Er ist und bleibt eine Ikone des Motorsports: Alex Zanardi. Beim Dream Race zwischen DTM und Super GT in Fuji kehrte der 53-Jährige erneut ins Renncockpit zurück und ging bei den Show-Rennen für seinen langjährigen Partner BMW an den Start.

Es war in allen Bereichen eine Achterbahnfahrt für den Italiener, der 2001 in Folge eines schweren Unfalls auf dem Lausitzring beide Beine verloren hatte.

Was mit Enttäuschung über mangelnde Performance in den Trainings am Donnerstag und Freitag begann und mit einem Ausfall am Samstag weiterging, endete für Zanardi am Sonntag mehr als versöhnlich. Im chaotischen Rennen erzielte Zanardi, von der letzten Position gestartet, im BMW M4 den 13. Platz. Zwischenzeitlich fuhr der Italiener sogar auf den vorderen Plätzen mit.

"Insgesamt ist Platz 13 eine gute Position. Es ist meine Glückszahl", sagte Zanardi am späten Sonntagabend nach dem BMW-Teamfoto in der Boxengasse zu Motorsport-Magazin.com. Für die Journalisten in Fuji nahm er sich ebenso viel Zeit wie für die zahllosen Fans, die ihn am Wochenende um ein Autogramm oder Foto baten.

Alex Zanardi nahm sich in Fuji alle Zeit für seine Fans, Foto: BMW Motorsport
Alex Zanardi nahm sich in Fuji alle Zeit für seine Fans, Foto: BMW Motorsport

Typisch Japan: Zeitweise bildeten sich wahre Fan-Schlangen vor Zanardis Box in der Hoffnung, die Motorsport-Größe einmal persönlich treffen zu können. Ob bei Regen oder Wind: Der frühere Formel-1-Fahrer erfüllte sämtliche Wünsche der begeisterten Besucher auf dem Fuji Speedway.

Da spielte auch die Sprachbarriere überhaupt keine Rolle. "Ein Fan kam auf mich zu und obwohl ich ihn nicht verstand, fühlte ich mich plötzlich so stark mit ihm verbunden, wie ich es noch nicht erlebt hatte", sagte Zanardi mit einem Strahlen im Gesicht.

Und weiter: "Jedes Mal, wenn ich an dem Wochenende ein Selfie mit einem Fan gemacht, eine Hand geschüttelt oder ein Autogramm geschrieben habe, spürte ich diese besondere Verbindung. Vielleicht, weil ich älter werde und nun emotionaler bin."

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Auf sportlicher Seite lief es für den immer noch äußerst ambitionierten Zanardi mittelmäßig. Im speziell umgerüsteten BMW, den Zanardi ausschließlich mit seinen Händen steuerte und den er ohne die Beinprothesen fuhr, war der Rückstand auf die Konkurrenz zunächst groß. Im Laufe der Sessions gelang es ihm aber, sich kontinuierlich zu steigern, sodass er am Sonntag voll mitkämpfen konnte.

Im Rennen nutzte er eine frühe Safety-Car-Phase für einen strategischen Reifenwechsel, um sich mit frischen Hankooks einen Vorteil zu verschaffen. Bis zu seinem späteren Pflicht-Boxenstopp fuhr er zeitweise zusammen mit Audi-Fahrer Benoit Treluyer - später Dritter hinter Marco Wittmann - an der Spitze des Feldes.

"Ich habe keine Wunder vollbracht", sagte Zanardi, der 2018 beim DTM-Gaststart in Misano Fünfter im kuriosen Regen-Rennen wurde. "Aber ich habe gekämpft, meine Fans stolz gemacht und bin in der Lage, ein Foto mit nach Hause zu nehmen, auf dem ich das Feld anführe!"

Dass sich Zanardi körperlich weiter auf einem Top-Niveau befindet, stellte er auch in Japan unter Beweis. Die Belastung sei absolut kein Problem gewesen. "Schwierig war es für mich nur an einigen Stellen, zum Beispiel in Kurve drei", erklärte er. "Dort musst du mit nur einer Hand am Lenkrad bei hoher Geschwindigkeit einlenken und diese durch die Kurve mitnehmen. Aber über die Distanz gesehen, könnte ich mit diesem Auto ein 24-Stunden-Rennen fahren!"

Im kommenden Jahr kehrt Zanardi voraussichtlich zurück auf den Fuji Speedway. Er steht vor der Qualifikation für die Paralympics 2020 in Tokio, wo die Handbike-Disziplin vorrangig auf ebenjener Strecke ausgetragen wird. Bei den Spielen in London 2012 und Rio 2016 gewann er insgesamt vier Goldmedaillen. Ein gutes Omen für Tokio? Auch damals errang Zanardi seine Handbike-Siege auf früheren Formel-1-Rennstrecken.