Am vergangenen Wochenende hatte Robert Kubica ein erstes kleines Erfolgserlebnis in der DTM: Beim zweiten Event auf dem Lausitzring fuhr der BMW-Privatier in der Qualifikation am Sonntag die elftbeste Zeit. Dem Polen fehlten gerade einmal 0.9 Sekunden auf die Bestzeit von Robin Frijns (Audi). Das war sein bestes Qualifyingergebnis der Saison 2020.

In der Anfangsphase des Rennens nutzte der ehemalige Formel-1-Pilot seine vielversprechende Ausgangssituation. Kubica kämpfte sich auf die zehnte Position nach vorne und konnte sich dort drei Runden behaupten. Im vierten Umlauf rutschte er auf die 13. Position ab und in den darauffolgenden Umläufen zwei weitere Positionen abgeben.

"Es war schön, so viele Autos im Rückspiegel zu sehen", sagte der ART-Fahrer nach dem sechsten Saisonlauf. "So sollte es immer sein. Aber ich hatte schon vor dem Rennen zum Team gesagt, dass es unmöglich sein wird, diese Position zu halten. Ein paar Runden war das möglich, dann waren die Reifen überfordert und ich habe einen Preis dafür gezahlt, einen hohen Preis."

Das machte sich in den Rundenzeiten bemerkbar. In Runde drei fuhr Kubica mit 1:39.978 Minuten seine persönlich beste Rundenzeit des Rennens, mit der er auf dem Niveau von Spitzenreiter Robin Frijns war. In der zweiten Hälfte seines ersten Stints konnte Kubica die Grenze von 1:41 Minuten nicht mehr Unterbieten. Am Ende des Rennens war seine Zeit aber mit Abstand die langsamste. Dem Grand-Prix-Sieger fehlten 1.5 Sekunden auf die schnellste Runde Jamie Greens

Nach seinem Reifenwechsel in Runde 19 pendelten sich seine Zeiten bei 1:40 Minuten ein, womit er auf dem Niveau seiner Vorderleute unterwegs war. In der Zwischenzeit war er aber bereits auf die letzte Position abgerutscht und hatte einen knapp zehn-sekündigen Rückstand auf Ferdinand Habsburg, der zu diesem Zeitpunkt vor ihm platziert war. Bis zum Ziel stieg sein Rückstand auf den Vordermann Fabio Scherer auf 13 Sekunden an.

Fehlende Daten ein Grund für Kubicas Performance

ART machte fehlenden Grip an der Hinterachse für den erhöhten Reifenverschleiß verantwortlich. "Wir sehen, wo wir die Zeit verlieren. Ich fühle es auch. Und wir sehen es im Vergleich zu den anderen BMW. Leider fehlen uns die Daten, um die Thematik genau analysieren zu können, da die entsprechenden Sensoren in der DTM nicht erlaubt sind", sagte Kubica, der bei ART ein Einzelkämpfer ist, während das private Audi-Team WRT drei Fahrzeuge in der DTM einsetzt.

Bei der Geschwindigkeit hat der BMW M4 des französischen Rennstalls ebenfalls ein Defizit. Am Sonntag wurde Kubica mit 271 km/h am Ende der Start-Ziel-Geraden gemessen. Er belegte mit einem Rückstand von sechs km/h auf den Schnellsten, Robin Frijns, den letzten Platz in dieser Wertung. "Nein, wir fahren nicht mit viel Downforce, um uns Vorteile in den Kurven zu verschaffen", sagte Kubica. "Da stimmt etwas nicht. Wir sind total fokussiert. Mit der Unterstützung von BMW wollen wir den Turn-around unbedingt schaffen. Ich glaube fest daran."

Kubica verlor aber nicht nur auf der Strecke viel Zeit. Auch der Boxenstopp der ART-Crew dauerte wieder länger als die Reifenwechsel der Konkurrenten. Marco Wittmann verbrachte mit 40 Sekunden die kürzeste Zeit zwischen der Ein- und der Ausfahrt der Boxengasse. Bei Kubica verstrichen 43 Sekunden, bis er wieder auf die Strecke fahren konnte. Fabio Scherer, der beim Audi-Privatteam WRT am schnellsten abgefertigt wurde, brauchte 41.7 Sekunden zwischen beiden Messpunkten.

Kubica blieb bislang ohne Punkte

Rudi Dittrich, Leiter BMW Motorsport Fahrzeugentwicklung, ordnete am Lausitzring das Abschneiden Kubicas ein: "Robert hatte auch bedingt durch die Pandemie nicht viel Zeit, sich vor dem Saisonstart an das Auto zu gewöhnen. Das DTM-Auto ist sehr speziell. Er braucht etwas Zeit, aber ich würde ihn überhaupt nicht abschreiben."

Nach dem ersten Saisondrittel ist Kubica neben WRT-Pilot Fabio Scherer der einzige Fahrer, der keine Meisterschaftspunkte eingefahren hat. Während Scherer beim zweiten Rennen auf dem Sprintkurs des Lausitzrings als Elfter die Punkteränge nur um 0.2 Sekunden verfehlte, sind zwei 13. Plätze die besten Ergebnisse Kubicas.

Die DTM ist nicht das einzige Betätigungsfeld des 35-Jährigen in diesem Jahr. Er ist auch Reservefahrer von Alfa Romeo in der Formel 1. In dieser Funktion erhielt er 2020 drei Einsätze im 1. Freien Training. Das kommende Wochenende wird er beim Team an der Strecke in Spa-Francorchamps verbringen.

Robert Kubica Interview: DTM auf gleichem Level wie Formel 1 (33:08 Min.)