Die DTM bereitet sich auf die Saison 2020 vor - wo auch immer sie im Zuge der Corona-Krise beginnen und wie auch immer sie verlaufen wird. Fest steht immerhin: Es wird im Vergleich zum Vorjahr, der ersten Saison der neuen Turbo-Ära, einige Änderungen im Reglement geben. Diese betreffen unter anderem die Leistung der Motoren, den Einsatz der Überholhilfen sowie die Kostensenkung. Motorsport-Magazin.com gibt einen aktuellen Überblick.

Der Motor

Zur Saison 2019 gab der Turbo-Motor nach einer Entwicklungszeit von rund zweieinhalb Jahren und einigen Verschiebungen sein Renndebüt. Mit 600 bis 610 PS leistete das Zwei-Liter-Aggregat knapp 100 PS mehr als der V8-Sauger, der von 2000 bis Ende 2018 in der Tourenwagenserie zum Einsatz kam. Nach langer Zeit war die Zuverlässigkeit wieder mal ein großes Thema in der DTM, Motorenschäden traten allerdings wesentlich seltener auf als zunächst befürchtet.

Zur Saison 2020 wird das DTM-Reglement beim Motor etwas angepasst. Die Leistung wird im Vergleich zu 2019 um etwa fünf Prozent reduziert. Audi gibt die Stärke seines Turbo-Motors nun mit 580 PS an, im Vorjahr waren es 610. Das Drehmoment von 560 Newtonmeter bleibt erhalten.

Die leichte Reduzierung der Grundleistung wird durch einen Eingriff in die reglementbedingte Durchflussbegrenzung des Kraftstoffs (Superplus mit 102 Oktan wie an der Tankstelle) erreicht. Statt 95 kg/h wie 2019, wird der Durchfluss für 2020 auf 90 kg/h limitiert.

Da sich zudem das Mindestgewicht um 5 Kilo auf 986 Kilogramm erhöht, liegt das Leistungsgewicht nun bei rund 1,7 Kilo pro PS (vorher 1,6). Das sind immer noch 45 Kilo weniger im Vergleich zum alten V8-Auto, dessen Motor per Luftmengenbegrenzung reglementiert wurde.

Die leichte Reduktion der Grundleistung sollte für eine höhere Standfestigkeit der Turbo-Motoren sorgen. Bei der Einführung waren die Aggregate auf eine Laufleistung von 6.000 Kilometern ausgelegt, verteilt über neun Rennwochenenden und 18 Rennen. Für die Saison 2020 sind eine Veranstaltung und entsprechend zwei Rennen mehr geplant. 2019 standen jedem Team laut Reglement und aus Kostengründen drei Motoren (1,5 pro Fahrzeug) zur Verfügung.

Der BMW-Turbomotor für die DTM im seitlichen Anschnitt, Foto: BMW Motorsport
Der BMW-Turbomotor für die DTM im seitlichen Anschnitt, Foto: BMW Motorsport

Die Überholhilfen

Zwar wurde die Grundleistung der Motoren gesenkt, dafür erhält die Überholhilfe Push-to-Pass mehr Power. Per Knopfdruck kann ein Fahrer nun kurzzeitig 60 PS Mehrleistung abrufen und damit doppelt so viel wie im Vorjahr. Durch den Einsatz von Push-to-Pass, das 2019 sehr spät ins Reglement aufgenommen wurde und der Zuverlässigkeit zusetzte, stehen also 640 PS zur Verfügung.

Über einen Bypass des Fuel Flow Restrictors werden für eine Dauer von fünf Sekunden zusätzliche 10 kg/h Kraftstoff und damit 5 kg/h mehr als 2019 bereitgestellt. "Zum Überholen ist das optimal", glaubt der amtierende und zweifache DTM-Champion Rene Rast.

In der Saison 2020 können die Fahrer das Push-to-Pass im Rennen doppelt so oft einsetzen wie bisher. Bei 24 Rennrunden (bisher zwölf) darf für bis zu fünf Sekunden jeweils die Mehrleistung zugeschaltet werden.

Auch der DRS-Klappflügel kommt 2020 in den Rennen häufiger zum Einsatz als bisher. Pro Rennen durfte das DRS in der letzten Saison 36 Mal genutzt werden. Pro Aktivierung reduzierte sich die Anzahl der zulässigen Aktivierungen um 3. In der betreffenden Runde konnte der Fahrer dann noch 2 Mal aktivieren. Somit stand die Flügelklappe in 12 Runden zur Verfügung.

Ebenfalls neu und eine zusätzliche Herausforderung für das Geschick der Fahrer: Push-to-Pass und DRS dürfen 2020 nicht nur in den Rennen, sondern bereits in den Qualifying-Sessions benutzt werden. Da es in der DTM keine bestimmten Zonen gibt, in denen die Tools verwendet werden dürfen, wird es in einigen Streckenabschnitten bei der Zeitenjagd noch mehr auf das fahrerische Talent ankommen.

DTM 2020: Rene Rast erklärt seinen neuen Audi RS 5 DTM: (01:51 Min.)

Rennbetrieb

Rennen vor allem auf dem Norisring werden für die Autos ab sofort zur Nagelprobe, denn: Die zusätzliche Bremsenkühlung per Wasserpumpe wird ab 2020 verboten. Bisher konnte ein Fahrer per Knopfdruck aus einem Tank heraus über Schläuche Wasser auf die Bremssättel sprühen, um dadurch die Bremsanlage zu kühlen. Das war vor allem auf dem Nürnberger Stadtkurs mit seinen vielen Runden und extremen Bremszonen bei meist hohen Umgebungstemperaturen wichtig.

Zudem wird das Vorheizen des Getriebes eines DTM-Autos verboten. Das passierte bisher über ein externes Heizsystem, um das Getriebeöl vor dem Losfahren bereits auf Betriebstemperatur zu bringen und den Wirkungsgrad zu optimieren.

Kostensenkung

Einheitsbauteile sind weiter ein großes Thema in der DTM, um die Kosten nicht ausufern zu lassen. 2019 gab es hier Schwierigkeiten, weil einige Bauteile für den V8-Motor ausgelegt waren und mit den verstärkten Schwingungen des Turbo-Motors zu kämpfen hatten. Einige Einheitsteile wurden über den Winter verstärkt, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen.

Für 2020 wird die per Reglement erlaubte Gesamtzahl gewisser EB-Teile reduziert. Die wichtigsten sind Kupplungen, Bremsscheiben und Bremsbeläge an der Hinterachse. Außerdem dürfen für die 20 Rennen am Unterboden der Autos insgesamt nur noch 15 Holzplatten zur Kontrolle der Bodenfreiheit benutzt werden. Bisher war die Zahl der Skid Pads freigestellt.