Audi-Ausstieg: Das Ende der DTM? (23:15 Min.)

Am frühen Montagabend wurde die DTM in ihren Grundfesten erschüttert. 17:05 Uhr, Pressemitteilung mit dem harmlos klingenden Betreff: 'Audi richtet Engagement im Motorsport neu aus'.

Dahinter verbarg sich tatsächlich die berüchtigte Bombe, Audi gab seinen Ausstieg aus der DTM zum Ende der Saison 2020 bekannt. Coronavirus-Pandemie und Ausrichtung auf die Elektromobilität als erwartete Gründe für die Entscheidung des Vorstandes unter dem gerade erst eingetretenen Markus Duesmann.

Audis Vertag mit der DTM-Dachorganisation ITR lief 2020 aus, die Werks-Zukunft hätte eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr verhandelt werden sollen. Doch in Zeiten der Automobil-Krise ging alles ganz schnell - Audi zieht mit Ablauf der diesjährigen Saison den Stecker.

Wie das bei Vorstandsentscheidungen öfter der Fall ist, gab es im Vorfeld keinen Austausch mit den sportlichen Partnern. Sowohl DTM-Boss Gerhard Berger als auch BMW, der zweite verbliebene Hersteller im Bunde, zeigten sich entsprechend überrascht angesichts des Ingolstädter Aus zum Saisonende.

Vor allem Berger fand recht deutliche Worte dazu, wie er die Entscheidung aufnahm: mit Enttäuschung. So, wie es schon nach dem Ausstieg von Aston-Martin-Team R-Motorsport zu Beginn des Jahres der Fall gewesen war. Und anders als zur Jahresmitte 2017, als Mercedes-Benz mit einigem Vorlauf seinen DTM-Werksaustieg zum Abschluss der Saison 2018 ankündigte.

Audi habe die DTM und ihre Partner wegen der Kurzfristigkeit der Bekanntgabe vor besondere Herausforderungen gestellt, sagte Berger in einem ersten Statement - und dann in aller Deutlichkeit: "Hier hätten wir uns - gerade in Corona-Zeiten - ein Vorgehen im Sinne unserer gemeinsamen Gesellschaft gewünscht."

Ähnlich klang das auch aus dem Lager von BMW, die mit einem derartigen Start in die Woche offenbar nicht rechnen konnten. Der Autobauer aus München teilte in einem an die Medien gerichteten Statement mit: "Wir als BMW Group sind von dem angekündigten Audi-Ausstieg aus der DTM überrascht worden. Wir haben gemeinsam mit der ITR immer leidenschaftlich für die Zukunft und Weiterentwicklung der DTM gekämpft."

BMW beschrieb die Folgen des Audi-Ausstieges noch mit Vorsicht, die Situation und mögliche Konsequenzen würden nun aus allen Blickwinkeln bewertet. Berger drückte es hingegen wesentlich deutlicher aus und brachte auf den Punkt, was alle DTM-Engagierten nun fürchten müssen: ein mögliches Ende der DTM nach der Saison 2020.

Berger: "Nun ist die Situation zusätzlich verschärft, und die Zukunft der DTM wird sehr stark davon abhängen, wie die Partner und Sponsoren auf diese Entscheidung reagieren. Umso mehr erwarte ich mir jetzt von Audi eine ordnungsgemäße, verantwortungsvolle und partnerschaftliche Abwicklung des geplanten Ausstiegs. Bis dahin gilt mein ganzes Engagement der Rennsaison 2020."

Während der Ausstieg von Privatrennstall R-Motorsport leichter zu verschmerzen war und das Starterfeld für 2020 mit 16 Rennwagen zumindest solide aussah, hat die Entscheidung von Audi ganz andere Dimensionen mit Blick auf den Fortbestand der Tourenwagenserie.

Ein mögliches Ende der DTM - es wäre das zweite nach 1996 - hätte große Auswirkungen auf den deutschen Motorsport. Berger sprach von einem schwierigen Tag für den Motorsport in Deutschland und Europa.

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Die mögliche Tragweite ging auch aus einem Statement des Deutschen Motor Sport Verbandes hervor, in dem Präsidiumsmitglied Dr. Gerd Ennser wie folgt zitiert wurde: "Die Ankündigung von Audi, das Engagement in der DTM Ende 2020 zu beenden, trifft den deutschen Motorsport mitten in der Corona-Krise besonders hart. Gemeinsam mit unseren Partnern bei der ITR werden wir uns nun beraten, wie wir mit dieser für alle Beteiligten neuen Situation umgehen."

Die DTM-Saison 2020 wird zur Abschiedstournee für den Autobauer aus Ingolstadt. In Folge der Corona-Krise wackelt auch der neu gewählte Saisonauftakt vom 10. bis 12. Juli 2020. Audi war von 1990 bis 1992 und seit 2000 durchweg werksseitig in der DTM engagiert. Hinter Mercedes errang die Marke mit den vier Ringen die meisten Erfolge in der Tourenwagengeschichte.