Rene Rast hat nach seinem nachträglich verlorenen Spa-Sieg zurückgeschlagen und das Sonntagsrennen der DTM auf dem Lausitzring gewonnen. Der amtierende Champion überquerte die Ziellinie in einem durchweg spannenden Rennen vor seinem Audi-Markenkollegen Nico Müller - mit einem Vorsprung von 0,089 Sekunden!

"Ich wusste, dass Nico kommen würde", sagte Sieger Rast. "Ich habe immer geschaut, wo er auf der Strecke ist. Ich hatte erwartet, dass das Rennen eine Runde kürzer dauert und war überrascht, dass meine Berechnungen nicht ganz stimmten."

"Ich habe den Start verkackt, danach war das Rennen ganz gut", sagte Müller, der Sieger der ersten drei Saisonrennen. "Ich habe gebetet, dass das Rennen eine Runde länger dauert, aber es sollte nicht sein."

Rast erzielte seinen 18. Sieg im 62. DTM-Rennen vom dritten Startplatz. Der zweifache Meister errang beim Start den zweiten Platz von Müller und schnappte sich in der dritten Runde Spitzenreiter Frijns. Die beiden Audi-Markenkollegen kamen sich in der Anfangsphase und zur Rennmitte mehrfach ins Gehege und wechselten die Positionen. Haarig wurde es vor allem in Runde 7, als Frijns wegen Abdrängens von Rast in der ersten Kurve eine Verwarnung kassierte.

Der zweifache Lausitz-Polesetter Frijns konnte gegen Rennende den zweiten Platz nicht gegen Müller verteidigen, der sich nach einem sehr späten Pflicht-Boxenstopp nach vorne gekämpft hatte. Frijns musste sich am Ende auch Marco Wittmann geschlagen geben und wurde Vierter. Der BMW-Pilot profitierte von einem starken Start, bei dem er vom siebten bis auf den dritten Platz nach vorne preschte.

"Es tut definitiv gut, auf dem Podium zu stehen", atmete Wittmann auf. "Aber wir haben noch viele Hausaufgaben vor uns. Ich hatte einen brutal guten Start und bin in der ersten Runde viel Risiko gegangen, das war der Schlüssel. Am Ende sin Robin die Reifen eingegangen und ich habe ein ziemlich geiles Überholmanöver gemacht. Trotzdem: der Abstand zu Audi bleibt riesig."

Mit Timo Glock und Philipp Eng auf den Plätzen sechs und sieben gelang BMW Schadensbegrenzung nach dem vorangegangenen Qualifying-Debakel mit sechs Audis auf den vorderen Positionen und acht in den Top-9. Loic Duval, Jonathan Aberdein und Ferdinand Habsburg komplettierten die Top-10 im vierten Saisonrennen.

Bereits in einer Woche geht es weiter mit dem dritten Rennwochenende der DTM-Saison 2020. Die Serie gastiert erneut auf dem Lausitzring, trägt ihre beiden Rennen allerdings auf der 4,570 Kilometer langen Streckenvariante aus, auf der um 20 Sekunden längere Rundenzeiten erwartet werden als auf dem 3,478 Kilometer langen Sprint-Layout an diesem Wochenende.

Die Meisterschaft: Nico Müller, Sieger der ersten drei Saisonrennen, führt die Gesamtwertung mit 100 Punkten an. Rene Rast klettert mit seinem verspäteten ersten Saisonsieg auf den zweiten Platz nach vorne und hat 61 Zähler auf dem Konto. Robin Frijns konnte keine seiner beiden Pole Positions in einen Sieg umwandeln und ist neuer Dritter mit 58 Punkten. Mit Jamie Green (34 Punkte) und Mike Rockenfeller (32 Punkte) folgen zwei weitere Audi-Fahrer auf den vorderen fünf Plätzen. Marco Wittmann ist als bestplatzierter BMW-Fahrer Sechster mit 28 Meisterschaftszählern.

DTM Lausitzring: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Robin Frijns erzielte seine zweite Pole Position auf dem Lausitzring und die dritte in der laufenden Saison. Mit Nico Müller auf Platz zwei starteten beide Audi-Abt-Piloten aus der ersten Reihe vor Rene Rast. Sechs Audi-Fahrer belegten die vorderen Positionen, acht in den Top-9. Marco Wittmann war mit einer halben Sekunde Rückstand auf Platz sieben bestplatzierter BMW-Pilot, während die Markenkollegen am Ende des Starterfeldes zu finden waren.

Das Wetter: Hitzewarnung in der Lausitz, 60 Kilometer entfernt von Dresden: bei 29 Grad Außentemperatur und damit 4 Grad mehr als am Samstag erfolgte der Rennstart um 13:30 Uhr. Das Rennen wurde aufgrund lokaler Bestimmungen ohne Zuschauer vor Ort ausgetragen. Auch Medienvertreter waren nicht von der ITR zugelassen - dafür allerdings 16 Grid Girls, die in der Startaufstellung die Schilder der jeweiligen Fahrer hochhielten.

Der Start: Spektakel in den ersten Kurven! Hinter Pole-Setter Robin Frijns erwischte Rene Rast einen besseren Start und übernahm die zweite Position von Nico Müller. Beim Duell mit Frijns um die Führung musste der Champion nach Kontakt und Fahrt über die Wiese in Turn 1 zurückstecken - der Niederländer erhielt unterdessen eine Verwarnung wegen Abdrängens.

Großer Gewinner der Startphase war Marco Wittmann, der vom siebten bis auf den dritten Platz vorschnellte. Ferdinand Habsburg fiel von P4 auf die neunte Position zurück und kassierte eine Verwarnung (Green abgedrängt). Timo Glock gelang ein Sprung vom zwölften auf den siebten Platz.

Die Boxenstopps: Sheldon van der Linde (Runde 8), Jamie Green und Loic Duval (beide Runde 10) und Timo Glock in der 11. Runde legten frühe Pflicht-Boxenstopps ein, um dem dicht gedrängten Verkehr auf der Strecke zu entgehen.

Robin Frijns und Marco Wittmann folgten auf Platz zwei und drei liegend in der 12. Runde. Der Audi-Pilot schimpfte am Funk, möglicherweise wegen der vorangegangenen Aktionen mit Rast: "Wir müssen fairer spielen, ich bin nicht glücklich!" Rene Rast reagierte und absolvierte in Runde 13 seinen Reifenwechsel auf einen frischen Satz Hankook-Slicks.

In Führung liegend absolvierte Nico Müller als vorletzter Fahrer seinen Pflicht-Boxenstopp in Runde 20. Nach der Ausfahrt aus der Boxengasse ordnete sich der Schweizer auf dem siebten Platz ein. Als Mike Rockenfeller eine Runde später die Box ansteuerte, hatten alle 16 Fahrer ihren Pflicht-Reifenwechsel erledigt.

Die Zwischenfälle: In den Runden 7 und 8 regte sich Rene Rast über Spitzenreiter Robin Frijns am Funk auf. Bei der Anfahrt zur ersten Kurve kamen sich die beiden Audi-Piloten wie schon nach dem Start erneut ins Gehege, Rast musste ein weiteres Mal auf die Wiese ausweichen. Frijns, der nach der Start-Aktion eine Verwarnung erhalten hatte, wurde nach dem zweiten Vorfall zu einem Platztausch mit Rast angewiesen, womit die Führung erneut wechselte.

Audi-Zweikämpfe setzten sich munter fort, als sich in Runde 15 Jamie Green und Loic Duval gefährlich nahe kamen beim Positionskampf. Zu hart nach Meinung der Rennleitung, die Green anordnete, den zehnten Platz an den Franzosen zurückzugeben.

Die Ausfälle: Jamie Green verlor sechs Minuten vor dem Rennende den Vortrieb in seinem Audi und musste vorzeitig die Boxengasse ansteuern. Es war der einzige Ausfall im vierten Rennen der Saison.