Die Erleichterung war bis rauf auf den eingenebelten Mount Fuji zu spüren. Beim großen Aufeinandertreffen der Super GT mit der DTM in Fuji behielten die Gastgeber aus Japan die Oberhand. Angeführt vom Neuseeländer Nick Cassidy im Lexus fuhren im Samstagsrennen fünf GT500-Boliden aus der japanischen Tourenwagenserie auf die vorderen Plätze.

Die Schmach vom DTM-Finale in Hockenheim, als die drei Gaststarter aus der Super GT größtenteils chancenlos hinterherfuhren, war schnell vergessen. "In Hockenheim haben wir komplett verloren, jetzt ist uns die Revanche gelungen", sagte der Drittplatzierte Naoki Yamamoto, der sich freute, das Podium mit zwei Kollegen aus der Super GT zu teilen.

Der Honda-Pilot weiter: "Wir wollten hier unser Bestes zeigen. Wir sind Rennfahrer und wollen alle gewinnen." Beim ersten von zwei Rennen auf dem Fuji Speedway zeigte sich, dass die japanischen Boliden den Vertretern aus der DTM überlegen waren. Eine bessere Aerodynamik, ausgereiftere Turbo-Motoren, wesentlich höherer Topspeed und nicht zuletzt die größere Erfahrung auf der früheren Formel-1-Rennstrecke machten sich deutlich bemerkbar.

Auch die ungewohnten Hankook-Reifen, über die die Super-GT-Autos auf deutschem Boden vor allem im Nassen massiv strauchelten, stellten keine Schwierigkeit dar. 180 Minuten exklusive Testminuten aufgeteilt in vier Sessions standen den japanischen Autobauern am Donnerstag in Fuji zur Verfügung, um sich mit den Einheitsreifen weiter vertraut zu machen. Eine Notwendigkeit angesichts des in der Super GT herrschenden Reifenkrieges, wo die Rennautos um die Bereifung herum aufgebaut und auch abgestimmt werden.

"Von der Pace der Japaner war ich nicht überrascht, wohl aber von ihrer Konstanz", sagte Loic Duval zu Motorsport-Magazin.com. Der Franzose und Japan-Experte galt nach Platz zwei im Qualifying als ärgster Herausforderer aus Reihen der DTM, nahm sich wegen eines Unfalls auf dem Weg in die Startaufstellung aber selbst aus dem Rennen. "Mit Loic wäre das hier eine andere Geschichte gewesen", war Sieger Cassidy überzeugt.

Der Frust bei den deutschen Vertretern hielt sich unterdessen in Grenzen. Laut Rene Rast, der die Ziellinie als Achter überquerte, sei es nicht das vorrangige Ziel gewesen, in Fuji zu gewinnen. Auch, weil es sich um ein Show-Rennen ohne Wettbewerbsrelevanz handelt. "Es geht darum, zu sehen, wo wir im Vergleich stehen", sagte der amtierende DTM-Champion zu Motorsport-Magazin.com.

Die Freude über den 'japanischen Fünffach-Sieg' konnte Rast nachvollziehen: "Niemand will im Heimatland vorgeführt werden. Es ist gut, dass die Super-GT-Autos gezeigt haben, wie stark sie sind. Natürlich wären wir lieber auf einem Level und könnten mitkämpfen. Aber es handelt sich um zwei unterschiedliche Rennserien. Da kann man nicht erwarten, dass das auf Anhieb funktioniert."

Foto: DTM
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Ab 2020 übernehmen auch die Japaner aus technischer Sicht das Class-1-Reglement, womit die Unterschiede noch geringer ausfallen werden. Wie es mit gemeinsamen Rennen in Zukunft weitergeht, wollen die Beteiligten laut DTM-Boss Gerhard Berger nach einer gründlichen Analyse dieses Wochenendes entscheiden.

An diesem Sonntag wartet zunächst das zweite Aufeinandertreffen der 22 Tourenwagen auf dem Fuji Speedway (ab 06:25 Uhr MEZ live bei Sat.1 und im Live-Stream auf DTM.com). Nach bislang äußerst wechselhaftem Wetter sollte es zumindest während des Rennens trocken bleiben. "Bei trockenen Bedingungen haben wir keine Chance, das Rennen zu gewinnen", unkte Mike Rockenfeller bei Motorsport-Magazin.com.

Zu groß seien die Performance-Unterschiede laut dem Audi-Werksfahrer noch zwischen Super GT und DTM. Mithalten können die Gäste aus Deutschland nur auf nasser Strecke, wie neben dem Zweitplatzierten Duval auch Rockenfeller mit P5 im feuchten Qualifying bewies.

"Wir wollen hier aber nichts schlechtreden", versicherte Rockenfeller weiter. "Wir hatten heute im Rennen geile Zweikämpfe, das hat richtig viel Spaß gemacht." Wäre der ehemalige DTM-Champion in der Schlussphase nach einem Safety Car nicht ausgerechnet von Audi-Markenkollege Benoit Treluyer unglücklich getroffen und gedreht worden, hätte er es womöglich bis auf den fünften Platz geschafft. "Immerhin konnten wir mitkämpfen und sind nicht auf den letzten Plätzen gelandet."

Damit mussten sich am Samstag jedoch zwei BMW-Fahrer begnügen. Alex Zanardi konnte das Rennen wegen eines Problems mit der Elektrik nicht beenden. Marco Wittmann entschied sich nach Platz 19 im Qualifying für eine gewagte Strategie und startete auf Regenreifen. Der Plan ging nicht auf, nach dem ersten Umlauf wechselte der zweifache DTM-Meister auf Slicks und geriet dadurch eine Runde in Rückstand.

"Es war einen Versuch wert", sagte Wittmann. "Wir haben nicht den Straightline-Speed der Super GT. Es ist unmöglich, sie zu überholen. Von unserem Startplatz aus mussten wir etwas riskieren, um die Chance auf einen Podestplatz zu haben. Leider kam das Safety Car nicht früher, deshalb waren wir ein wenig unglücklich mit unserer Strategie."