Die Statistik spricht Bände: 20 der bisherigen 30 Podestplätze in der DTM-Saison 2020 gingen auf das Konto von Nico Müller, Robin Frijns und Rene Rast. Das Audi-Trio fährt in der letzten Saison der Tourenwagenserie in ihrer bisherigen Form in einer eigenen Liga und liegt in der Meisterschaft meilenweit vorne.

Noch vier Rennwochenenden respektive acht Rennen, dann steht der zweite und letzte Champion der kurzgeratenen Class-1-Ära fest. Die besten Karten zum Start in die zweite Saisonhälfte hat Müller. Der Schweizer erlebte am Sonntag auf dem Nürburgring aufgrund von Technikproblemen mit Platz fünf einen Rückschlag, bleibt aber Spitzenreiter mit 205 Punkten.

Abt-Teamkollege Frijns staubte in der Eifel den Sieg ab. Mit seinem zweiten DTM-Sieg innerhalb einer Woche belegt der Niederländer den zweiten Platz in der Gesamtwertung, hat 176 Zähler auf dem Konto und einen Rückstand von 29 Punkten. Der Gesamtdritte und Titelverteidiger Rast (159 Punkte) befindet sich seit dem Saisonauftakt in der Rolle des Jägers.

Während Müller und Frijns im dritten gemeinsamen Jahr bei Abt Sportsline aus Kempten auf und abseits der Rennstrecke prächtig harmonieren, steht Rast dieses Jahr allein auf weiter Flur. Sein Teamkollege Jamie Green, seit 2014 beim Audi Sport Team Rosberg und im 16. DTM-Jahr unterwegs, war in dieser Saison keine große Unterstützung. Der Brite ist Gesamtneunter mit nur 53 Punkten. Green: "Das ist frustrierend, aber es geht nicht um Leben und Tod. Es ist nur Motorsport."

Müller, Frijns, Rast: Direkt-Vergleich 2020

StatistikNico MüllerRobin FrijnsRene Rast
Siege422
Podestplätze875
Pole Positions432
Erste Startreihe774
Führungskilometer692402242
Punkte205 (P1)176 (P2)159 (P3)

Vorteil Abt im DTM-Titelkampf?

Vorteil Abt im Titeldreikampf? "Es ist nicht leicht, mit zwei Autos aus einem Team zu kämpfen", räumte Rast ein. "Die können mit der Strategie spielen. An einem Punkt im Rennen muss ich auf den einen oder auf den anderen reagieren, das ist eine knifflige Situation. Ein paar Mal ist es uns gelungen."

Dabei muss Rast auf seine große Stärke der letzten drei Jahre verzichten: das Qualifying. Zwei Mal nahm er diese Saison ein Rennen von der Pole Position auf, während mit Frijns (4 Poles) und Müller (3 Poles) bereits sieben Mal ein Abt-Fahrer den ersten Startplatz eroberte. Mit Phoenix-Pilot Loic Duval schaffte es 2020 nur ein anderer der insgesamt 16 DTM-Piloten auf die Pole.

DTM 2020 Nürburgring: Sonntagsrennen als Video-Zusammenfassung: (03:45 Min.)

Frijns: Spielen mit offenen Karten

Rast muss auf der Jagd nach dem dritten Titel darauf hoffen, dass sich die Äbte gegenseitig die Punkte wegnehmen. Danach sieht es in der aktuellen Phase der Saison allerdings nicht aus. "Wir arbeiten eng zusammen und spielen mit offenen Karten", sagte Frijns, der trotz des Sieges Müllers technische Schwierigkeiten bedauerte. "Wir wollen uns gegenseitig besiegen, aber auf eine gesunde Art und Weise."

Auch Teamkamerad Müller hob die gute Atmosphäre innerhalb der Abt-Truppe hervor - die große Stärke im Kampf um die Meisterschaft. "Wir schauen auf uns, egal, was die anderen machen. Wenn wir das beibehalten, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir eine gute zweite Saisonhälfte haben werden."

DTM 2020: Fahrer-Meisterschaft nach 10/18 Rennen (Top-5)

PositionFahrerHerstellerPunkte
1Nico MüllerAudi205
2Robin FrijnsAudi176
3Rene RastAudi159
4Loic DuvalAudi85
5Mike RockenfellerAudi79

Rast über Äbte: Eher eine Freundschaft

Auch Rast als Beobachter aus der Ferne hatte nicht den Eindruck, dass die Abt-Fahrer sich gegenseitig die Punkte abluchsen: "Die arbeiten weiter gut zusammen, das ist eher eine Freundschaft. Vielleicht am letzten Wochenende, wenn es um den Titel geht. Aber wir sind noch nicht in der Position, dass sie mit dem Messer zwischen den Zähnen gegeneinander kämpfen."

Da die BMW sportlich seit Saisonbeginn nur eine Nebenrolle spielen, kann sich das Titelanwärter-Trio voll auf sich selbst konzentrieren. Dass der Fokus allein auf die Meisterschaftsgegner auch einmal in die Hose gehen kann, zeigte das Lausitzring-Rennen mit dem Münchner Doppelsieg durch Lucas Auer und Timo Glock. Derartige Szenarien dürften angesichts der BMW-Hilfslosigkeit in den Qualifyings die Ausnahme bleiben.

Rast war bewusst, dass er schon jetzt mehr riskieren muss, um das Abt-Duo herausfordern zu können: "Leider haben die eine sehr gute Pace, woher auch immer sie kommt. Wir müssen nachlegen und auf Fehler hoffen. Selbst wenn wir immer siegen würden und die Zweiter und Dritter werden, wird es sehr eng."