Ein "bisschen schneller, schärfer und interessanter" sollten die GT3-Rennwagen in der DTM 2021 laut Wunsch von Gerhard Berger werden, um sich von anderen GT-Rennserien abzuheben. Die Unterscheidbarkeit dürfte sich aus Kostengründen allerdings arg in Grenzen halten, wie nun immer deutlicher wird.

Am späten Montagabend gab die DTM offiziell bekannt, dass die Fahrhilfen ABS und Traktionskontrolle im kommenden Jahr zugelassen sein werden. Eine Abschaffung dieser Systeme wurde diskutiert, um den Autos des DTM-GT-Pro-Reglements ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen und sie 'schärfer' respektive fahrerisch anspruchsvoller zu gestalten.

Diese Idee fiel nun den hohen Entwicklungskosten zum Opfer, die den unterschiedlichen Herstellern erspart bleiben sollen - und die niemand bereit gewesen wäre, zu investieren. "Dadurch werden Aufwand und Kosten reduziert, der hochkarätige Motorsport der DTM bleibt jedoch unverändert erhalten", wird Frederic Elsner, Director Event der ITR GmbH, in einer Pressemitteilung zitiert.

Schneider: Ganz großes Kosten-Problem

Schon vor der offiziellen DTM-Bekanntgabe hatte sich Bernd Schneider nicht als Anhänger der im Raum schwebenden Ideen gezeigt. Der Mercedes-AMG-Markenbotschafter und Rekordmeister bei Sport1: "Wenn man die Änderungen sieht, die Berger an den GT3-Autos vornehmen möchte - wie kein ABS oder Traktionskontrolle - dann ist das mit immensen Kosten verbunden. Und da sehe ich ein ganz großes Kosten-Problem."

Schneider weiter: "Ich persönlich finde es eh schade, ein ABS-System aus einem Auto rauszunehmen, weil jedes Straßenauto eines hat. Das macht das Fahren nicht nur sicherer auf der Straße, sondern auch auf der Rennstrecke. Es macht es weder spektakulärer oder interessanter, wenn man kein ABS hat."

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Berger: Bisschen weniger Gewicht, bisschen mehr Leistung

Mit diesem Schritt steht fest, dass sich die Autos in der DTM praktisch nicht von denen unterscheiden werden, die in anderen Rennserien wie dem ADAC GT Masters oder der GT World Challenge zum Einsatz kommen.

Was bleibt, ist die nötige Einstufung der unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte. Diese will die ITR offenbar in Eigenregie vornehmen, während andere Serien auf Dienstleister SRO mit seiner Flut an Daten von weltweiten Rennen zurückgreifen. "Man muss schauen, ob man vielleicht ein bisschen Gewicht rausnehmen und mit dem Air-Restriktor ein bisschen nach oben gehen kann für ein bisschen mehr Leistung", sagte DTM-Chef Gerhard Berger vor wenigen Wochen.

Was die DTM ebenfalls bekanntgab und was Berger schon vorher verkündet hatte, ist die Abkehr vom stehenden Start. Die bisherigen Grand-Prix-Starts werden ab 2021 durch einen sogenannten 'DTM Formation Start' ersetzt. Dabei handelt es sich um den aktuellen Indy-Restart der DTM nach einer Safety-Car-Phase, bei dem der Abstand der Fahrzeuge, die sich in einer Reihe befinden, jeweils maximal eine Fahrzeuglänge betragen darf.

DTM 2021 mit Boxenstopps und ohne Fahrerwechsel

Außerdem nun offiziell bestätigt: Das Format der aktuellen DTM bleibt mit zwei Sprintrennen über 55 Minuten plus einer Runde pro Wochenende auch unter dem GT-Pro-Reglement erhalten. Fahrerwechsel wird es auch in Zukunft nicht geben, Boxenstopps auf Zeit sollen als strategisches Element für die GT3-Autos übernommen werden. Laut Berger bleibt Hankook als Reifenlieferant an Bord.

Weitere Details zum neuen Reglement - die Eintragung der Wortmarke 'DTM GT Pro' hat die ITR inzwischen beim Deutschen Patent- und Markenamt beantragt - sollen beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring (06.-08. November 2020) folgen. Dazu zählt auch der bislang unbekannte Rennkalender, der laut Berger in großen Teilen bereits fixiert ist.