"Statistik interessiert dich solange nicht, wenn du nicht dicht dran bist. Aber je näher du rankommst, desto mehr interessiert sie dich." Worte aus dem Mund von Rene Rast wenige Stunden nach dem vorzeitigen Gewinn seiner zweiten DTM-Meisterschaft Mitte September 2019 auf dem Nürburgring.

Zum damaligen Zeitpunkt fehlten Rast acht Siege, um in der ewigen Statistik mit Audi-Ikone Mattias Ekström gleichzuziehen. Gut ein Jahr und eine höchst ungewöhnliche Corona-Saison später ist das eingetreten, was Rast damals noch als einen langen Weg bezeichnete: Mit seinen vier Siegen im Verlauf der letzten beiden Rennwochenenden in Zolder zog der 34-Jährige mit Ekström gleich.

Rast zieht mit Ekström gleich

Beiden Fahrern ist es gelungen, jeweils 23 Siege in der DTM zu erzielen. Damit belegen Rast, Ekström und Gary Paffett hinter Bernd Schneider und Klaus Ludwig den geteilten dritten Platz in der ewigen Bestenliste der Tourenwagenserie. Zwei Rennen auf dem angepeilten Weg zur dritten Meisterschaft hat Rast noch Zeit, die alleinige dritte Position in der Sieger-Rangfolge zu übernehmen.

Vor dem Saisonfinale auf dem Hockenheimring (06.-08. November) sagte Rast: "Ich habe immer gesagt, dass ich das Ziel verfolge, Mattias in Sachen Siegen zu überholen und damit gleichzeitig erfolgreichster Audi-Fahrer zu werden. Ein weiterer Sieg wäre der nächste Schritt. Das sollte aber nicht unser ultimatives Hauptziel sein, es ist eher zweitrangig. Wir alle würden lieber den Titel holen."

Rene Rasts DTM-Bilanz in Zahlen

StatistikAnzahl
Rennen74 (seit 2016)
Siege23
Podestplätze38
Pole Positions18
Schnellste Runden12
Führungskilometer2.811
Meisterschaften2 (2017, 2019)

Gleichzeitig wusste Rast, dass seine DTM-Zeit nicht eins zu eins vergleichbar ist mit Ekströms, der von 2001 bis 2017 durchgängig für Audi in der Serie antrat. Rast: "Zu Beginn der Neuen DTM gab es mehr Autos, alles war ein bisschen verrückter. In den frühen 2000ern war es nicht so leicht, Rennen zu gewinnen wie vielleicht jetzt. Früher waren es weniger Rennen pro Saison und andere Umstände. Trotzdem bin ich sehr glücklich, mit Mattias gleichgezogen zu haben."

Ekström erlebte in seinen 197 Rennen so ziemlich alle Aggregatszustände der DTM: Wochenenden mit einem und zwei Rennen, unterschiedliche Punktevergaben und Qualifying-Formate, Einsätze im privaten Audi TT von Abt bis hin zu jahrelangen Herstellerkämpfen auf Augenhöhe. Rast hingegen profitierte seit seinem DTM-Debüt während der Saison 2016 nicht zuletzt von Audis Stärke, der BMW in den vergangenen Jahren nicht viel entgegenzusetzen hatte.

Rene Rast schnappte Audi-Kollege Mattias Ekström 2017 den Titel vor der Nase weg, Foto: Audi Communications Motorsport
Rene Rast schnappte Audi-Kollege Mattias Ekström 2017 den Titel vor der Nase weg, Foto: Audi Communications Motorsport

DTM: Rasts Rekorde

Gleichzeitig gelangen Rast Wunderdinge in der DTM: 2018 errang er im verspäteten Titelkampf mit Mercedes-Rivale Paffett sechs Siege in Folge - einzigartig in der über 30-jährigen Geschichte der Serie. Ebenso rekordverdächtig waren seine vier Siege innerhalb von nur neun Tagen beim vergangenen Double-Header im belgischen Zolder, die die Meisterschaft auf den Kopf stellten.

Überflieger Rast: Für seine 23 DTM-Siege benötigte der gebürtige Mindener nur 74 Rennen. Das führt zu einer beeindruckenden Quote von 3,2 Rennen pro Sieg. Zum Vergleich: Ekström benötige durchschnittlich 8,5 Rennen pro Sieg (Gary Paffett: 8,0 Rennen pro Sieg).

Rast ist einer von drei Fahrern aus dem aktuellen Starterfeld, die es in die Top-10 der Ewigen Sieger geschafft haben. Jamie Green auf Platz acht mit 17 Siegen sowie der Zehntplatzierte Marco Wittmann mit 15 Siegen befinden sich jedoch nicht in Schlagweite. Ähnlich groß ist Rasts Abstand zu den ersten Plätzen: 'Mr. DTM' Bernd Schneider siegte 43 Mal in 236 Rennen, 'König' Klaus Ludwig war 37 Mal in 220 DTM-Rennen siegreich.

Rast: Dritten Titel nicht mit aller Gewalt

Sollte Rast in Hockenheim sein in Zolder begonnenes Meisterstück perfekt machen, würde er nach Titelgewinnen mit Ludwig gleichziehen und wäre zusammen mit Schneider (fünf Titel) einer von drei Fahrern, die mehr als zwei Meisterschaften gewinnen konnten. Neben Rast blicken aktuell auch Ekström, Paffett, Timo Scheider und Marco Wittmann auf zwei Titelsiege in der DTM zurück. Ein weiterer Rekord winkt: Rast wäre der erste Fahrer der Geschichte, der in seinen ersten vier Saisons drei Meisterschaften holt.

Rast versuchte vor den letzten beiden Rennen des Jahres, den Druck von sich abzuwenden: "Ich muss diesen dritten Titel nicht mit aller Gewalt einfahren. Wenn er kommt, dann ist es mega, dann freue ich mich irre. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Den brauche ich unbedingt und ohne den geht's nicht." Doch wie er selbst einmal zu sagen pflegte: Statistiken werden erst interessant, wenn man dicht davor ist...