"Was Monaco für die Formel 1, ist der Norisring für die DTM." Die einzige Gemeinsamkeit im Corona-Jahr 2020: Beide Rennen können nicht stattfinden. Nur einen Tag, nachdem DTM-Chef Gerhard Berger das Stadtrennen in Nürnberg in höchsten Tönen gelobt hatte, war der Zauber wieder vorbei. Die Stadt erteilte dem geplanten Saisonauftakt kurzerhand eine Absage und versetzte der DTM noch vor dem ersten Rennen der Saison 2020 einen herben Dämpfer.

Nach einer in allen Belangen unglücklichen Kommunikation musste das berühmte Norisring Speedweekend in diesem Jahr komplett abgesagt werden. Eine Entscheidung mit historischen Ausmaßen: nach 1958 und 1959 dröhnen erst zum dritten Mal in seiner 77-jährigen Geschichte keine Motoren entlang des Dutzendteiches.

Dabei war in einer überarbeiteten Version des Rennkalenders geplant gewesen, die Saison 2020 auf dem Norisring zu beginnen. An diesem Wochenende, vom 10. bis 12. Juli, wäre es eigentlich soweit gewesen. Das Stadtrennen, das für den ursprünglich vorgesehenen Auftakt im belgischen Zolder eingesprungen wäre, hätte zum ersten Mal in der Geschichte der DTM den Auftakt gebildet.

Nach der Absage ist die Zukunft des traditionsreichen Norisrings ebenso ungewiss wie die der DTM. Zumindest gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Der ausrichtende Motorsport Club Nürnberg hat inzwischen angekündigt, im Jahr 2021 das 78. Norisring Speedweekend austragen zu wollen.

Auch ein konkreter Termin wurde bereits ins Auge gefasst, als Datum für ein Rennwochenende steht der 02. bis 04. Juli 2021 im Raum. Damit wollen sich die Verantwortlichen offenbar frühzeitig im vollgepackten Eventkalender der Stadt Nürnberg positionieren, um die Planungen vorantreiben zu können.

Welche Rennautos 2021 über den 2,3 Kilometer langen Kurs fahren könnten, steht aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht fest. Ob die 1984 gegründete DTM nach dem angekündigten Abschied von Audi überlebt, ist weiter ungewiss. Hinter den Kulissen werden unterschiedliche Szenarien diskutiert, eine Fortführung der ITR-Plattform mit GT3-Boliden als kurzfristiger Lösung ist eine Möglichkeit.

Im Zuge der langjährigen Partnerschaft dürfte die ITR im Falle des Fortbestandes der erste Ansprechpartner für den Norisring bleiben. Es gibt jedoch Alternativen. Das ADAC GT Masters, seit 2007 die stärkste nationale GT3-Rennserie der Welt, könnte in diesem Fall eine Rückkehr feiern. 2008 gastierte die ADAC-Serie - damals im Rahmen der DTM - zum bisher einzigen Mal auf dem Nürnberger Stadtkurs.

Ebenso ruhen kleine Hoffnungen auf der Formel E. Gerüchte über ein Norisring-Rennen der Elektro-Rennserie kamen erstmals Ende 2017 auf, als eine Delegation der Formel E anklopfte. 2018 kochte der Norisring in der Gerüchteküche mit, als das geplante Saisonfinale in Montreal kurzfristig abgesagt werden musste.

Für die Macher der Formel E besaß Nürnberg jedoch nicht die Strahlkraft von Austragungsorten wie New York, London, Rom oder Monaco, in deren Innenstädten üblicherweise Rennen ausgetragen werden. Dabei hätten die vier engagierten Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche sicherlich Interesse an einem zweiten deutschen Lauf im Rennkalender neben Dauergast Berlin...

Das alles bleibt erst einmal Zukunftsmusik. Die Realität ist: anstatt DTM-Rennen auf dem Norisring zu fahren, sind einige Werkspiloten von Audi und BMW an diesem Wochenende beim Double-Header der VLN auf dem Nürburgring - im Gegensatz zum Norisring eine permanente Rennstrecke - im Einsatz.

"Ich hoffe, dass der Norisring das überlebt und wir nächstes Jahr zurückkehren können", sagte zuletzt Lokalmatador und MCN-Mitglied Marco Wittmann. Der zweifache DTM-Champion über das abgesagte Heimrennen: "Das ist sehr schade und eine große Enttäuschung für mich. Das Event lebt von Fans, aber ich denke, dass wir trotzdem eine gute Show für die TV-Zuschauer hätten bieten können."