500 DTM-Rennen: Erinnerungen von Schneider bis Stuck (03:06 Min.)

Die DTM trägt am kommenden Sonntag auf dem Lausitzring das 500. Rennen ihrer Geschichte seit 1984 aus. Ein historischer Moment nach 35 Jahren Tourenwagenserie mit vielen Höhe- und auch Tiefpunkten. Auf 38 verschiedenen Rennstrecken hat die DTM seit dem Debüt in Zolder 1984 Station gemacht. Spitzenreiter ist hier der Hockenheimring vor dem Nürburgring und dem Norisring.

Bekannte Rennstrecken, berühmte Fahrer: Die meisten Fahrertitel, nämlich fünf, sammelte Bernd Schneider. Die zweitmeisten Titel gingen an Klaus Ludwig, der drei Mal DTM-Champion wurde. Schneider und Ludwig führen auch drei weitere DTM-Statistiken an: die meisten Rennsiege (Schneider 43, Ludwig 37), die meisten Punkte (Ludwig 1.823,5, Schneider 1.808,5) und die meisten Starts (Schneider 236, Ludwig 219).

In der ewigen Siegerliste der DTM taucht auch ein Name auf, der heute nur noch den wenigsten Fans bekannt sein dürfte: Manfred Trint. Im normalen Leben Flugkapitän, ging er in der DTM-Saison 1984 mit einem Ford Mustang an den Start. Zuvor hatte sich Trint in der Formel Super-VW unter anderem gegen Keke Rosberg sowie in der Tourenwagen-EM einen Namen gemacht.

Trint fuhr nur eine Saison lang in der DTM, seinen vermeintlich einzigen Sieg (laut offizieller Statistik) erzielte er in Wunstorf vor Harald Grohs, der die Premiere in Zolder für sich entschieden hatte, und dem heutigen DMSB-Präsidenten Hans-Joachim Stuck.

Dabei waren es zumindest auf dem Papier tatsächlich vier Rennen, die Trint in der DTM gewann. Was heute kaum noch jemand weiß: In den Saisons 1984 und 1985 gingen bei fünf Veranstaltungen jeweils zwei gleich lange Rennen mit Punktevergabe über die Bühne. Aber: Nur der in der Addition beider Rennen ermittelte Gesamtsieger taucht in der offiziellen Statistik auf.

Und Trint hatte 1984 bei allen drei Doppel-Veranstaltungen das Nachsehen! Am 13. Mai 1984 gewann er den ersten Lauf auf der berühmten Berliner AVUS. Sieger des zweiten Rennens wurde Olaf Manthey auf Rover Vitesse. Der heutige Teamchef aus der Eifel lag nach Platz vier im ersten Rennen in der Addition beider Rennen vorne.

Am 17. Juni 1984 auf dem Nürburgring ereilte Trint ein ähnliches Schicksal. Wieder gewann er in seinem Mustang das erste Rennen am Wochenende. Der zweite Sieg ging an Wilfried Vogt in einem BMW 323i - doch in der Gesamtaddition setzte sich einmal mehr Manthey (Plätze 2 und 3) durch!

Und damit noch nicht genug. Auf dem Grand-Prix-Kurs des Hockenheimrings siegte Trint im zweiten Lauf, nachdem der heutige Audi-Pressesprecher Peter Oberndorfer das erste Rennen gewonnen hatte. Raten Sie mal, wer aus dieser Veranstaltung als Gesamtsieger hervorging: Genau, es war erneut Manthey, der mit den Plätzen drei und zwei die meisten Gesamtpunkte erzielte.

Trotz seiner drei Gesamtsiege fehlten Manthey am Saisonende 7,5 Punkte zum Titelgewinn, den sich letztendlich BMW-Pilot Volker Strycek im privat eingesetzten Gubin-635 CSi ohne einen einzigen Saisonerfolg sicherte. In der DTM holte Manthey insgesamt vier Siege, womit er gleichauf liegt mit Augusto Farfus, Jean Alesi, Joachim Winkelhock, Lucas Auer und Tom Kristensen, die ebenfalls vier Rennen gewannen.

Erster DTM-Champion: Volker Strycek im privat eingesetzten Gubin-635 CSi, Foto: DTM
Erster DTM-Champion: Volker Strycek im privat eingesetzten Gubin-635 CSi, Foto: DTM

Trinkt kommentierte die historische Saison 1984 einst: "Ich hab' mir den Allerwertesten aufgerissen, aber die vielen technischen Ausfälle haben alles verdorben. Mit der Power und vier Laufsiegen hätte ich Meister werden müssen, stattdessen hat es nur zu Platz 6 gereicht, und Strycek wurde im BMW-Coupé ohne Sieg Titelträger." Trint beendete seine Rennfahrer-Karriere im Jahr 1987.

In der zweiten DTM-Saison 1985 kam es auf dem Erdinger Flugplatz und in Diepholz zu zwei weiteren Veranstaltungen mit zwei Rennen und nur einem Gesamtsieger. Hätte man jedes einzeln ausgetragene Rennen in die Statistik einfließen lassen, würde am Lausitzring also nicht das 500., sondern bereits das 505. Rennen ausgetragen.

Die DTM-Dachorganisation ITR ist sich dessen bewusst und hat sich für die - durchaus nachvollziehbare - Zählweise mit dem 500. Rennen entschieden. Doch die Geschichte rund um die damaligen Doppel-Rennen und vor allem Manfred Trints 'Pech' soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) existiert offiziell seit dem 11. Juni 1986, als die Interessengemeinschaft Tourenwagen Rennen e.V. (ITR) als Trägerverein der Serie vom damaligen AMG-Chef Hans Werner Aufrecht und einigen wenigen Mitstreitern, unter ihnen auch Herbert Schnitzer sr., gegründet wurde.

Schon mehr als zwei Jahre zuvor startete die Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft (DPM) im belgischen Zolder als "klassenlose Gesellschaft" eine neue Tourenwagen-Ära in Deutschland. Es war der Versuch, grundverschiedene Rennwagen mit einem ausgefeilten Reglement gegeneinander antreten zu lassen. Die DPM fuhr sich mit spannenden Rennen, packender Action und ständig wechselnden Siegern auf Anhieb in die Herzen der Rennsport-Fans.

Der Namenswechsel und das neue Kürzel erwiesen sich bald als Volltreffer. Hans Werner Aufrecht meinte rückblickend: "In den Anfangsjahren hätte ich nicht damit gerechnet, dass die DTM diese große Bedeutung im Motorsport erlangen würde. Der Weg dahin war mit vielen Highlights gespickt: das erste Rennen 1984 in Zolder, die großen Starterfelder (Rekord sind 44 Piloten beim Saisonfinale 1988 in Hockenheim), die abwechslungsreiche Markenvielfalt in den 1989er-Jahren (mit bis zu 16 unterschiedlichen Fahrzeugtypen in einem Rennen, d. Red.), der werksseitige Einstieg der deutschen Automobilhersteller (Audi, BMW, Ford, Opel und Mercedes), das Engagement von namhaften Sponsoren, die Live-Übertragungen im Fernsehen (ARD, ZDF, 3sat und One) und nicht zuletzt die vollen Tribünen an den Rennstrecken."

"Aber es galt auch einige Hürden zu überwinden. Durch die Vielfalt an Fahrzeugtypen gab es in den Anfangsjahren häufig Unmut in puncto fairer Einteilung. Die kostenverschlingende Weiterentwicklung der DTM-Autos Mitte der 1990er-Jahre führte 1996 (als aus der DTM endgültig die ITC wurde, d. Red.) zum Tiefpunkt (wegen der werksseitigen Ausstiegs von Alfa Romeo und Opel, d. Red.), dem vorläufigen Kollaps."

"Dank der Hilfe vieler motorsportliebender Menschen freute sich die DTM-Fanschar allerdings schon im Jahr 2000 über das Comeback mit einem richtungsweisenden und noch heute in seiner Basis gültigen Reglement, dessen Fokus auf der Kostenreduzierung liegt. Auch die nicht ganz einfache sechsjährige Epoche mit nur zwei Herstellern (Audi und Mercedes-Benz) in den Jahren 2006 bis 2011 wurde schadlos überstanden."