Robert Kubica gibt in der Saison 2020 sein Debüt in der DTM. Der frühere Formel-1-Fahrer startet in einem BMW M4-Rennwagen. Für den Einsatz als BMW-Kundenteam ist der Erfolgsrennstall ART Grand Prix verantwortlich. Die französische Mannschaft war schon 2015 und 2016 in der DTM aktiv, damals als Mercedes-Team.

Kubicas Einstieg in die Tourenwagenserie vergrößert das Teilnehmerfeld auf aktuell 15 Boliden, die beim Saisonauftakt im belgischen Zolder (24.-26. April) an den Start gehen werden.

"Für mich ist die DTM eine der stärksten und besten Rennserien der Welt", sagt Kubica. "ART Grand Prix gehört seit Jahren zu den großen Namen im internationalen Rennsport. Ich bin sicher, dass wir in der DTM gemeinsam viel erreichen können. Natürlich müssen wir im Vergleich zu den renommierten DTM-Teams noch Erfahrung sammeln, doch wir werden hart arbeiten, um uns kontinuierlich zu steigern."

Sponsor ermöglicht DTM-Debüt

Kubicas Debüt in der DTM wurde an diesem Donnerstag auf einer Pressekonferenz seines langjährigen Sponsors PKN Orlen in Warschau bekanntgegeben und von BMW bestätigt. Der 35-Jährige steigt zusammen mit dem börsennotierten Mineralöllieferanten aus Polen ein. Durch den Einsatz als Privatfahrer entstehen auch keine Konflikte mit dem BMW-Werksaufgebot, das unter anderem in der DTM von Ölhersteller Shell unterstützt wird.

Sinnvoll ist das Engagement in der DTM auch für Kubicas Partner PKN Orlen. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 25 Milliarden Euro fährt derzeit eine Motorsport bezogene Image-Kampagne mit der Tochtergesellschaft Orlen Deutschland und ihrer Tankstellenmarke 'star'. Für den Einsatz eines Kundenautos in der DTM gelten mindestens drei Millionen Euro als Richtwert. Diese Summen hatten in der Vergangenheit viele potenzielle Privat-Teams abgeschreckt.

Robert Kubica beim DTM-Test im Dezember 2019 in Jerez, Foto: BMW Motorsport
Robert Kubica beim DTM-Test im Dezember 2019 in Jerez, Foto: BMW Motorsport

ART: Rückkehr in die DTM

Vom Orlen-Sponsoring profitiert nun auch ART Grand Prix, das mit Kubica sein Comeback in der DTM gibt. Unter der damaligen Leitung des Teamgründers und heutigen Alfa-Formel-1-Teamchefs Frederic Vasseur starteten 2015 und 2016 Gary Paffett, Lucas Auer, Esteban Ocon und Felix Rosenqvist mit V8-Mercedes in der DTM.

Im Zuge der Starterfeldverkleinerung zog sich ART, das seit 2005 zahlreiche Nachwuchspiloten zu Formel-1-Fahrern formte, nach zwei Saisons aus der Tourenwagenserie zurück. Vasseur war es auch, der 2016 in seiner Rolle als Renault-Teamchef Kubica Einsätze im Formel-1-Simulator ermöglichte.

Marquardt: Kubica ein Gewinn für die DTM

"In der Gesamtbetrachtung aller Aspekte haben wir uns für das Paket von ART Grand Prix entschieden", sagt BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt. "Robert Kubica hat nach dem Test im Dezember in Spanien keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich eine Zukunft in der DTM vorstellen kann. Robert hat beim Test bereits unter Beweis gestellt, dass er in einem DTM-Fahrzeug sehr gut zurechtkommt. Er ist ein echter Gewinn für die Serie."

ART-Teamchef Sebastien Philippe: "Wir waren zuletzt 2015/16 in der DTM aktiv, also muss sich ART Grand Prix erst wieder in die Abläufe in dieser hochkarätigen Meisterschaft einfinden. Zu Beginn der Saison werden wir uns noch nicht allzu hohe Ziele setzen. Aber mit der Entschlossenheit unseres Teams hoffe ich, dass wir im Saisonverlauf schnelle Fortschritte machen und an der Spitze mitkämpfen."

Kubica mit angepasstem DTM-Lenkrad

Kubicas Erfahrungen in einem aktuellen DTM-Auto beschränken sich auf einen zweitägigen Test im Dezember 2019. Im spanischen Jerez legte der 35-Jährige 245 Runden in einem BMW M4 zurück. 2013, zwei Jahre nach seinem schweren Rallye-Unfall, testete er erstmals einen Mercedes-Tourenwagen, damals noch mit dem V8-Motor. Die Boliden der aktuellen Turbo-Generation haben im Vergleich über 100 PS Mehrleistung.

Beim Jerez-Test verwendete Kubica ein speziell auf seine Bedürfnisse angepasstes Lenkrad. Seit seinem Rallye-Unfall 2011 ist die Bewegungsfähigkeit am rechten Arm des 97-fachen Grand-Prix-Starters beeinträchtigt. Kubica konnte mit Schaltwippen ausschließlich auf der linken Seite die Gänge sowohl hoch- als auch runterschalten, was vor allem bei starken Lenkeinschlägen hilfreich ist. Üblicherweise schalten Fahrer in der DTM mit einer Wippe auf der rechten Lenkradseite in den nächsthöheren Gang, auf der linken in den nächstniedrigeren.

Berger: Fantastische Ergänzung

"Wir freuen uns sehr, einen Fahrer vom Kaliber und Prestige eines Robert Kubica in der DTM zu haben", sagt DTM-Chef Gerhard Berger. "Er wird eine fantastische Ergänzung sein. Tatsächlich hat unsere Serie eine lange und illustre Geschichte als Anziehungspunkt für F1-Fahrer - darunter Rennsieger wie Mika Häkkinen, Keke Rosberg und David Coulthard - und die Ankunft von Robert setzt diese Tradition fort."

Der Österreicher weiter: "Wie seine Grand-Prix-Vorgänger jeweils festgestellt haben, herrscht in der DTM ein unglaublich enger Wettbewerb. Das ist keine leichte Herausforderung. Dennoch bin ich mir absolut sicher, dass Robert sich in der DTM sehr schnell bewähren wird und dass er ein wertvoller Teil des spannenden BMW-Fahreraufgebotes für 2020 sein wird."

Robert Kubica: DTM-Test in Jerez mit BMW - Fahraufnahmen: (11:36 Min.)

DTM genießt Priorität über Formel 1

Kubica bleibt auch der Formel 1 trotz seines Abschiedes bei Williams zum Saisonende erhalten. Sponsor Orlen ist beim Alfa-Romeo-Team eingestiegen, übernimmt einen Part als Namenssponsor und setzt Kubica als Test- und Ersatzfahrer ein. In der F1-Saison 2020 sind Trainingseinsätze bei Grands Prix für das Team aus dem schweizerischen Hinwil möglich. Bei Terminüberschneidungen genießt die DTM Priorität.

Kubicas DTM-Einsatz in einem BMW-Rennwagen bedeutet eine Rückkehr zum Autobauer aus München. In der Formel 1 startete er von 2006 bis 2009 für BMW Sauber. Der polnische Volksheld stieg zur Mitte seiner Debütsaison zum Stammfahrer auf und erzielte in seinem dritten Rennen in Monza als erster Pole der F1-Geschichte einen Podestplatz. 2008 in Kanada bescherte er BMW den bis dato letzten Sieg in der Königsklasse.

Mit Kubica und Timo Glock gehen 2020 zwei Fahrer mit Formel-1-Vergangenheit in einem DTM-BMW an den Start. Die Münchner setzen zudem den früheren Mercedes-Piloten Lucas Auer, den zweifachen DTM-Champion Marco Wittmann, Philipp Eng aus Österreich und Sheldon van der Linde im Sechser-Werkskader ein. Audi geht mit einem unveränderten Werksaufgebot an den Start. Das Audi-Kundenteam WRT setzt in seiner zweiten Saison mit Fabio Scherer und Ed Jones auf zwei DTM-Rookies.

DTM-Starterfeld 2020: Aktueller Stand (13. Februar)

AudiBMWAudi-Team WRTART Grand Prix
Rene RastMarco WittmannFabio SchererRobert Kubica
Nico MüllerPhilipp EngEd Jones
Mike RockenfellerTimo Glock
Robin FrijnsSheldon van der Linde
Loic DuvalLucas Auer
Jamie GreenJonathan Aberdein