Es bleibt auch während der aktuellen Testfahrten auf dem Nürburgring das große Thema: Wie soll es mit der DTM nach dem angekündigten Ausstieg von Audi zum Saisonende 2020 weitergehen? Gerhard Berger und die DTM-Dachorganisation ITR arbeiten hinter den Kulissen mit Hochdruck an unterschiedlichen Konzepten, um eine Weiterführung der traditionsreichen Plattform sicherzustellen.

Denn: Zu einer Unterbrechung soll es nach Möglichkeit nicht kommen. "Pausen funktionieren nicht sehr gut", sagte Berger in einer digitalen Pressekonferenz am Nürburgring. "Das ist wie bei einem großen Unternehmen. Wenn du da die Produktionslinien unterbrichst und sie neu aufbauen willst, ist das mit riesigem Aufwand verbunden. Hier haben wir die gleiche Situation, es befindet sich alles an Ort und Stelle. Das für ein Jahr zu stoppen, wäre keine gute Lösung."

Dabei wollte Berger eine Unterbrechung jedoch nicht grundsätzlich ausschließen. Genauso wenig wie einen Wechsel der Kategorie. Zuletzt wurde in den Medien vermehrt ein Einsatz von GT3-Rennwagen diskutiert, die im Vergleich zu den Class-1-Autos günstiger und bei zahlreichen Autoherstellern weltweit im Einsatz sind. Ebenso kommt diese Kategorie bereits seit 2007 auf der etablierten Plattform des ADAC GT Masters in Deutschland zum Einsatz.

"Das das ist eine andere Philosophie mit Balance of Performance und solchen Dingen", zeigte sich Berger einmal mehr nicht allzu begeistert von der künstlichen Anpassung des Wettbewerbs im GT-Sport. Der Österreicher weiter: "Ich würde nicht sagen, dass es unmöglich ist. Aber im Moment ist es nicht möglich, zu sagen, dass das unser Problem für die Zukunft lösen wird."

Kalender, Audi & BMW: Wie geht's in der DTM weiter?: (09:26 Min.)

Keine Überraschung aus Japan

Sicher erscheint unterdessen nur: Hilfe aus Japan wird es nicht geben. Die Möglichkeit, dass Hersteller wie Toyota, Nissan oder Honda aus der Super GT das DTM-Starterfeld mit Class-1-Autos neben BMW ergänzen, dürfte keine Option zu sein. Für 2021 waren ursprünglich weitere Rennen ähnlich dem Show-Event in Fuji Ende 2019 geplant, um das gegenseitige Vertrauen weiter zu stärken.

"Aber der Ausstieg von Audi bringt jetzt einen Zeitdruck mit sich", erklärte Berger. "Und ich sehe nicht, dass die japanische Kultur unter Zeitdruck funktioniert. Ich würde bezweifeln, dass von dieser Seite eine Überraschung kommt."

Zumindest für die nahe Zukunft scheint das über Jahre hinweg aufgebaute Verhältnis mit Japan keine Option zu sein. "Letztes Jahr konnten wir die Japaner nicht überzeugen", sagte BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt. "Wir waren vorbereitet, sie hingegen etwas zögerlicher. Es ist schade, dass wir nicht an diesen Punkt angelangen konnten."

Das angedachte Vorhaben eines direkten Austausches der Hersteller zwischen DTM und Super GT klang gut, scheiterte bislang jedoch an der Umsetzung. Verantwortlich waren die hohen Kosten, seit dem Audi-Rückzug ist die Möglichkeit vorerst ohnehin nicht mehr gegeben.

"Es hat signifikante finanzielle Auswirkungen, wenn man so etwas macht", meinte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Das wäre nur möglich, wenn wir die Autos in Deutschland um die Anzahl reduzieren, mit denen wir in Deutschland fahren. Bei den Japanern ist das sehr ähnlich."

BMW: Es wird eine andere Welt im Motorsport

Audis Entscheidung, das DTM-Engagement über 2020 hinaus nicht zu verlängern, dürfte konkrete Pläne einer Hybridisierung ab 2022 sowie einer angedachten Elektrifizierung für 2025 vom Tisch gefegt haben. "Leider wird das wahrscheinlich nicht kommen", sagte Marquardt. "Wir müssen jetzt schauen, was die Zukunft bringt. Es wird wahrscheinlich eine andere Welt im Motorsport in den nächsten ein, zwei Jahren. Das wird aber überall der Fall sein."

Ist die Corona-Krise samt ihrer Folgen der letzte Sargnagel für die DTM? Solange kein konkretes Konzept veröffentlicht wird, bleiben Zweifel über einen Fortbestand der Serie über 2020 hinaus.

"Die Zweifel überwiegen momentan, weil ich weiß, wie schwer die momentane Situation in der Wirtschaft ist", sagte BMW-Pilot Timo Glock. "Auch die Autohersteller sind in einer schwierigen Situation. Wie willst du da rechtfertigen, noch mal ein neues Projekt zu starten, was die DTM angeht? Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf und hoffe, dass Gerhard es schafft, die Plattform DTM am Leben zu halten."