Nach 94 Rennen für Mercedes und Aston Martin zwischen 2013 und 2019 ist für Daniel Juncadella vorerst Feierabend in der DTM. Der Spanier hoffte bis zuletzt auf einen Verbleib des Teams R-Motorsport, die Schweizer zogen sich nach nur einer Saison jedoch zurück.

Damit verlor auch Juncadella, der mit 23 Punkten die meisten der vier R-Motorsport-Fahrer sammelte, sein Cockpit. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com spricht der 28-Jährige über das DTM-Aus von R-Motorsport, seine Zukunft und die der DTM.

Daniel, wie gehst du mit dem DTM-Aus von R-Motorsport um?
Daniel Juncadella: Das ist natürlich schade. Ich hatte 2018 mit Mercedes eine starke Saison mit einem Sieg, zwei Podestplätzen und drei Pole Positions. 2019 war es für uns alle bei R-Motorsport mit dem Aston Martin zwar eine schwierige Saison, aber für mich persönlich lief es sehr gut und ich habe mich beim Team wohlgefühlt. Leider fährt das Team jetzt nicht mehr in der DTM. Schade, denn bis Januar war ich sicher, dass es weitergehen würde.

Wie hast du vom Ausstieg erfahren?
Daniel Juncadella: Im Dezember gab es einige Gerüchte über die Zukunft, nachdem die Trennung von HWA bekanntgeworden war. Da war es natürlich schon etwas spät, weil wir ja noch keinen Partner und keine Motoren für 2020 hatten. Aber schon in der vergangenen Saison waren wir spät dran, haben es aber geschafft. Im Januar wurde mir nach Gesprächen klar, dass es nicht gut aussieht. Auch für mich ist es schwierig, zu dieser Zeit noch etwas zu finden.

Bedeutet das DTM-Ende auch eine Trennung von R-Motorsport?
Daniel Juncadella: Mein Engagement in der DTM mit R-Motorsport lief getrennt von allen anderen Projekten. Das Team war aber happy mit meinen Leistungen und möglicherweise gibt es einen Plan B. Wir befinden uns in Gesprächen, offiziell ist aber noch nichts. Ein GT-Programm wäre die einzige Möglichkeit, mit R-Motorsport weiterzumachen.

Daniel Juncadellas DTM-Statistik

StatistikErfolge
DTM-Rennen94 (seit 2013)
Siege1 (Brands Hatch 2018)
Podestplätze2
Pole Positions3
Schnellste Runden6
Punkte159
Führungskilometer354

Ein Wechsel vom DTM- ins GT3-Auto wäre für dich aus sportlicher Sicht ein Rückschritt.
Daniel Juncadella: Klar, das stimmt. Ich habe das aber schon 2017 erlebt nach einer schwierigen Saison in der DTM. Das geht schon, es soll ja weitergehen. Mir war klar, dass es im Februar schwierig werden würde, einen Platz in einer absoluten Top-Meisterschaft zu finden. Während meiner gesamten Karriere kannte ich mein Programm für die folgende Saison immer schon im November oder Dezember des Vorjahres.

Wie konkret liefen die Gespräche über ein Engagement in der japanischen Super GT?
Daniel Juncadella: Bestätigt war da nie etwas. Es gab 2019 aber Interesse einiger Hersteller an mir. Wir haben die Gespräche nicht fortgeführt, weil ich ja einen Vertrag für die DTM unterschrieben hatte. Da ich jetzt zu 90 Prozent sicher war, dass es weitergehen würde, habe ich das auch nicht weiterverfolgt. Ich finde es nicht korrekt, mit anderen Marken zu verhandeln, wenn ich unter Vertrag stehe.

Daniel Juncadella war bestplatzierter der vier R-Motorsport-Fahrer, Foto: DTM
Daniel Juncadella war bestplatzierter der vier R-Motorsport-Fahrer, Foto: DTM

Du bist seit zehn Jahren im Rahmen der DTM unterwegs. Wie sehr wird dir das fehlen?
Daniel Juncadella: Ich bin sehr enttäuscht, schließlich habe ich meine gesamte Karriere als Profi-Rennfahrer in der DTM verbracht. Und seit 2010 war ich im DTM-Umfeld unterwegs mit der Formel 3 Euroserie. Vor allem 2018 mit Mercedes hatte ich das Gefühl, den richtigen Punkt getroffen zu haben. Danach war ich sicher, dass wir den Aston Martin für die Zukunft so weiterentwickeln können, dass wir ein richtig starkes Auto haben. Ich wäre jetzt auch gern gegen Robert Kubica und auf den neuen Rennstrecken wie in Russland gefahren.

Wie siehst du die Zukunft der DTM?
Daniel Juncadella: Es wird komisch sein, nicht selbst zu fahren, ich werde die DTM aber weiterverfolgen. Aktuell sind es nur zwei Marken, schauen wir mal, wie es weitergeht. Für mich persönlich passt das auch. Vor einigen Jahren fuhren ja schon mal Audi und Mercedes gegeneinander, das fand ich auch cool. Die DTM ist trotzdem eine tolle Meisterschaft. Das Auto ist geil, die Rennen spannend und die Fahrer sind top.

Kannst du dir eine Rückkehr in den Formelsport vorstellen?
Daniel Juncadella: Die Super Formula in Japan gefällt mir, da hatte ich in der Vergangenheit Angebote. Die Formel E könnte in Zukunft ein Thema sein. 2017 und 2018 habe ich für Mahindra getestet und zuletzt in Marrakesch für Mercedes. Die Meisterschaft wird immer größer und das Interesse der Hersteller an Elektromobilität steigt weiter. Die Idee der Rennen in den Innenstädten gefällt mir sehr gut. Und da fällt mir noch etwas ein in Sachen Formelsport: Mit einem Formel 3 würde ich sofort wieder in Macau starten!