Der Nächste, bitte! Mit Robert Kubica startet ein weiterer Rennfahrer mit Formel-1-Vergangenheit in der DTM. Der Pole sucht nach seinem Abschied bei Williams eine neue Herausforderung und tritt in der Saison 2020 mit einem von ART Grand Prix eingesetzten BMW M4 DTM an. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf Fahrer, die nach der F1-Karriere in die DTM wechselten.

Pedro Lamy, 2000 - 2001

Nach der kompletten DTM-Saison 2000 bei Mercedes war für Pedro Lamy im Folgejahr nach nur zwei Rennen vorzeitig Schluss. Der Portugiese löste seinen Vertrag beim Rosberg-Team nach zwei sechsten Plätzen in Hockenheim und auf dem Nürburgring mit der Begründung auf, keine Siegchance in der DTM zu sehen. 2000, im ersten Jahr der neuen DTM, fuhr er in 14 Rennen mit zwei vierten Plätzen seine besten Resultate im Mercedes-Benz CLK ein und beendete seine einzige komplette Tourenwagen-Saison als 13. Bei seinen 32 GP-Starts in der Formel 1 zwischen 1993 und 1996 für Lotus und Minardi holte er einen WM-Zähler.

Alesi nahm selten ein Blatt vor den Mund, Foto: DTM
Alesi nahm selten ein Blatt vor den Mund, Foto: DTM

Jean Alesi, 2002 - 2006

Jean Alesi mauserte sich bei seinem DTM-Debüt 2002 von Beginn an zu einem der beliebtesten Fahrer der Serie. Die Fans schätzten den nicht selten forschen Auftritt des ehemaligen F1-Piloten und gleich bei seinem ersten Rennen im HWA-Mercedes fuhr er in Hockenheim aufs Podium. Dem Franzosen, früher unter anderem für Ferrari und Jordan aktiv, gelangen in 52 DTM-Läufen für die Stuttgarter zwischen 2002 und 2006 insgesamt vier Rennsiege. Am Ende fehlte ihm die Konstanz und nicht selten geriet er mit den Mercedes-Verantwortlichen aneinander, als er sich über mangelnde technische Unterstützung beklagte. So wurde er 2006, in seiner letzten DTM-Saison, in einen Vorjahreswagen zurückgestuft und beendete die Saison als Neunter.

Legendär: Jean Alesis Tankkannen-Vorfall 2005, Foto: DTM
Legendär: Jean Alesis Tankkannen-Vorfall 2005, Foto: DTM

Allan McNish, 2005

Der Langstrecken-Spezialist versuchte sich im Jahr 2005 in der DTM. Der Erfolg im Audi A4 blieb jedoch aus, sein bestes Resultat war Platz 4 am Norisring. In den vorangegangenen Jahren war der Brite vorrangig als Testfahrer in der Formel 1 aktiv, unter anderem bei McLaren, Benetton und Lola. 2001 testete er für Toyota und stieg für die Saison 2002 zum Stammfahrer im Team auf - Platz 19 im Gesamtklassement.

Früher für Audi in der DTM, heute Audi-Teamchef in der Formel E: Allan McNish, Foto: Audi
Früher für Audi in der DTM, heute Audi-Teamchef in der Formel E: Allan McNish, Foto: Audi

Emmanuele Pirro, 1990 - 1992 und 2004

Der 37-malige GP-Starter versuchte sich zweimal in der DTM - beide Male mit mäßigem Erfolg. Zwischen 1990 und 1992 startete der Italiener für BMW, in der alten DTM gelang ihm lediglich am ersten Rennwochenende 1990 auf dem Nürburgring ein Sieg. 2004 kehrte der frühere Benetton und Scuderia-Italia-Pilot in den Tourenwagensport zurück und startete an der Seite von Frank Biela im Joest-Audi. Ein fünfter Platz in Brünn blieb sein Highlight im A4 und Pirro bezeichnete seine zweite DTM-Zeit Jahre später als schwarzen Fleck in seiner Motorsportkarriere. Besser lief es in Le Mans, wo er an der Seite von Biela insgesamt fünfmal bei den legendären 24 Stunden im Audi triumphieren konnte.

Emmanuele Pirros 2. DTM-Auftritt blieb glanzlos, Foto: Sutton
Emmanuele Pirros 2. DTM-Auftritt blieb glanzlos, Foto: Sutton

Heinz-Harald Frentzen, 2004 - 2006

Heinz-Harald Frentzen wechselte zur Saison 2004 in die DTM, nachdem er bei Sauber kein Cockpit mehr in der Formel 1 bekam. Der Vize-Weltmeister von 2002 (Williams) ging für Opel auf Punktejagd, musste aber schnell feststellen, dass der Opel Vectra GTS seinen Kontrahenten unterlegen war. Nach ordentlichen Leistungen wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert und Frentzen fuhr 2005 zweimal in die Top-3. Nach dem Opel-Aus zum Ende des Jahres kam er bei Audi unter und schaffte es ebenfalls zweimal aufs Podium. Nach Querelen mit Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich beendete Frentzen im Oktober 2006 sein DTM-Engagement sieglos nach 31 Rennen.

Aus der Formel 1 in die DTM zu Opel und Audi: Heinz-Harald Frentzen, Foto: DTM
Aus der Formel 1 in die DTM zu Opel und Audi: Heinz-Harald Frentzen, Foto: DTM

Mika Häkkinen, 2004 - 2007

Nach seinem Formel-1-Aus 2001 gönnte sich Mika Häkkinen eine dreijährige Auszeit vom Rennsport, ehe er Ende 2004 sein DTM-Engagement bei Mercedes bekannt gab. Der zweimalige F1-Weltmeister holte gleich in seinem dritten Rennen in Spa-Francorchamps die Pole und anschließend seinen ersten Sieg. Nach Platz 2 in Istanbul beendete er seine erste DTM-Saison als Gesamtfünfter. 2006 fuhr der schnelle Finne zweimal aufs Podium und wurde am Ende Sechster. In seiner letzten Saison 2007 ließ der frühere F1-Rivale von Michael Schumacher sein Talent mit zwei Siegen noch einmal aufblitzen, doch insgesamt mangelte es an Konstanz. Zum Ende des Jahres gab er seinen Rücktritt aus der DTM nach drei Siegen und sechs Podiumsplatzierungen in 31 Rennen bekannt.

Mika Häkkinen und Norbert Haug: Mercedes-Urgesteine, Foto: DTM
Mika Häkkinen und Norbert Haug: Mercedes-Urgesteine, Foto: DTM

Christijan Albers, 2001 - 2004 und 2008

Christijan Albers feierte im Jahr 2001 sein Debüt in der DTM und blühte zwei Jahre später richtig auf, als er vom Vorjahresauto in einen aktuellen Mercedes-Boliden wechselte. 2003 übernahm er Uwe Alzens Cockpit bei HWA, gewann vier Rennen und musste sich bei einem Finalkrimi nur Bernd Schneider in der Meisterschaft geschlagen geben. Im Folgejahr setzte sich Albers teamintern zwar gegen Mr. DTM durch, wurde in der Meisterschaft jedoch nur Dritter hinter Champion Mattias Ekström und Gary Paffett. Nach einem erfolglosen Gastspiel in der Formel 1 (2005 bis 2007) bei den unterlegenen Teams Minardi und Spyker, ging es 2008 wieder zurück in die DTM. Beim Futurecom Team seines ehemaligen F1-Teamchefs Colin Kolles konnte Albers jedoch nicht an seine vergangenen DTM-Erfolge anknüpfen. Im chancenlosen 2006er Audi wurde er Gesamt-17. und ließ nur Teamkollegin Katherine Legge hinter sich.

Adria Raceway 2004: Albers, Ekström und Alesi auf dem Podium, Foto: DTM
Adria Raceway 2004: Albers, Ekström und Alesi auf dem Podium, Foto: DTM

Bernd Schneider, 1986 - 1989 und 1991 - 1996 und 2000 - 2008

Mit fünf Titeln ist Bernd Schneider der mit Abstand erfolgreichste Pilot der DTM-Geschichte. Da erscheint sein Formel-1-Engagement zwischen 1988 und 1990 schon fast wie ein schwarzer Fleck in seiner großen Karriere. Auf Zakspeed und Arrows qualifizierte er sich nur für neun Grands Prix und suchte sein Glück anschließend wieder im Tourenwagensport. Mit Erfolg: In 235 Rennen für Mercedes in der alten und neuen DTM gelangen im 43 Siege und die Meisterschaften 1995, 2000, 2001, 2003 und 2006. Mr. DTM gab 2008 seinen Rücktritt aus der DTM bekannt und ist seitdem als Markenbotschafter für AMG tätig.

Mr. DTM für alle Zeiten: Bernd Schneider, Foto: Mercedes-Benz
Mr. DTM für alle Zeiten: Bernd Schneider, Foto: Mercedes-Benz

Ralf Schumacher, 2008 - 2012

Nach der Bekanntgabe seines Formel-1-Austritts stieg Ralf Schumacher zur Saison 2008 mit Mercedes in die DTM ein. Der sechsfache GP-Sieger trat zunächst mit einem Vorjahresauto an, wechselte für 2009 jedoch in einen aktuellen Boliden des HWA-Teams - der große Erfolg sollte jedoch ausbleiben. In fünf DTM-Jahren und 52 Rennen gelang Schumacher kein Sieg, sein größter Erfolg war Platz 2 beim Spielberg-Rennen 2011, nachdem er schon beim Saisonauftakt in Hockenheim auf dem Podium stand. Platz acht am Ende der Saison war sein mit Abstand bestes Ergebnis in der Tourenwagenserie. Nach der Saison 2012 trat Schumacher aus der DTM zurück und beendete damit seine aktive Karriere.

Ralf Schumacher hatte in der DTM oft zu kämpfen, Foto: RACE-PRESS
Ralf Schumacher hatte in der DTM oft zu kämpfen, Foto: RACE-PRESS

David Coulthard, 2010 - 2012

Der Vize-Weltmeister von 2001 gehörte zu den absoluten Sympathieträgern im DTM-Fahrerlager, machte aber nur selten einen Hehl daraus, vor allem wegen des Spaßes in der Tourenwagenserie zu fahren. Der frühere Formel-1-Pilot gehörte seit 2010 zu den Aushängeschildern der DTM, konnte im Mercedes-Boliden aber nicht an seine vergangenen F1-Erfolge anknüpfen. Im unterlegenen 2008er-Auto erzielte DC 2010 beim Saisonfinale in Shanghai seinen ersten Meisterschaftspunkt in der DTM, 2011 wurde er abermals 16. im Gesamtklassement. 2012 startete er erstmals in einem Neuwagen und erzielte beim chaotischen Regenrennen am Norisring mit Platz 5 sein bestes DTM-Ergebnis. Am Ende der Saison gab der Brite seinen Rückzug aus dem aktiven Motorsport bekannt.

Sympathisch, aber erfolglos: David Coulthard, Foto: DTM
Sympathisch, aber erfolglos: David Coulthard, Foto: DTM

Timo Glock, seit 2013

Als die Zeit der Formel-1-Veteranen in der DTM gerade abgelaufen schien, überraschte BMW mit einem Sensations-Transfer: Kurzfristig verpflichteten die Münchner Timo Glock, der gerade erst sein Cockpit in der Formel 1 bei Marussia verloren hatte. Glock musste sich erst einmal an die Tourenwagen gewöhnen, lange Zeit blieb der Podiumsplatz in Spielberg das Highlight seiner DTM-Saison. Beim großen Saisonfinale 2013 trumpfte der BMW-Pilot dann auf und sicherte sich in Hockenheim seinen ersten Sieg in der DTM. Seit 2013 erzielte Glock für BMW in 112 Rennen fünf Siege, 14 Podiumsplätze, fünf Pole Positions und fünf schnellste Rennrunden. Sein bestes Gesamtergebnis war Platz fünf in der Saison 2018.

Timo Glock anno 2013, damals noch bartlos, Foto: DTM
Timo Glock anno 2013, damals noch bartlos, Foto: DTM

Paul Di Resta, 2007 - 2010 und 2014 - 2019

2007 startete Di Resta als amtierender Champion der Formel 3 Euro Serie in einem 2005er-Mercedes des Persson-Teams als Jüngster des Fahrerfeldes in seine erste DTM-Saison - und machte sogleich mit beachtlichen Ergebnissen auf sich aufmerksam. Nicht weniger als vier Podestplätze gelangen ihm in einem der vier Jahreswagen, die im Jahr zuvor nur als rollende Schikanen aufgefallen waren. Seine starke Leistung wurde 2008 mit einem Cockpit im HWA-Mercedes belohnt und wieder enttäuschte Di Resta nicht - erst im Finale verpasste er den Titel. 2009 reichte es zwar nur zu Rang drei, trotzdem konnte Di Resta jubeln, denn er schaffte den Sprung zum Test- und Ersatzfahrer bei Force India. Parallel trat er 2010 erneut in der DTM an. Nach Problemen zu Beginn der Saison fing Di Resta seinen Markenkollegen Bruno Spengler beim Finale in Shanghai ab und krönte sich zum DTM-Champion. Nach drei Jahren in der Formel 1 bei Force India kehrte Di Resta 2014 zu Mercedes in die DTM zurück und pilotiert ein weißes C-Coupé. Nach dem Mercedes-Ausstieg Ende 2018 fand er bei R-Motorsport und Aston Martin eine neue sportliche Heimat. Mit dem Ausstieg des Schweizer Teams endete auch Di Restas erfolgreiche DTM-Karriere vorerst nach 141 Rennen und elf Siegen.

Paul Di Restas erster DTM-Sieg: Lausitzring 2008, Foto: DTM
Paul Di Restas erster DTM-Sieg: Lausitzring 2008, Foto: DTM

Vitaly Petrov, 2014

Der Auftritt der Vyborg Rocket in der DTM dauerte nur eine Saison lang. 2014 startete Vitaly Petrov nach seinem Formel-1-Aus im Mercedes von Mücke Motorsport. In einer durchweg schwierigen Saison für den Autobauer aus Stuttgart konnte auch der Russe nicht glänzen. In seinen zehn Rennen war Platz 11 in Zandvoort sein bestes Resultat. Als einziger aller 23 Fahrer im Feld blieb Petrov am Ende ohne Punkte. Nach einem Jahr Auszeit kehrte Petrov ab 2016 in den Rennsport und auf die Langstrecke zurück.

Fuhr nur eine Saison in der DTM: Vitaly Petrov, Foto: Mercedes-Benz
Fuhr nur eine Saison in der DTM: Vitaly Petrov, Foto: Mercedes-Benz