Die DTM wird nach aktuellem Stand mit dem Rennwochenende auf dem Norisring (10.-12. Juli) in die Saison 2020 starten. Nach dem Ausstieg von Aston-Martin-Lizenznehmer R-Motorsport werden Audi und BMW die Meisterschaft ohne einen weiteren Mitbewerber bestreiten. Das bedeutet zugleich: Im Vergleich zum Vorjahr fehlen zwei Autos im Starterfeld.

Aston Martin brachte 2019 vier Vantage an den Start. Dieser Verlust wird in der kommenden Saison von der Aufstockung um jeweils ein privat eingesetztes Fahrzeug der beiden verbleibenden Autobauer aus Deutschland kompensiert. Audi wird neun RS5 Turbo DTM und BMW sieben M4 Turbo DTM einsetzen, davon jeweils sechs als Werkseinsatz.

Der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann glaubt nicht, dass der Rückzug von R-Motorsport große Auswirkungen auf das sportliche Geschehen haben wird. "Aston Martin war von der Performance noch nicht so da. Es war deren erstes Jahr und sie haben das DTM-Projekt in kurzer Zeit auf die Beine gestellt. Es war auf mehrere Jahre ausgelegt und man hat damit gerechnet, dass sie 2020 oder 2021 angreifen. Aston Martin war in der vergangenen Saison eher eine Randerscheinung", sagte der BMW-Fahrer in einem Instagram-Video mit ran.

Die gute Nachricht des 30-Jährigen für die Anhänger der DTM lautet: "Das Racing wird das Gleiche bleiben und das Fahrerfeld wird weiter sehr stark sein. Für die Fans ist der einzige kleine Nachteil, dass du jetzt nur noch zwei statt drei Marken hast."

Dieter Gass: Aston Martin hat sportlich keine Rolle gespielt

Audi-Motorsportchef Dieter Gass teilt Wittmanns Meinung. "In der vergangenen Saison herrschte durch Aston Martin sicherlich eine große Euphorie. Wenn ich das Thema aber rein sportlich betrachte, haben sie nicht wirklich eine Rolle gespielt. Wenn wir eine Startaufstellung mit bis zu 16 Autos haben - auch, wenn es 'nur' Audi und BMW sein sollten - dann haben wir mit Blick auf das Starterfeld ein sehr hohes Niveau", sagte er zu Motorsport-Magazin.com.

Der Blick auf die Herstellerwertung des vergangenen Jahres unterstreicht die Einschätzung von Gass und Wittmann. Das Aston-Martin-Quartett, bestehend aus Jake Dennis, Paul Di Resta, Daniel Juncadella und Ferdinand Habsburg fuhr lediglich 49 Punkte ein. Audi als Meister in allen drei Wertungen kam auf 1.132 Punkte, BMW auf 550 Zähler.

Die Aston-Martin-Fahrer kamen zu keinem Zeitpunkt in die Nähe des Podiums. So entschied sich R-Motorsport im Zuge einer Neubewertung der Motorsport-Aktivitäten im Januar, den Stecker aus dem DTM-Projekt zu ziehen. "Der Aston-Ausstieg war für uns alle etwas enttäuschend im ersten Moment. Aber man muss es akzeptieren", sagte Wittmann.

Obwohl auch BMW gegen Audi keinen Stich sah, sprach Wittmann von einem für ihn persönlich erfolgreichen Saisonverlauf. Er gewann 2019 vier Rennen und beendete die Saison hinter dem Audi-Duo Rene Rast und Nico Müller als Gesamtdritter. "Für mich war es eine sehr positive Saison. Ich wollte um den Titel kämpfen und konnte eine gewisse Zeit ganz gut mithalten. In der zweiten Jahreshelfte habe ich mich schwerer getan und musste den Zug abfahren lassen."

Wittmann erinnert sich gerne an Dream Race zurück

Wie aufregend das Rennen in einem großen Teilnehmerfeld mit hoher Markenvielfalt sein kann, hat Wittmann im vergangenen Jahr bei den beiden Ausgaben des Dream Race in Hockenheim und Fuji erlebt. Es ging jeweils ein kombiniertes Teilnehmerfeld aus DTM und Super GT an den Start. "Wenn es nach mir geht, hätten wir vier oder fünf Marken am Start. Das wäre spektakulär, so wie in früheren Zeiten. Das Highlight für mich war in Japan, zusammen mit den Super GTs zu fahren. Das hat echt Spaß gemacht und es wäre cool für die DTM."

Auf eine Neuauflage des Dream Race wird Wittmann in diesem Jahr wohl verzichten müssen. Bislang ist kein Termin für eine gemeinsame Veranstaltung mit der Super GT angesetzt. Angesichts der Rennverschiebungen in die zweite Jahreshälfte wegen der Corona-Krise wird sich kaum ein Datum für ein Event finden lassen.

Rene Rast, amtierender DTM-Champion, glaubt wie Wittmann, dass der Rückzug von R-Motorsport die Serie nicht so hart treffen wird, wie viele befürchten. "Wir hatten in der DTM jahrelang nur zwei Hersteller am Start. Es waren natürlich andere wirtschaftliche Zeiten", spielt der Audi-Fahrer auf die Zeit von 2006 bis 2011 an.

Ob das Teilnehmerfeld schon 2021 wieder wachsen kann, steht für den 33-Jährigen in den Sternen: "Der DTM würde es gut tun, wenn wir mehr Hersteller dazubekommen. Im Moment ist es für einen weiteren Hersteller aber schwer, sich zu committen. Mit der Corona-Krise ist die Auto-Branche schwer getroffen. Man muss schauen, wo die Reise hingeht."