Hat Rene Rast etwa den Sieg im Samstags-Rennen der DTM in Brands Hatch verschenkt? Der Audi-Star überquerte die Ziellinie im ersten von zwei Rennen an diesem Wochenende als Zweiter - ausgerechnet hinter Sieger Marco Wittmann, der Rast weitere Punkte im Kampf um die Meisterschaft abknöpfen konnte.

Wie der DTM-Champion von 2017 nach dem Rennen einräumte, hätte er seine Chancen bei der späten Aufholjagd zumindest verbessern können, denn: Rast vergaß, das Push-to-Pass-System seines Audi RS 5 DTM in der Schlussphase zu benutzen!

Kurios: Schon zum zweiten Mal in dieser Saison kam es dem Meisterschaftsführenden nicht in den Sinn, die neue Überholhilfe, die kurzzeitig 30 PS mehr Leistung bringt, zu aktivieren.

Bei seiner sensationellen Aufholjagd während des Auftakts in Hockenheim gab der größtenteils fehlerlose Rast zu, das Push-to-Pass schlichtweg vergessen zu haben. Rast damals nach dem Sieg: "Ich habe nur versucht, durch das ganze Chaos zu kommen. 30 PS mehr oder weniger... Ich war einfach froh, dass ich irgendwie vorbei war."

DTM-Vergleich 2019: Rene Rast vs. Marco Wittmann

Rene RastStatistik 2019Marco Wittmann
178Punkte146
3Siege4
7Podestplätze5
4Pole Positions4
8Erste Startreihe5
440Führungskilometer463

In Hockenheim führte Rast in erster Linie eine mutige Reifen-Strategie zum Triumph - jetzt in Brands Hatch hätte die Zusatz-Power, die per Knopfdruck am Lenkrad aktiviert wird, aber sicherlich nicht schaden können. Schließlich hatte Rast beim Zieleinlauf nur noch 0,374 Sekunden Rückstand auf Titelrivale Wittmann.

Der zweifache DTM-Champion bezifferte den Vorteil durch Push-to-Pass in Kombination mit dem DRS-Flügel auf der englischen Traditionsstrecke mit vier bis fünf Zehntelsekunden pro Runde. "Aber ranfahren ist das eine, überholen das andere", wusste Wittmann ebenfalls. Vor allem in Brands Hatch, wo Überholmöglichkeiten rar gesät sind. Rast dazu: "Du kannst es schaffen - wenn du DRS und Push-to-Pass nutzt."

DTM Brands Hatch 2019, Rennen 1: Zusammenfassung und Highlights (03:27 Min.)

In diesem Fall wäre Rasts Vorteil sogar noch größer ausgefallen. Laut Reglement dürfen alle Fahrer - außer dem Führenden - in den letzten fünf Runden bzw. sieben Rennminuten DRS und Push-to-Pass unabhängig vom Abstand zum Vordermann einsetzen. "Und meine Reifen waren am Ende, es ging nur darum, es nach Hause zu bringen", streute Wittmann Salz in die Wunde.

Das Rennen hat gezeigt, dass auch bei Rast nicht immer alles perfekt läuft. Neben dem vergessenen Einsatz des Push-to-Pass-Systems gab er hinterher zu, dass die eigene Rennstrategie zu konservativ ausgefallen sei. Heißt: Rast hatte noch ausreichend Performance in seinen Hankook-Reifen, leitete die Schluss-Attacke auf Wittmann aber zu spät ein.

Nachdem der Abstand die meiste Zeit konstant bei etwa fünf Sekunden lag, holte Rast in den letzten fünf Runden mächtig auf: Von der 38. bis zum Zieleinlauf in der 42. Runde verringerte er seinen Rückstand auf den BMW-Piloten um genau fünf Sekunden.

"Wir waren heute zu konservativ", sagte Rast ehrlich. "Ich hatte noch etwas im Reifen und dachte, dass wir 44 Runden fahren." Dabei holte den gebürtigen Mindener die jüngere Vergangenheit ein.

Zuletzt in Assen war ihm auf dem Weg zum sicheren Sieg plötzlich die Performance der Reifen eingebrochen - eine neuerliche Wiederholung wollte er sich mit Blick auf die sichere Punkteausbeute sparen. Wittmann cool: "Ich kann mehr riskieren. Wenn ich weiter so viele Punkte hole wie in Assen und heute, sind wir dran."