Marco Wittmann ist anders als geplant in die ITR-Testfahrten auf dem Nürburgring gestartet. Der zweifache DTM-Champion knallte zum Auftakt am Montag vergangener Woche in der Boxengasse gegen eine Mauer und beschädigte dabei den gelb lackierten BMW M4, der mit dem neuen HYLO-Bauteil am Heckflügel als Testträger unterwegs war.

Wittmanns Crash kam erst im Nachhinein heraus, als Sat.1 als offizieller TV-Partner der DTM und einziges Medium vor Ort vom Vorfall berichtete. Bildmaterial vom Einschlag existiert laut dem Sender nicht. Der Crash dürfte aber erklären, warum Wittmann am Montag nur 63 Runden und damit die wenigsten aller Fahrer zurückgelegte.

Nach 52 Runden am Vormittag, war in der zweiten Session am Nachmittag nach nur 13 Runden Feierabend für Wittmann. "Mir ist einfach ein bisschen das Talent ausgegangen", bestätigte der 30-Jährige zwei Tage später bei Sat.1 den Unfall. Mit insgesamt 218 Runden fuhr Wittmann die zweitwenigsten bei den ITR-Testfahrten in der Eifel.

Das Schlusslicht in der Rundentabelle bildete Loic Duval mit nur 68 Umläufen auf dem 3,629 Kilometer langen Kurs, auf dem die DTM in diesem Jahr zwei Rennwochenenden (Kurzanbindung & GP-Layout) im September austragen wird. Der Audi-Pilot hatte sich zwei Wochen vor dem Test bei einem Bike-Unfall das Schlüsselbein gebrochen und musste am Nürburgring wegen rückkehrender Schmerzen kürzertreten.

Talent in der Boxengasse ausgegangen

Verraten hatte Wittmanns Unglück ausgerechnet dessen BMW Team RMG-Teamkollege Timo Glock. Am Dienstag, dem zweiten Tag der Testfahrten, sagte der frühere Formel-1-Fahrer mit einem Grinsen im Gesicht zu Sat.1: "Marco ist gestern gefahren und ich habe ihm gesagt, dass er auf mein Auto aufpassen soll. Daran hat er sich nicht gehalten. Ihm ist ein bisschen das Talent in der Boxengasse ausgegangen. War ihm auch ein bisschen unangenehm."

Wittmann legte am Dienstag weitere 153 Runden zurück, bevor Glock sein Gelbes Biest für die letzten beiden Tage übernahm und insgesamt 292 Runden drehte. Wittmann hingegen absolvierte am Mittwoch einen auf sechs Runden begrenzten Shakedown mit seinem grün-weißen BMW, der 2020 zum Einsatz kommen wird. BMW war mit allen sechs Autos zum Nürburgring gereist, Audi nur mit vier - beim ITR-Test 2019 auf dem Lausitzring war es umgekehrt der Fall.

DTM-Testfahrten Nürburgring: Runden-Tabelle

MoDiMiDoGesamt
BMW1725
Philipp Eng160164324
Sheldon van der Linde158115273
Marco Wittmann65153218
Timo Glock 131161292
Lucas Auer146154300
Jonathan Aberdein152166318
Audi1964
Robin Frijns1939080363
Mike Rockenfeller19814614382569
Rene Rast194165359
Jamie Green155125280
Loic Duval293968
Nico Müller9313894325
WRT1023
Ferdinand Habsburg16314014284529
Fabio Scherer1251323166354
Harrison Newey140140
ART541
Robert Kubica123143129146541

Audi und BMW im Kilometer-Vergleich

Im Verlauf der vier Tage auf dem Nürburgring legten die sechs Audi-Werksfahrer 1.964 Runden (7.127 km) zurück. Das BMW-Sextett kam gemeinsam auf 1.725 Runden (6.260 km). Die beiden Privatteams WRT-Audi (Habsburg, Scherer und Jones-Ersatz Newey) und ART-BMW mit Robert Kubica fuhren 1.023 Runden (3.712 km) respektive 541 Runden (1.963 km).

"Es waren zwei produktive Tage und wir haben viele Fortschritte gemacht", sagte Wittmann in einer Video-Konferenz während der Testfahrten. "Es ging vor allem darum, die technischen Probleme aus 2019 auszusortieren. Etwa die Vibrationen, die durch den Turbo ausgelöst wurden. Ich hoffe, dass wir die Lücke zu Audi, die letztes Jahr vorhanden war, schließen und mit ihnen konkurrieren können."

Teamkollege Glock bilanzierte: "Auf jeden Fall haben wir uns bei den Vibrationen verbessert, das Auto gibt jetzt ein saubereres Feedback. Die Fahrbarkeit ist ebenfalls besser geworden. Es scheint jetzt einfacher, ohne Fehler eine Runde zusammenzubekommen. Das war zuletzt ein Problem für mich, weil sich das Auto letztes Jahr inkonstanter anfühlte."