Diese Angelegenheit ist noch längst nicht beendet. Im Zuge der von Timo Scheider geäußerten Teamorder-Vorwürfe gegen Audi hat sich nun Rene Rast zu Wort gemeldet. In der vor einem Rennwochenende üblichen Telefonkonferenz der DTM an diesem Montag ging der Meisterschaftsführende hart mit Scheider ins Gericht.

"Er hat Leute gegen uns und auch gegen die DTM aufgehetzt", sagte Rast und machte deutlich, dass er sich mit dem TV-Experten von Sat.1 nicht direkt über dieses Thema unterhalten wolle. Der Audi-Fahrer weiter: "Das ist aber nicht richtig, weil man sich immer über die Fakten bewusst sein muss. Da waren viele falsche Fakten dabei, die er falsch kommentiert hat. Die haben dazu geführt, dass man durch ihn ein falsches Bild bekommen hat."

Dabei erwähnte Rast, dass Scheider während der Live-Übertragung des Sonntagsrennens in Brands Hatch nicht erwähnt habe, dass Audi-Pilot Nico Müller sehr wohl seinen DRS-Flügel bei der Verfolgung eingesetzt habe. Und auch, dass schon vorher hätte auffallen müssen, dass Audi-Fahrer im gegenseitigen Kampf auf den Einsatz des Push-to-Pass-Systems verzichten.

Motorsport-Magazin.com konfrontierte Scheider an diesem Dienstag mit Rasts Vorwürfen. Der frühere Audi- und heutige BMW-Werksfahrer hatte Verständnis für die grundsätzliche Reaktion des Meisters von 2017 und machte klar, dass er mit Audi, Rast oder Müller kein Problem habe, aber: "Völlig am Thema vorbei ist die Art und Weise, wie es erklärt wird. In der Schule würde man sagen: 'Setzen, sechs'."

Ob Scheider haargenau erwähnt habe, wie oft Müller das DRS in der Schlussphase nutzte oder warum Audi-Fahrer auf Push-to-Pass verzichten, sei nicht der entscheidende Punkt in dieser Angelegenheit.

"Sondern, ehrlich zu sein und zu sagen: 'Das ist die Nummer 1 und dass die Nummer 2. Die greifen sich nicht an. Und wenn sie zusammen auf der Strecke sind, gibt es trotzdem Nummer 1 und Nummer 2'. Das tut den Fans im ersten Moment wahrscheinlich ein bisschen weh, aber für die Serie wäre das langfristig wichtiger."

Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com hatte Audi-Motorsportchef Dieter Gass mit Blick auf Brands Hatch von einer Priorisierung gesprochen und deutlich gemacht, dass die beiden Meisterschaftsführenden - das Audi-Duo Rast und Müller - mit Sicherheit nicht gegeneinander kämpfen würden.

Gass weiter: "Und ohne Kampf und Risiko wäre das nicht gegangen. Wir haben genug Hohn und Spott geerntet am Norisring. Das brauche ich kein zweites Mal. Nebenbei bemerkt sind diejenigen, die sich momentan am meisten über unsere Priorisierung beschweren, dieselben, die am lautesten lachen, wenn es zu einem Kontakt kommt."

Scheider pochte unterdessen darauf, dass es ihm in dieser ganzen Debatte nicht darum gehe, Audi, Rast oder Müller anzuschwärzen. Mit Nachdruck sagte der zweifache DTM-Champion "Es geht mir genau ums Gegenteil: den Sport zu erhalten und die Fans nicht zu verarschen. Ich bleibe bei meiner Meinung, die ich hatte und habe."

Die nächsten Diskussionen sind am kommenden Wochenende programmiert, wenn die DTM zur drittletzten Veranstaltung der Saison 2019 auf dem Lausitzring (Samstag und Sonntag, ab 13:00 Uhr live bei Sat.1) gastiert.