2019 gewann Rene Rast überlegen die DTM-Gesamtwertung. Auch in diesem Jahr geht der Audi-Fahrer wieder als einer der Favoriten an den Start. Er könnte seinen dritten Titel in der Tourenwagenserie gewinnen. Der Meppener würde damit in den Kreis der DTM-Legenden aufsteigen und mit Klaus Ludwig gleichziehen, der ebenfalls dreimal die Meisterschaft gewonnen hat. Mit fünf Titeln liegt Bernd Schneider unangefochten an der Spitze.

"Es gibt nur zwei Fahrer, die drei Titel geholt haben. Ich wäre gerne einer von ihnen", sagte Rast im Rahmen der ITR-Testfahrten auf dem Nürburgring. Der 33-Jährige, der 2017 in seinem ersten vollen DTM-Jahr auf Anhieb den Titel gewann, kennt die Zutaten, die für den Sieg der Meisterschaft wichtig sind. "Es ist kein Geheimnis, wie man die Meisterschaft gewinnt. Du musst konstant und schnell sein. Das sind die wichtigsten Faktoren. Du musst nach der Qualifikation weit vorne stehen und dann so viele Punkte wie möglich holen. Jeder Punkt zählt. Egal, ob es fünf Punkte oder einer ist."

Audi in der DTM auf Mercedes-Spuren?

Mit Konstanz überzeugte Rast nicht nur im vergangenen Jahr, als er in 13 von 18 Rennen auf dem Podest stand. 2018 legte er einen starken Schlusssport hin und gewann die letzten sechs Rennen in Serie. Dadurch rückte er dem späteren Champion Gary Paffett noch einmal beängstigend nahe. Damals verabschiedete sich Mercedes mit dem Titel aus der Serie. Gleiches will Audi jetzt auch schaffen, denn am Ende des Jahres beendet der Autobauer sein Werksengagement

"Wir wollen die Meisterschaft holen. Das ist das ultimative Ziel für uns alle bei Audi. Wir wollen genießen, was wir getan haben und noch tun. Wir werden alles ein bisschen intensiver fühlen", erklärt Rast.

Markenkollege Nico Müller war 2019 Rasts erster Verfolger in der Gesamtwertung. Dem Vizechampion gelang damit der Durchbruch. Der Schweizer weiß, in welchen Bereichen er sich verbessern muss, mit Rast in den Titelkampf zu starten. "Es ist offensichtlich, dass in der Qualifikation noch Luft nach oben ist. Wir haben in der Pause analysiert, was die Gründe dafür sein könnten. Das waren auch ein paar Sachen, die wir beim Test abgehakt haben. Wir wollen aber auch die starke Rennpace behalten. Das ist das Entscheidende in der DTM. Du musst beides hinbekommen, obwohl es zwischen Qualifikation und Rennen große Unterschiede beim Rennen gibt. Wir arbeiten an diesem Kompromiss."

Kalender, Audi & BMW: Wie geht's in der DTM weiter?: (09:26 Min.)

Alle Audi-Fahrer mit Titelchancen?

Bei der Auswahl seiner Favoriten beschränkt sich Audi-Motosportchef Dieter Gass nicht nur auf die beiden Besten aus dem Vorjahr. "Über Rene als Champion braucht man nicht diskutieren. Wir haben aber auch [Jamie] Green, der eine herausragende Performance gezeigt hat. Dann gibt es auch Mike [Rockenfeller], Robin [Frijns], Loic [Duval] und Nico [Müller], den Zweitplatzierten des vergangenen Jahres. Jeder von in unseren Fahrer ist in einer Position, in der er der Meister sein könnte."

Auf den guten Ergebnissen aus 2019, als die Audi-Fahrer zwölf Rennen gewannen, will sich Gass in der letzten DTM-Saison der Ingolstädter nicht ausruhen. Er schätzt BMW als ebenbürtigen Konkurrenten ein. "Man weiß nie, was über den Winter passiert ist und wie sich die Konkurrenz verändert hat, um konkurrenzfähiger zu sein. Sie haben viel Aufwand in die Entwicklung gestickt. Ich denke, wir sind auf einem Level."

BMW-Motorsport-Chef Jens Marquardt möchte sich nicht noch einmal wie im Vorjahr geschlagen geben. Damals gingen Fahrer-, Team und Herstellertitel an die Konkurrenz von Audi. "In der DTM gibt es drei Titel. Wir geben an jedem einzelnen Tag das Beste und schauen, was wir erreihen können", sagt der Schwabe.

Jens Marquardt und Dieter Gass blicken der neuen Saison zuversichtlich entgegen, Foto: LAT Images
Jens Marquardt und Dieter Gass blicken der neuen Saison zuversichtlich entgegen, Foto: LAT Images

Wer bei BMW die Speerspitze ist, wurde 2019 ein weiteres Mal klar. Marco Wittmann, wie Rast zweifacher Champion, war der einzige Nicht-Audi-Pilot in den Top-5. "Es gibt einige Fahrer, die in der Vergangenheit ihre Performance gezeigt haben. An erster Stelle ist Marco Wittmann zu nennen", analysiert Gass die Konkurrenz. "Man darf Fahrer wie Timo Glock nicht unterschätzen, auch wenn wir nicht 18 Mal in Hockenheim fahren. BMW hat auch [Philipp] Eng. Das ist ein starkes Lineup."

Laut Wittmann wurden die Schwächen des Münchner Autobauers aus der Vergangenheit in der Saisonvorbereitung behoben. "Wir haben im Winter daran gearbeitet. Wir hatten schon Tests vor Corona. Letztes Jahr hatten wir Zuverlässigkeits- und Vibrationsprobleme. Die Regeln mit dem Turbo waren neu für uns. Wir haben gute Schritte gemacht und die Arbeit geht weiter."

Läuft es auf ein Titelduell zwischen Wittmann und Rast hinaus? Darauf will sich der Franke vor dem Saisonbeginn nicht festlegen. "Rene und ich waren immer die Besten der beiden Marken", sagt der 30-Jährige. "Rene hat einen unglaublichen Hob gemacht. Aber es gibt auch Rennen, die wir hätten gewinnen können. Es können nicht alle um den Titel kämpfen. Müller hatte ein super Jahr, Glock hatte zuletzt Pech. Es ist schwer, Namen zu nennen. In der Vergangenheit gab es immer einen Trend: Wer konstant war, war vorne."

Auch DTM-Boss Gerhard Berger legt sich nicht auf einen Titelfavoriten fest. "Die DTM bietet bei den Fahrern den größten Wettbewerb", so der ITR-Vorsitzende. "Rast war in den vergangenen Jahren schwer zu schlagen. Wittmann ist auch sehr erfahren und hat abgeliefert. Auch Glock hat eine große Erfahrung. Aber auch die jungen waren gut. Müller scheint ein Guter zu sein. Ich weiß nicht, auf wen ich mein Geld setzen würde."

Rast, der ein heißer Kandidat auf das Formel-E-Cockpit des bei Audi suspendierten Daniel Abt ist, fällt diese Einschätzung leichter. Er glaubt, dass die Mission Titelverteidigung unter einem guten Stern steht. "Ich fahre wieder mit der Nummer 33. Dieses Jahr habe ich überlegt, ich die Nummer 1 aufs Auto kleben lassen soll. Ich habe mich dagegen entschieden. Die Fans kennen mich mit meiner Nummer. Hoffentlich ist es ein gutes Omen. Ich bin 33 Jahre alt. Schauen wir mal, ob es mit dem dritten DTM-Titel klappt."

Die Tourenwagenserie startet am 01. August in Spa-Francorchamps in die Saison. Es soll an neun Events 18 Wertungsläufe geben. Erstmals wird es auf dem Lausitzring, auf dem Nürburgring und in Zolder Veranstaltungen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden geben.