nur 76 Rennen. Das führt zu einer beeindruckenden Quote von 3,1 Rennen pro Sieg. Zum Vergleich: Der schwedische Fan-Liebling Ekström benötigte zwischen 2002 und 2017 durchschnittlich 8,5 Rennen pro Sieg.

Audi-Ikonen unter sich: Mattias Ekström und Rene Rast, Foto: Audi Communications Motorsport
Audi-Ikonen unter sich: Mattias Ekström und Rene Rast, Foto: Audi Communications Motorsport

DTM-Meilenstein #4: Die längste Siegesserie

"Das sieht nach einem Rekord für die Ewigkeit aus", glaubte der damalige Audi-Motorsportchef Dieter Gass 2018 - und sollte bis heute Recht behalten. Gemeint war Rene Rasts historische Serie in jener Saison, als er die letzten sechs Rennen in Folge gewann. Ein Kunststück, das keinem anderen Fahrer in der Geschichte der DTM gelungen ist.

Rast gewann 2018 die sechs aufeinanderfolgenden Läufe auf dem Nürburgring, auf dem Red Bull Ring sowie beim Saisonfinale in Hockenheim. Für die Titelverteidigung reichte es trotzdem nicht. In der Endabrechnung fehlten dem Audi-Piloten vier Punkte auf Gary Paffett, der pünktlich zum Werksausstieg von Mercedes seine zweite Meisterschaft nach 2005 eroberte.

Dass Rast 2018 bis zum letzten Rennen überhaupt Titelchancen haben würde, hatte lange Zeit niemand geglaubt, denn: Zu Beginn der Saison lief zunächst gar nichts mehr beim Champion. Tiefpunkt war ein spektakulärer Überschlag auf dem Lausitzring, nach dem Rast das folgende Sonntagsrennen auslassen musste. Nach dem für Audi insgesamt schwierigen Saisonstart lag Rast nach neun Rennen mit 104 Punkten Rückstand abgeschlagen auf dem 15. Tabellenrang.

2020 gelang Rast eine ähnlich rekordverdächtige Leistung - diesmal mit einem für ihn positivem Ausgang und dem Gewinn der dritten Meisterschaft. Beim Double-Header im belgischen Zolder gewann er vier Rennen innerhalb von nur neun Tagen - ebenfalls DTM-Rekord - und drehte den Verlauf der Meisterschaft damit völlig auf den Kopf.

Sechs Siege in Folge: Rast-Wahnsinn in der DTM-Saison 2018, Foto: DTM
Sechs Siege in Folge: Rast-Wahnsinn in der DTM-Saison 2018, Foto: DTM

DTM-Meilenstein #5: Rasts Titel-Rekord 2019

Mit dem neuen Turboauto von Audi dominierte Rene Rast die DTM wie nie ein Fahrer zuvor. Weder die Konkurrenz von BMW und R-Motorsport, noch die eigenen Markenkollegen konnten ihn aufhalten. Rast gewann seinen zweiten DTM-Fahrertitel mit 72 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Nico Müller - dem größten der DTM-Geschichte. Rast gewann sieben der 18 Saisonrennen und stand 13 Mal auf dem Podium.

Rene Rast gewinnt das 500. Rennen der DTM-Geschichte auf dem Lausitzring, Foto: Audi
Rene Rast gewinnt das 500. Rennen der DTM-Geschichte auf dem Lausitzring, Foto: Audi

DTM-Meilenstein #6: Rasts Qualifying-Rekord 2019

Rene Rast war 2019 nicht nur in den Rennen der dominante Fahrer, sondern konnte einmal mehr auf seine Stärken im Qualifying bauen. Der Audi-Star sammelte 35 Punkte allein im Zeittraining, startete 13 Mal aus der ersten Startreihe und siebenmal von der Pole Position.

Damit überbot er den Rekord von Nicola Larini, der 1993 den Titel holte und mit seinem Alfa Romeo 155 V6 Ti zwölfmal aus der ersten Reihe gestartet war. Mit insgesamt 20 Poles ist Rast in der ewigen Statistik hinter Bernd Schneider (29 Pole Positions) und Mattias Ekström (21) der dritterfolgreichste Fahrer.

Rene Rasts DTM-Bilanz 2016-2020

StatistikAnzahl
Rennen 76 seit 2016
Meisterschaften3 (2017, 2019, 2020)
Siege24
Podestplätze40
Pole Positions20
Schnellste Runden14
Punkte1.113
Gefahrene Kilometer11.076
Führungs-Kilometer2.987