Die Saison 2020 bedeutet das Ende einer Ära in der DTM. Erstmals seit dem Einstieg 1988 wird HWA nicht in der Tourenwagenserie vertreten sein. Damit fehlt das erfolgreichste Team in der Geschichte der DTM, das zehn Fahrertitel und 182 Rennsiege erzielte, in der Startaufstellung.

Nach der Trennung von R-Motorsport und dem Ende des damit verbundenen Aston-Martin-Projektes, kehrt auch HWA erst einmal nicht zurück. Das bestätigte HWA-Vorstand Uli Fritz am Rande des Formel-E-Rennens in Marrakesch an diesem Wochenende.

"Wir haben uns mit Gerhard Berger ausgetauscht, doch in der Kürze der Zeit ließ sich ein Projekt für die DTM-Saison 2020 nicht umsetzen", sagte Fritz zu Motorsport-Magazin.com.

In Folge des Abschiedes von R-Motorsport nach nur einer Saison hatte der HWA-Gründer und frühere DTM-Chef Hans Werner Aufrecht nach Möglichkeiten gesucht, um weiterhin in der Tourenwagenserie antreten zu können.

Im Januar 2020 sagte Aufrecht exklusiv zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben Gerhard Berger bezüglich des Einsatzes eines oder mehrerer Aston Martin in der Saison 2020 ein Angebot gemacht." Allerdings glaubte Aufrecht schon zu diesem Zeitpunkt nicht an eine mögliche Finanzierung. Diese Prognose sollte sich bestätigen, wie sich inzwischen herausgestellt hat.

Auch Berger war bewusst, dass die Zeit bis zum Saisonstart Ende April im belgischen Zolder wohl nicht ausreichen würde, um ein DTM-Projekt auf die Beine zu stellen. Zu Aufrechts Angebot sagte der Österreicher Ende Januar zu Motorsport-Magazin.com: "Ja, das ist richtig. Selbstverständlich spreche ich mit HWA, um alle Möglichkeiten auszuloten. Am Ende des Tages ist das Ganze aber eine Frage der Finanzierung - und die wird wahrscheinlich schwer zu stemmen sein."

Dabei wäre es nicht das erste Mal in der Geschichte des Affalterbacher Erfolgsunternehmens gewesen, ein kleines Motorsport-Wunder zu vollbringen. Den Aufbau von vier Aston Martin Vantage DTM schaffte HWA innerhalb von nur rund 100 Tagen - die Konkurrenz wundert sich bis heute über diesen Kraftakt. Die Fahrzeuge samt eines Testträgers stehen aktuell weiter in Affalterbach.

Oder auch im Winter 1996, als der Vorstand von Mercedes-Benz kurzfristig grünes Licht für den Bau eines GT-Sportwagens gab. Zwischen diesem Go und dem ersten Renneinsatz des Mercedes-AMG CLK GTR lagen nur 128 Tage. Eine außergewöhnliche Leistung, auf Aufrecht und dessen HWA-Mannschaft bis heute stolz sein kann.

HWA-Gründer und langjähriger DTM-Chef: Hans Werner Aufrecht, Foto: DTM
HWA-Gründer und langjähriger DTM-Chef: Hans Werner Aufrecht, Foto: DTM

Mit Programmen in der Formel 2, Formel 3, Formel E, der neuen Extreme E sowie zahlreichen GT-Projekten bleibt HWA im Rennsport prominent vertreten. Doch die DTM nahm in den letzten Jahrzehnten stets einen besonderen Platz unter den zahlreichen Meilensteinen der 1998 gegründeten HWA AG ein.

Ein Blick in die Statistikbücher zeigt: HWA ist das erfolgreichste Team der DTM-Geschichte. Seit dem werksseitigen Einstieg in die DTM sammelte das Mercedes-AMG Motorsport DTM Team zehn Fahrer-, 13 Team- und sechs Marken-Titel. Rekordmeister Bernd Schneider, Gary Paffett, Paul Di Resta und Pascal Wehrlein ließen die Truppe jubeln. Mercedes-Fahrer gewannen bis zum werksseitigen Ausstieg Ende 2018 insgesamt 182 Rennen, darunter 105 Doppelsiege.