Die polnischen Sportmedien überschlugen sich fast vor Schlagzeilen. Zu groß war die Begeisterung über Robert Kubicas DTM-Test für BMW und die Hoffnung, dass er 2020 in der Tourenwagenserie debütieren wird. Vor allem die Hoffnung darauf, dass einer der größten Sporthelden des Landes in konkurrenzfähigem Material endlich wieder zeigen kann, warum ihn Lewis Hamilton erst kürzlich als einen der talentiertesten Rennfahrer überhaupt bezeichnete.

Die Saison bei Williams hat Spuren hinterlassen. Aus Kubicas großer Comeback-Story wurde schnell eine Leidensgeschichte. Der Fahrer, der einst mit einem Ferrari-Cockpit in Verbindung gebracht worden war, kassierte eine Klatsche nach der anderen. Gegen Formel-1-Rookie George Russell verlor er das Qualifying-Duell auf ganzer Linie. 0 zu 21 - nicht im Ansatz Kubicas Anspruch.

Dass Kubica nach seinem schweren Rallye-Unfall Anfang 2011 nicht an vergangene Glanztaten in der Formel 1 würde anknüpfen können, war ein offenes Geheimnis. Mit dem Multiplikator des wettbewerbsunfähigen Williams-Rennwagen entwickelte sich ein Jahr, das einen Schatten über Kubicas ansonsten eindrucksvolle Karriere warf.

Dass der inzwischen 35-Jährige nach dem tragischen Unfall, der seinen rechten Arm nachträglich beeinträchtigte, es überhaupt zurück in die Formel 1 schaffte, sei laut eigener Aussage schon ein Erfolg gewesen. Das kann aber nur die halbe Wahrheit sein für einen Rennfahrer, dem früher Weltmeisterpotenzial bescheinigt wurde.

Die DTM könnte Kubicas letzte Möglichkeit darstellen, der Welt zu beweisen, wie seine Karriere ohne den Rallye-Unfall hätte verlaufen können. Und zu zeigen, dass er noch immer zu den Talentiertesten im Rennsport gehört - Arm hin oder her. Wer sich in der Tourenwagenserie konstant durchsetzt, gilt schließlich als einer der Besten.

Und genau hier liegt die Crux. Als vorerst Letzter in einer langen Schlange hat Timo Glock bewiesen, dass der Umstieg aus dem Formel-1- ins DTM-Cockpit ein echter Kraftakt ist. Talentierten Fahrern gelingt es ohne größere Schwierigkeiten, nah an die Rundenzeiten der Top-Piloten heranzureichen. Um aber die letzten Hundertstel zu finden, die nun einmal den Unterschied ausmachen, brauchte es auch bei Glock weit mehr als eine Saison.

Ob die DTM also die richtige Option für Kubica ist, seine Karriere mit einem Hoch ausklingen zu lassen? Das könnte auch schnell nach hinten losgehen. Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher oder David Coulthard lassen grüßen, sie alle konnten im Rennauto mit Dach nicht im Ansatz an ihre Erfolge aus Formelzeiten anknüpfen.

Sollte Kubica in der Saison 2020 sein Debüt mit BMW in der Tourenwagenserie geben, wäre der Hype erst einmal riesengroß. Erinnerungen an die Jahre bei BMW Sauber würden schnell hervorgekramt, als Kubica 2006 in seinem dritten Formel-1-Rennen in Monza auf das Podium fuhr oder 2008 den Großen Preis von Kanada gewann.

Triumphe, an denen er mehr als zehn Jahre später unweigerlich gemessen werden würde. Die sportliche Rückkehr zum Autobauer aus München wäre zweifellos eine romantische Geschichte - aber kann sie auch eine erfolgreiche sein?