Das zeugt von Größe: Trotz der Ankündigung von Audi, sich Ende 2020 aus der DTM zurückzuziehen, stand Rene Rast seinen Fans am Montagabend auf der Streaming-Plattform Twitch Rede und Antwort. Zwar war auch dem zweifachen DTM-Champion die Lust am eigentlich geplanten Zocken vergangen, trotzdem reagierte er auf die unzähligen Fragen seiner Anhängerschaft.

Audi-Ausstieg: Das Ende der DTM?: (23:15 Min.)

Der Ausstieg seines Arbeitgebers aus der Tourenwagenserie bedeutet auch für Rast einen schweren Rückschlag. Der Worst Case für einen Rennfahrer, wie es der 33-Jährige ausdrückte. Rast erhielt die Nachricht ebenfalls erst am Montag, nur wenige Stunden vor der öffentlichen Pressemitteilung am frühen Abend.

"Es wurde schon oft darüber diskutiert und gemunkelt", meinte Rast angesichts der Vorstandsentscheidung, zum Saisonende den Stecker zu ziehen. "Aber wenn es offiziell ist, ist es noch härter. Durch Corona war abzusehen, dass so etwas passieren kann." Der Audi-Vorstand gab die aktuelle Pandemie sowie einen Fokus auf die Elektromobilität als Gründe für den DTM-Ausstieg an.

Damit wird aller Voraussicht nach auch für Rast das Kapitel DTM enden, das 2016 eigentlich schon viel zu spät seinen Beginn genommen hatte. Eine Saison - wie auch immer sie in Folge der Corona-Krise verlaufen wird - bleibt Rast noch, um weitere Rekorde in der Tourenwagenserie anzupeilen.

"Sehr schade, ich hätte gerne noch mehr Meistertitel drangehängt", sagte er mit einem eher gequälten Lächeln. "Die DTM ist für mich neben der Formel 1 vom Fahrerfeld her das Höchste der Gefühle. Keine Pay-Driver, alle auf einem Top-Level und in der Lage, mit den Größen mitzufahren."

In seinen bisherigen drei vollen DTM-Saisons und 58 Rennen errang Rast überragende 17 Siege und 27 Podestplätze, die ihn zu Meisterschaften in den Jahren 2017 und 2019 führten. Keinem anderen Fahrer war es zuvor gelungen, in seinen ersten drei DTM-Jahren zwei Titel zu holen. Es könnte ein Rekord für die Ewigkeit sein.

"Ich bin immer noch ein riesiger Fan der DTM und für mich war es immer ein Traum, in der DTM zu fahren", sagte Senkrechtstarter Rast. In einem Jahr muss er sich eine neue Beschäftigung bei seinem Arbeitgeber Audi suchen, der sich werksseitig künftig auf die Formel E sowie auf das Kundensport-Programm konzentrieren wird.

Rast versuchte im ersten Moment nach dem Rückschlag, etwas Positives zu finden. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass seine kuriose Karriere ganz anders verlief als erwartet. "Man ist schon ein bisschen abgehärtet", meinte er. "Trotzdem ist es immer ein harter Schlag, wenn man solche Nachrichten hört. Nicht nur für mich, für alle. Mechaniker, Teams, da hängt ein riesiger Rattenschwanz dran."

Die Zukunft der DTM steht nach dem Audi-Aus ganz arg auf dem Prüfstand. Auch DTM-Chef Gerhard Berger äußerte sich in einer ersten Reaktion skeptisch und sprach von einer zusätzlichen Verschärfung. "Jetzt noch mehr Hersteller zu bekommen, halte ich für schwierig", glaubte Rast. "Die ITR und Gerhard Berger haben in den letzten Jahren alles versucht. Die Corona-Krise hat ihren Teil dazu beigetragen, dass es jetzt noch schwieriger wird."

Sicher ist ob all der Unsicherheit nur, dass Rast seine Karriere als Rennfahrer noch nicht beenden möchte. "Ich werde weiter Motorsport machen", versicherte er seinen Fans. "Audi Sport hat bekanntgegeben, dass sie verschiedene Optionen für die Zukunft ausloten. Wir stecken jetzt nicht den Kopf in den Sand."

Audi wolle für die Zukunft progressive Motorsport-Formate prüfen, wie es der neue Vorstandschef Markus Duesmann formulierte. Nach den Ausstiegen in den vergangenen Jahren aus der WEC-Sportwagenweltmeisterschaft und der Rallycross-WM haben die Ingolstädter mit der Formel E bald nur noch ein Werksprogramm im Motorsport-Portfolio.

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