Die DTM-Saison 2020 biegt in die Zielgerade ein, und mit ihr der Titelkampf. Drei Fahrer aus dem Audi-Lager dürfen sich noch berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen: Nico Müller, Robin Frijns und René Rast. Motorsport-Magazin.com beleuchtet die Chancen des Trios vor dem Double-Header im belgischen Zolder.

Die besten Karten für den DTM-Titel hat zweifellos Nico Müller. Nach zwölf von 18 Rennen liegt der Abt-Audi-Pilot in der Gesamtwertung vorne, sein Vorsprung auf Robin Frijns beträgt 18 Punkte. Doch an den letzten beiden Rennwochenenden lief für Müller nicht alles glatt, obwohl der Schweizer zwei der vier Läufe für sich entschied.

Wie schnell es gehen kann, musste Müller jedoch in den anderen beiden Rennen am eigenen Leib erfahren. Ein defekter Sensor an seinem Audi sowie ein Dreher nach Kollision mit Marco Wittmann sorgten dafür, dass Müller die anderen beiden Rennen nur als Fünfter beendete.

"Das tut natürlich weh, wenn man so Punkte liegen lassen muss. Gerade der fünfte Platz am vergangenen Sonntag war ärgerlich. Einfach weil ich sicher bin, dass wir das Rennen gewonnen hätten", wurde Müller in einer Audi-Presseaussendung zwischen den beiden Nürburgring-Wochenenden zitiert.

Frijns am Nürburgring großer Nutznieser von Müllers Problemen

Die verlorenen Punkte schmerzen auch deshalb so sehr, weil in beiden Fällen mit Abt-Audi-Teamkollege Robin Frijns ausgerechnet der schärfste Verfolger im Titelkampf in die Bresche sprang. Frijns gewann an den Nürburgring-Wochenenden die anderen beiden Rennen. Schon zuvor beendete er beim Heimspiel in Assen seine Sieg-Flaute mit seinem allerersten Erfolg in der DTM. Nun kann sich Frijns voll auf den Titelkampf fokussieren.

Nachdem Müller Frijns am letzten Rennwochenende im Sonntagsrennen schlagen konnte, kündigte der Niederländer auch umgehend an: "Ich werde versuchen, aus jedem Rennen das Maximale heraus zu holen. In Zolder will ich mir die Punkte wieder zurückholen." Dafür muss Frijns allerdings Wiedergutmachung für die Leistung aus dem Vorjahr betreiben. 2019 ging der Niederländer in Zolder leer aus: P12 im Samstagsrennen folgte ein Ausfall am Sonntag.

Rast nur noch mit Außenseiterchancen auf DTM-Titel?

Der amtierende Meister René Rast hingegen hat zum jetzigen Zeitpunkt nur noch Außenseiterchancen im Titelkampf. Sechs Rennen vor Schluss fehlen ihm 47 Zähler auf Müller. Rast verfügt in diesem Jahr nicht über die Überform des vergangenen Jahres und begründete seine Probleme mit kleineren Änderungen, die Audi über den Winter am RS5 DTM vorgenommen hat, und mit denen das Abt-Team offenbar besser zurecht kommt.

Außerdem konnte Rast eben nicht maximal von den beiden Müller-Missgeschicken am Nürburgring profitieren. Beide Rennen beendete der aktuelle Champion direkt hinter seinem Markenkollegen Frijns. "Abt ist uns im Augenblick einfach einen Schritt voraus. Wir müssen weiter hart arbeiten und aufholen. Noch ist die Meisterschaft nicht entschieden", äußerte sich Rast nach dem letzten Rennen.

Das klingt allerdings angesichts des bisherigen Verlaufs der DTM-Saison 2020 mehr nach Zweckoptimismus. Doch in der DTM kann alles passieren, wie Rast selbst 2018 beim Schlussspurt mit sechs Siegen in Folge bewies.

BMW als möglicher Stolperstein in Zolder

Zolder kann in diesem Audi-internen Titel-Dreikampf nun schon eine Vorentscheidung herbeiführen. Die nächsten vier von sechs verbleibenden Rennen in der DTM-Saison 2020 finden dort statt. Zum Zünglein an der Waage könnte BMW avancieren.

Die Fahrer-Meisterschaft ist praktisch nur noch für die ersten Drei der Gesamtwertung möglich, den Hersteller-Titel fixierte Audi bereits beim letzten Rennwochenende am Nürburgring. Zu verlieren hat die BMW-Fraktion also nichts mehr und kann damit befreit auf Sieg fahren. Hinzu kommt: BMW hatte im vergangenen Jahr in Zolder mit sein bestes Wochenende der gesamten Saison.

Marco Wittmann und Sheldon van Der Linde schnappten sich die beiden Pole Positions, und Philipp Eng gewann, wenn auch mit Safety-Car-Glück, das Samstagsrennen. Damit könnten die M4 trotz einer schwierigen Saison in Belgien zum Stolperstein für Müller, Frijns und Rast werden. Das Top-Trio darf sich also weiterhin keine Fehler leisten, sonst ist sofort einer der Konkurrenten zur Stelle - nicht zuletzt ist der neu asphaltierte TT Circuit die große Unbekannte.