Robin Frijns hatte sich einiges für sein großes Heimspiel in Zolder vorgenommen und wollte im Kampf um die DTM-Meisterschaft ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Stattdessen entwickelte sich der Double-Header in Belgien zum sportlichen Debakel für den Audi-Abt-Piloten, der mit 18 Punkten Rückstand auf den bisherigen Spitzenreiter Nico Müller angereist war.

Nicht nur mussten Frijns und Teamkollege Müller mitansehen, wie Titelrivale Rene Rast alle vier Zolder-Rennen innerhalb von neun Tagen gewann. Er selbst fiel in zwei Rennen vorzeitig aus - einmal letzte Woche durch einen eigenen Fahrfehler und einmal unverschuldet am vergangenen Sonntag. Da gerieten die beiden zweiten Plätze, die Frijns ebenfalls erzielte, in den Hintergrund.

"An die Meisterschaft will ich jetzt gar nicht mehr denken. Ich muss auf Fehler der anderen hoffen", sagte der Niederländer enttäuscht. Vor dem Saisonfinale in Hockenheim (06.-08. November) hat er nun 41 Punkte Rückstand auf den neuen Gesamtführenden Rast. 56 Zähler gibt es in den beiden ausstehenden Qualifyings und Rennen im Motodrom noch zu holen.

"Mathematisch habe ich noch Chancen auf den Titel, aber nach dem ersten Rennen könnte es vorbei sein", sagte Frijns am Sonntag und schickte einen Gruß in Richtung Phoenix-Pilot Jamie Green: "Nico ist weiter mitten im Titelkampf. Wenn er dann Probleme hat, kann ich ihm nicht helfen. Wenn wir aber um Positionen kämpfen, werde ich ihm das Leben nicht schwer machen, so wie andere das heute gemacht haben."

Billard-Unfall mit Dreifach-Ausfall

Leicht hatte es auch Frijns nicht am vergangenen Sonntag. Mit Startplatz zwei hatte er sich eine gute Ausgangslage verschafft auf dem Weg zum angepeilten zwölften Podestplatz im 16. Saisonrennen. Doch bereits in der zweiten Runde fiel der 29-Jährige nach einer unverschuldeten Kollision aus und musste seine Titelträume mehr oder weniger begraben.

Was war passiert: Frijns fuhr nach einem schwachen Start auf dem vierten Platz, dicht gefolgt von Fabio Scherer im WRT-Audi. Als plötzlich von hinten BMW-Youngster Jonathan Aberdein heranrauschte, den Bremspunkt verpasste und stattdessen Scherers Heck traf. Der junge Schweizer verlor die Kontrolle, rumpelte über die Wiese und schlug Frijns bei der Rückkehr auf die Strecke in die Seite.

DTM 2020 Zolder Video-Highlights: Rast gewinnt Chaos-Rennen (03:02 Min.)

Nachträgliche Strafe für Aberdein

Die Rennleitung machte nachträglich Aberdein als Schuldigen der Dreifach-Kollision aus und brummte dem Südafrikaner eine Drei-Platz-Strafe für das nächste Rennen in Hockenheim auf. "Die Strafe ist okay", sagte Aberdein. "Ich habe nicht exzessiv spät gebremst, aber spät genug, um Scherer zu treffen. Letztendlich ist das hintere Auto verantwortlich, nicht in das vordere zu fahren. Ich habe mich bei beiden entschuldigt."

Frijns wollte nach der ersten Video-Analyse keinem seiner Unfall-Gegner direkt die Schuld in die Schuhe schieben. Es sei ein Chaos hinter ihm gewesen. Er habe Aberdein in seiner Rückfahrkamera heranfliegen sehen und früher als üblich eingelenkt, um eine Kollision zu vermeiden. Dass es zum Billard-Banden-Unfall mit Scherer kommen würde, war natürlich nicht abzusehen.

DTM-Rookie Scherer, der nach Start von Platz vier um ein gutes Resultat gebracht wurde: "Ich hatte keine Chance und wurde regelrecht in den Audi von Frijns reingeschoben. Es tut mir leid, dass ich sein Rennen und seine Meisterschaftschancen kaputt gemacht habe. Aber ich konnte nichts dafür. Immerhin: Der Unfallverursacher hinter mir hat sich sofort nach dem Rennen entschuldigt."