Ausgerechnet beim wichtigen Heimrennen gelang DTM-Neueinsteiger Aston Martin ein Meilenstein: In Brands Hatch drehte zum ersten Mal ein Aston Martin Vantage DTM aus eigener Kraft Führungsrunden in der Tourenwagenserie. 15 Runden lang staunten die Zuschauer und Konkurrenten nicht schlecht, als Paul Di Resta mit dem britischen Rennwagen die Spitze des Feldes anführte.

Dann holte die Vergangenheit den DTM-Champion von 2010 ein. Di Restas Blitzstart war ein wenig 'zu gut', und zwar so sehr, dass ihm die Rennleitung eine 5-Sekunden-Boxenstopp-Strafe aufbrummte. Damit war die erhoffte Sensation vorzeitig beendet, nach dem Pflicht-Reifenwechsel und der Strafe fiel Di Resta zunächst aus den Punkterängen heraus.

"Ich bin ich mir sicher, dass ich keinen Frühstart hingelegt habe", wurde Di Resta in einer Pressemitteilung seines Teams R-Motorsport zitiert, die eine Stunde nach Rennende verschickt wurde. Die Situation beim Start, als Di Resta von Platz vier vorbei an Loic Duval, Rene Rast und Marco Wittmann zur Führung stürmte, war anhand der TV-Bilder nur schwer zu überblicken.

Doch Motorsport-Magazin.com wurden während des Rennens Filmaufnahmen zugespielt, die eindeutig belegen, dass Di Resta tatsächlich einen Frühstart hingelegt hatte. In dem Video, das auch die Rennleitung nutzte, ist deutlich zu sehen, dass Di Restas Aston Martin bereits anrollte, als noch nicht alle fünf Startampeln erloschen waren.

In Artikel 38.11 des Sportlichen Reglements heißt es dazu: "Als Frühstart gilt eine signifikante Vorwärtsbewegung des Fahrzeuges zwischen dem Vier-Sekunden-Signal (zwei rote Ampel-Paare leuchten) und dem Startsignal. Jeder Frühstart wird durch den Renndirektor mit einer Pit-Stop-Penalty von mindestens fünf Sekunden bestraft."

Dank der überraschend starken Performance des Aston Martin gelang es Di Resta, trotz der Strafe bis auf den siebten Platz nach vorne zu fahren. Doch in der letzten Rennrunde sorgte ein technisches Problem für den Ausfall des früheren Mercedes-Piloten, der im Vorjahr in Brands Hatch einen Sieg gefeiert hatte.

"Leider spürte ich gegen Rennende einen totalen Leistungsverlust. Deshalb habe ich das Auto sicherheitshalber an der Box abgestellt", so Di Resta. Den einzigen Punkt beim Heimspiel holte stattdessen Daniel Juncadella als Zehnter - trotz einer frühen Durchfahrtsstrafe wegen einer Kollision zwischen Timo Glock und Jake Dennis, die der Spanier beim Start ausgelöst hatte.

Sorgen, dass Aston Martin nach der schwierigen ersten Saisonhälfte nun enteilt, hatte die Konkurrenz unterdessen nicht. Rennsieger Marco Wittmann, der während des Rennens nicht einmal wusste, dass Di Resta eine Strafe für den Frühstart kassierte, blickte stattdessen nach hinten: "Paul war nicht mein größtes Problem. Der Schlüssel war für mich eher, Rene und Nico hinter mir zu halten."

DTM Brands Hatch 2019, Rennen 1: Zusammenfassung und Highlights (03:27 Min.)

Gleichzeitig drückte der zweifache DTM-Champion seine Sympathie für den DTM-Neueinsteiger aus: "Es hat mich gefreut, dass endlich ein Aston Martin das Rennen selbständig anführt. Das haben sie gut gemacht. Wir waren ein bisschen schneller, aber Paul blieb vorne. Deshalb haben wir uns auch für einen früheren Boxenstopp entschieden."

Im vorangegangenen Qualifying überzeugte R-Motorsport mit einer gewagten, aber geschickten Strategie. Nach der Rotphase in Folge des schweren Unfalls von WRT-Rookie Pietro Fittipaldi entschied sich das Team, alle vier Fahrer auf abtrocknender Strecke mit Slick-Reifen für die letzten Runden rauszuschicken. Zeitweise lagen vier Aston Martin in den Top-6, ehe die Konkurrenz reagierte und mit ihren letzten Runs das Kräfteverhältnis wieder etwas gerader rückte.