Gerhard Berger, das war wirklich ganz großes Kino! Der DTM-Boss suchte im Rahmen des Rennwochenendes auf dem Nürburgring den direkten Austausch mit den Fans. Interessierte konnten sich im Vorfeld anmelden, um dem Österreicher ganz persönlich Fragen zu stellen - und das Interesse war enorm.

Etwa 250 Fans fanden sich kurz nach dem Samstagsrennen in der Eifel im ring-kino auf der Fanmeile neben der Rennstrecke ein. Tütenweise Popcorn hätten für die Veranstaltung kaum passender sein können - Berger lieferte 60 Minuten lang beste Unterhaltung und stellte sich auch den kritischen Fragen souverän und ausführlich.

Bei Berger wurde nicht nur nach der Vorstellung geklatscht. Als er von Rennautos mit 1.000 PS Leistung fabulierte, erhielt er umgehend großen Beifall vom Publikum. Doch der frühere Formel-1-Fahrer war nie auf Effekthascherei aus, sondern antwortete ehrlich und offen. Mehrfach sprach er die hohen Kosten - immer ein schwieriges Thema in der DTM - an und erklärte damit etwa den für viele zu klein geratenen Rennkalender.

Gerhard Berger und Moderator Oliver Sittler im ring-kino am Nürburgring, Foto: Hoch Zwei
Gerhard Berger und Moderator Oliver Sittler im ring-kino am Nürburgring, Foto: Hoch Zwei

Und Berger wurde von den bemerkenswert fachkundigen Fans gefordert: Wo sind die neuen Hersteller? Was hält er von der aktuellen Verbrennungsmotor-Diskussion? Frauen im Motorsport? Wieso kein DTM-Rennen auf der Nordschleife?

Viele Fragen, mit denen Berger üblicherweise auch von Journalisten konfrontiert wird. Eine Stunde lang nahm er sich Zeit - und dabei kein Blatt vor den Mund. Die Gewinnung neuer Hersteller für die DTM sei ein schwieriges Thema, räumte Berger ein. Auch, dass Alfa Romeo ein Traum sei und Opel weiterhin viele Fans im Motorsport habe. Großer Beifall im Kinosaal.

Als ein ganz heikles Thema beschrieb Berger die Frage nach der geplanten Namensänderung. Wohlwissend, wie heiß diese Angelegenheit unter Fans und Medien diskutiert wird, antwortete er mit Bedacht. Keiner der bisherigen Vorschläge habe ihn überzeugt, sagte Berger und rief im gleichen Atemzug dazu auf, Vorschläge einzureichen.

Lobende Worte fand Berger auch für seinen Vorgänger, Hans Werner Aufrecht. 'HWA' hatte während seiner Amtszeit selbst einmal Fans zur Fragerunde eingeladen, 2015 am Rande des Saisonfinals in Hockenheim. Sein Nachfolger ließ diese Idee nun neu aufleben. Ein gelungenes Re-Make.

Rund 250 Besucher kamen zum Fan-Talk mit dem DTM-Boss, Foto: Hoch Zwei
Rund 250 Besucher kamen zum Fan-Talk mit dem DTM-Boss, Foto: Hoch Zwei

Der Fan-Talk mit Berger kam gut an beim Publikum, in dem sich - eher untypisch für den Motorsport - auffällig viele Mädchen und Frauen befanden. "Da waren sehr spannende Fragen dabei", meinte der 60-Jährige im Anschluss. Erstes Fragerunden-Fazit: "Die Fans wollen mehr Hardcore-Racing und weniger Technik." Auch dafür wäre ihm Applaus sicher gewesen.

Berger präsentierte sich ganz und gar bodenständig und nahm sich nach der Veranstaltung mehr Zeit als eingeplant, bis auch der letzte Autogrammwunsch erfüllt war. Einen Formel-1-Sieger und ehemaligen Ferrari-Piloten trifft man schließlich nicht alle Tage.

Als Journalisten später wissen wollten, ob ihn eine Frage überrascht habe, verneinte er. Ein gutes Zeichen, Berger verfügt über ein ausgezeichnetes Verständnis für die Bedürfnisse der DTM-Fans. Nun gilt es, diese mit - und gegen - die großen Konzerne samt all ihrer Politik durchzusetzen. Mit Happy End?