Während Audi mit Rene Rast beim DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring auch die Fahrer-Meisterschaft vorzeitig einsackte, herrschte bei BMW am Sonntag trübe Stimmung. Als mangelhaft bezeichnete BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt gar den Auftritt der eigenen Mannschaft.

Kein Wunder: Audi feierte im zweiten Rennen in der Eifel einen Siebenfach-Sieg, nachdem zuvor bereits sechs Audi RS 5 DTM die vorderen Startplätze erobert hatten. Zum dritten Mal in den letzten fünf Rennen erbeuteten die Ingolstädter die maximale Punktzahl von 70 Zählern.

BMW erlebte auch in der Eifel eine böse Klatsche im Sonntagsrennen, bei dem so einiges schief lief. So kam es zu einer erneuten Kollision zwischen den Markenkollegen Sheldon van der Linde und Timo Glock.

Bereits zum vierten Mal in dieser Saison war Glock mit einem anderen BMW-Fahrer aneinander gerasselt. Dazu der technisch bedingte Ausfall von Marco Wittmann (Ölleck), der letzten BMW-Hoffnung auf Zählbares.

Kein Sieg seit sechs Rennen

Seit sechs Rennen wartet BMW auf den siebten Saisonsieg. Zuletzt setzte sich Wittmann beim Samstagsrennen in Brands Hatch von der Pole Position durch. Seitdem gingen sämtliche Siege und Poles an die Konkurrenz.

Die Audi-Dominanz in der ersten Saison mit den neuen Turbo-Motoren zeigt sich in der Herstellerwertung. Hier haben die Fahrer des Autobauers aus Ingolstadt 993 Punkte in den ersten 16 Rennen gesammelt. BMW hat mit 515 Zählern gerade einmal etwas mehr als die Hälfte davon auf dem Konto. DTM-Neueinsteiger Aston Martin belegt mit 45 Punkten abgeschlagen den dritten Rang.

DTM-Champion 2019 Rene Rast im Exklusiv-Interview: (09:51 Min.)

Samstag okay, Sonntag flop

Auffällig: BMW tat sich ganz besonders an den Sonntagen während eines Rennwochenendes schwer. Mit Ausnahme der Norisring-Veranstaltung (35 Punkte am Samstag, 37 am Sonntag) holte die Mannschaft am ersten Renntag stets mehr Punkte als am zweiten. So auch am Nürburgring, als Bruno Spengler und Wittmann mit einem Doppel-Podium am Samstag etwas Schadensbegrenzung für die BMW-Resultate der letzten Wochen betrieben.

Denn die waren ein Debakel, Audi dominierte BMW fast nach Belieben: Siebenfach-Sieg in der Eifel, Fünffach- und Dreifachsiege auf dem Lausitzring (Marquardt: "Tiefpunkt der Saison"), dazu ein Vierfachsieg in Brands Hatch am Sonntag.

DTM 2019: Audi und BMW im Vergleich

StatistikAudiBMW
Siege106
Podestplätze3513
Pole Positions106
Erste Startreihe158
Schnellste Runden106
Führungskilometer1465906
Punkte993515

Auf der Suche nach Zuverlässigkeit

Marquardt führt den Performance-Nachteil auf zahlreiche Veränderungen an den Autos während der Saison zurück, mit dem Ziel, die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Dabei sei die reine Pace auf der Strecke geblieben. "Unser Paket hat sich an den ersten vier, fünf Wochenenden von Rennen zu Rennen verändert", sagt der BMW-Motorsportchef. "Wir mussten wegen der Zuverlässigkeit immer wieder etwas ändern."

Vor allem durch die Turbo-Aggregate ausgelösten Vibrationen bereiteten dem BMW M4 mehr Schwierigkeiten im Motorenumfeld als der Konkurrenz. Ein kleiner, aber immerhin sichtbarer Beleg: BMW verzichtete quasi während der gesamten Saison auf die neuen digitalen Innenspiegel im Cockpit, weil diese durch starke Erschütterungen immer wieder beschädigt wurden.

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt mit RMG-Teamchef Stefan Reinhold, Foto: LAT Images
BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt mit RMG-Teamchef Stefan Reinhold, Foto: LAT Images

Fünf bis acht Kilo falsch platziert

Marquardt: "Wir haben über die Saison hinweg gesehen: Du hast ein Problem, reparierst es, und dann tritt ein neues auf." Anpassungen im erlaubten Bereich bis hin zu Strafen wegen zusätzlich genutzter Motoren führten auch dazu, dass die Fahrer mit ihren Setups haderten. Marquardt sprach von fünf bis acht Kilogramm, die bei der Gewichtsverteilung im Auto nicht mehr optimal platziert seien.

Der aktuelle Rennwagen unterscheide sich vom Paket, mit dem sich BMW über den Winter auf die Saison vorbereitete. 'Schnellschüsse', um Probleme kurzfristig zu beheben, soll es nun nicht mehr geben. Die Ingenieure werden die Rennwagen nach der Saison auseinandernehmen und mit den gesammelten Erkenntnissen an einem verbesserten Gesamtpaket arbeiten.

"Wir müssen zu unserem Optimum zurückfinden und das dann testen, beim Paket für das kommende Jahr wird sich etwa ändern", greift Marquardt vor, wohlwissend, dass Testmöglichkeiten unter realen Bedingungen in der DTM aus Kostengründen äußerst limitiert sind.