Die DTM fährt an diesem Wochenende auf der Grand-Prix-Streckenvariante des Lausitzrings. Sie hat 14 Kurven. In sieben davon benutzte Ferdinand Habsburg während der Abkühlrunde nach dem Zieleinlauf das berühmte F-Wort.

"Wenn man unter 18 ist, sollte man meine Onboard-Aufnahme nicht anschauen", schickte der junge Österreicher im Anschluss am DTM-Mikro einen Warnhinweis für expliziten Inhalt in die Öffentlichkeit. "Ich musste mich ein bisschen abkühlen."

Gründe gab es am Samstag genügend, um den eigentlich äußerst höflichen Habsburg aus der Fassung zu bringen. Etwa die 5-Platz-Gridstrafe nach dem Qualifying, weil er unter roter Flagge aus Sicht der Rennleitung nicht stark genug verlangsamt hatte.

Oder weil er im Rennen beim Boxenstopp fälschlicherweise annahm, dass ihm sein Audi-Kundenteam WRT Regenreifen aufgezogen hatte - was natürlich nicht der Fall war und Habsburg dazu veranlasste, die Slick-Reifen nicht optimal einzufahren. Oder der Reifenwechsel selbst, bei dem er acht Sekunden einbüßte.

Und nicht zuletzt der Umstand, dass Habsburg nach einem Raketenstart vom 15. bis auf den achten Platz vorgeschnellt war, das Rennen aber nur als Elfter beendete. Und damit den zwölften Rang in der Meisterschaft belegt, obwohl er sich vor der Saison ambitionierte Ziele gesteckt und mit dem überstarken Audi RS 5 um Rennsiege kämpfen wollte.

DTM Lausitzring 2020 Rennen 1: Highlights und Zusammenfassung (04:10 Min.)

Klassenunterschied in der DTM

In der Realität herrscht großer Frust beim belgischen Privatrennstall, der in seiner zweiten Saison in der DTM an die Erfolge des Debütjahres anknüpfen wollte. Die bisherige Bilanz fällt ernüchternd aus. Der Schweizer DTM-Rookie Fabio Scherer ist punktelos, der späte Neuzugang Harrison Newey sammelte nur einen Zähler und Habsburg in seiner zweiten DTM-Saison steht bei neun Pünktchen.

Nach den ersten fünf Saisonrennen zeigt sich nicht nur zwischen Audi und BMW ein deutlicher Klassenunterschied auf in der DTM: die beiden Kundenteams WRT (Audi) sowie Rückkehrer ART GP (BMW) mit Robert Kubica sind den Werksteams heillos unterlegen. Während die drei WRT-Youngster gelegentlich an den Punkterängen schnuppern, läuft Kubica teilweise mit Rückständen von mehr als einer Minute ins Ziel ein.

"Robert hatte auch bedingt durch die Pandemie nicht viel Zeit, sich vor dem Saisonstart an das Auto zu gewöhnen", nahm ihn Rudi Dittrich, Leiter BMW Motorsport Fahrzeugentwicklung, am Lausitzring in Schutz. "Das DTM-Auto ist sehr speziell. Er braucht etwas Zeit, aber ich würde ihn überhaupt nicht abschreiben."

DTM-Teamwertung nach 5/18 Rennen

PositionTeamPunkte
1Audi Sport Team Abt Sportsline195
2Audi Sport Team Rosberg123
3BMW Team RMG72
.........
7WRT Team Audi Sport10
8ART Grand Prix0

Große Rückstande im Qualifying

Null Punkte hat Kubica auf dem Konto und damit fünf weniger als Jonathan Aberdein, der von WRT zu BMW gewechselte Nachwuchspilot und am schlechtesten platzierte aller Werksfahrer. Der Ausgangspunkt liegt schon in den Qualifyings: Kubicas geringster Rückstand auf die Pole-Zeit war bei 1,3 Sekunden auf dem Sprintlayout des Lausitzrings.

Bei den WRT-Audis gab es bislang zwei positive Ausnahmen in den Zeittrainings: Habsburgs vierter Platz (+0,337 Sekunden) beim zweiten Lausitzring-Quali sowie P8 von Newey (+0,574 Sekunden) in der selben Session. Das beste Resultat des 21-jährigen Scherer war P11 im regnerischen Qualifying an diesem Samstag.

DTM-Kundenteams ART und WRT: Arbeitsprotokoll 2020

StatistikRobert Kubica (ART)Ferdinand Habsburg (WRT)Harrison Newey (WRT)Fabio Scherer (WRT)
Punkte0910
Bestes Renn-ErgebnisP13 (LAU 1, LAU 2)P6 (LAU 1)P10 (LAU 1)P11 (LAU 2)
Bestes Quali-ErgebnisP12 (SPA 2, LAU 3)P4 (LAU 2)P8 (LAU 2)P11 (LAU 3)
Kleinster Quali-Rückstand1.364 (LAU 1)0.337 (LAU 2)0.574 (LAU 2)0.656 (LAU 1)
Kleinster Renn-Rückstand37.926 (LAU 2)20.226 (LAU 1)37.926 (LAU 2)29.610 (LAU 3)
Größter Quali-Rückstand2.336 (LAU 3)1.491 (LAU 3)2.828 (SPA 1)2.413 (SPA 1)
Größter Renn-Rückstand1:29.962 (SPA 2)1:48.754 (SPA 2)1:11.793 (SPA 1)1 Runde (LAU 1)

Große Zeitverluste beim Boxenstopp

Zum größten Manko der beiden Privatteams gehören die Boxenstopps, die in der DTM reglementbedingt von nur neun Mechanikern mit zwei Schlagschraubern durchgeführt werden dürfen. Im Samstagsrennen auf dem Lausitzring dauerte Habsburgs Radwechsel 48,871 Sekunden und damit 8,3 Sekunden länger als der von Sheldon van der Linde aus dem BMW-Team RBM (40,505 Sekunden).

Dass WRT im selben Rennen mit Harrison Newey (41,379 Sekunden) der achtschnellste Boxenstopp aller 16 Fahrer gelang, stellte im Gesamtbild eine Ausnahme dar. Im Schnitt dauerte der Rädertausch bei WRT und ART pro Rennen mehr als zwei Sekunden länger als bei der Werks-Konkurrenz. Bisheriger Negativ-Rekord: beim Saisonauftakt in Spa-Francorchamps stand Kubica eine geschlagene Minute aufgebockt an seinem Boxenplatz.

DTM Lausitzring: Boxenstopp-Zeiten Samstagsrennen

PositionFahrerTeamBoxenstopp-Zeit
1Sheldon van der LindeBMW Team RBM40.505 Sekunden
...
8Harrison NeweyWRT Team Audi Sport41.379 Sekunden
...
13Fabio SchererWRT Team Audi Sport43.201 Sekunden
14Robert KubicaART Grand Prix43.319 Sekunden
15Jonathan AberdeinBMW Team RMR44.110 Sekunden
16Ferdinand HabsburgWRT Team Audi Sport48.871 Sekunden

Habsburg: Regenreifen mit Slicks verwechselt

Derart lange Wartezeiten - nicht zuletzt ausgelöst durch die unerfahrenen Piloten und ihre Anfahrt zum Boxenplatz - sorgen dafür, dass berechnete Strategien über den Haufen geworfen werden müssen und die Fahrer häufig mit ihren nicht aufgeheizten Reifen mitten im Verkehr auf die Strecke zurückkehren müssen.

So wie an diesem Samstag bei Habsburg, der die Schuld für die verpassten Punkte auch bei sich selbst suchte: "Ich war voll in der Zone und habe nicht darüber nachgedacht, dass sie mir Slicks statt Regenreifen geben. Man fährt die komplett anders. Ich habe die erste Runde voll verhauen, weil ich dachte, das seien Regenreifen, obwohl das Blödsinn ist."