Rene Rast ist und bleibt der Mann für die besonderen Momente in der DTM. Der Audi-Pilot gewann das Samstagsrennen auf dem Norisring nach einem wahren Auf und Ab. Von Startplatz drei würgte Rast zunächst den Motor ab und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Ein früher Boxenstopp in Kombination mit einer Safety-Car-Phase brachte den amtierenden Vize-Meister jedoch zurück ins Spiel.

"Ich hatte einen schlechten Start und dachte schon, dass das Rennen vorbei ist", sagte Rast. "Das war Unvermögen. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich war da ein bisschen zu aggressiv. Es hätte auch anders ausgehen können, wenn ein Auto stehen bleibt und von hinten 16 ankommen. Glück gehabt! Unser Auto hat von vorne bis hinten gut funktioniert."

Saisonübergreifend war es sein neunter Sieg in den letzten 13 DTM-Rennen sowie der 14. Podiumsplatz in den letzten 18 DTM-Rennen. Mit insgesamt 13 DTM-Erfolgen rückte Rast auf Rang neun der ewigen DTM-Bestenliste vor und teilt sich diesen Platz nun mit dem DTM-Champion von 1990, Hans-Joachim Stuck, ebenfalls Audi.

Hinter Rast schnappte sich Pole-Setter Nico Müller mit einem Überholmanöver in der letzten Runde den zweiten Platz - Doppelsieg für Audi! Der Schweizer: "Nach dem Safety Car hatte ich ein bisschen die Nase voll und dachte: 'Das kann doch jetzt nicht wahr sein'. Ich glaubte erst, dass das Rennen gelaufen sei. Aber die Pace war top und aus der Strategie haben wir das Meiste herausgeholt. In Zolder bin ich hinter Joel verhungert und jetzt persönlich froh, dass ich ihn hier überholen konnte."

Joel Eriksson musste sich nach einer rundenlangen Schlacht gegen Müller mit dem dritten Platz begnügen. Genau wie Rast, hatte der junge BMW-Pilot einen frühen Boxenstopp eingelegt und davon profitiert. Hingegen absolvierte Müller als letzter Fahrer im Feld seinen Pflicht-Reifenwechsel und profitierte in der zweiten Rennhälfte vom Reifen-Vorteil sowie der starken Pace seines Audi RS 5 DTM.

Eriksson: "Ich hatte nicht erwartet, dass Nico in der letzten Kurve so reinstechen würde. Ich habe da die Tür nicht weit genug zugemacht. Aber immerhin habe ich es aufs Podium geschafft."

Loic Duval, obwohl er nach der Safety-Car-Phase neue Reifen aufgezogen hatte, kämpfte sich nach seiner Qualifying-Disqualifikation vom vorletzten bis auf den vierten Platz nach vorne. Der von Platz zwei gestartete Bruno Spengler hatte unterdessen Pech mit der Strategie und musste sich mit Platz fünf begnügen.

Dahinter gelang Daniel Juncadella mit Platz sechs ein Ausrufezeichen für DTM-Neueinsteiger R-Motorsport. "Das war gefühlt das beste Rennen meiner Karriere", sagte der ehemalige Mercedes-Pilot. Mit Jake Dennis und Ferdinand Habsburg auf den Plätzen neun und zehn gelang der Mannschaft das bislang beste Gesamtergebnis in der Tourenwagenserie.

Der Österreicher Philipp Eng und der vierfache Norisring-Sieger Bruno Spengler liefen auf den Plätzen sieben und acht ein.

Zahlreiche Fahrer sahen im ersten Rennen auf dem Nürnberger Stadtkurs die Ziellinie nicht. Bei Temperaturen von rund 30 Grad fielen die BMW-Piloten Sheldon van der Linde und Timo Glock nach einer Kollision aus, bei Audi mussten Robin Frijns, Mike Rockenfeller und Pietro Fittipaldi - Auslöser der frühen Safety-Car-Phase - vorzeitig Feierabend machen.

DTM Norisring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Hinter Pole-Setter Nico Müller (zweite DTM-Pole nach 2016) wurde es kurz vor dem Start wild. Philipp Eng wurde von Startplatz zwei um drei Positionen nach hinten versetzt, weil er im Qualifying Mike Rockenfeller blockiert hatte. Ebenso musste sich Loic Duval von P3 verabschieden. Der Franzose und sein Phoenix-Teamkollege Mike Rockenfeller wurden nachträglich disqualifiziert, weil unter Parc-Fermé-Bedingungen an beiden Autos gearbeitet wurde (Haube geöffnet). So rückte Bruno Spengler auf den zweiten Platz nach vorne, ebenso Rene Rast und Joel Eriksson, die sich die zweite Startreihe teilten.

Der Start: Während Nico Müller von der Pole Position gleich nach vorne enteilte, würgte dahinter auf Platz drei Rene Rast seinen Audi ab. Der Vize-Meister fiel bis auf den letzten Platz zurück. Philipp Eng stürmte nach seiner Strafe nach vorne und kämpfte mit BMW-Kollege Bruno Spengler um die zweite Position. Der Franko-Kanadier behielt aber die Oberhand und behauptete P2.

Der Re-Start zur 11. Runde: Nico Müller, Bruno Spengler, Jamie Green und Philipp Eng führten das Feld nach der Safety-Car-Phase (ausgelöst durch Fittipaldi-Ausfall) zunächst an. Aber: Dahinter drückten Rene Rast, Joel Eriksson, Mike Rockenfeller und Marco Wittmann, die ihren Pflicht-Boxenstopp schon vor dem Safety Car eingelegt hatten. Durch den Ausfall von Timo Glock nach einer Kollision mit Sheldon van der Linde rückten die frühen Stopper automatisch noch weiter nach vorne.

Die Boxenstopps: Mit Ferdinand Habsburg, Mike Rockenfeller und Joel Eriksson bogen je ein Fahrer aller drei Hersteller nach der ersten Runde zum Pflicht-Reifenwechsel in die Boxengasse ab. In Runde zwei entschieden sich Marco Wittmann und Robin Frijns für ihren Pflicht-Stopp. In der darauffolgenden Runde waren Rene Rast, Daniel Juncadella und Jake Dennis an der Reihe. Wenig später bog das Safety Car auf die Strecke ab und schob das Feld wieder zusammen.

Nach Paul Di Resta und Loic Duval (nach Safety Car in Runde 11) folgte mit dem auf Platz vier liegenden Philipp Eng der nächste Fahrer in der 17. Runde zum Boxenstopp. Jamie Green absolvierte von Platz zwei in der 22. Runde seinen Wechsel auf einen anderen Satz der Hankook-Reifen und fiel bis auf den 13. Platz zurück.

Der Führende Nico Müller bog in der 30. Runde in die Boxengasse ab und wechselte als letzter Fahrer im verbliebenen Feld seine Hankook-Reifen. Müller ordnete sich auf der siebten Position wieder ein, während Rast die Führung vor Eriksson, Wittmann und Juncadella übernahm.

Die Ausfälle: Pietro Fittipaldi fiel kurz nach dem Start in Folge einer Berührung mit beschädigter Radaufhängung vorzeitig aus. Um den WRT-Audi sicher von der Strecke bergen zu können, entschied sich die Rennleitung ab der vierten Runde für eine Safety-Car-Phase.

Nach dem Re-Start zur elften Runde krachte es erneut. Timo Glock wurde auf Platz sechs liegend von BMW-Markenkollege Sheldon van der Linde gedreht. WRT-Rookie Jonathan Aberdein konnte nicht ausweichen und erwischte Glock an der Seite. Für den früheren Formel-1-Piloten war das Rennen damit vorzeitig beendet. Van der Linde kassiert für den Vorfall eine Durchfahrtsstrafe.

"Ich will Sheldon keine Vorwürfe machen, das ist sein erstes Mal am Norisring", sagte Glock. "Hier vertut man sich schnell auf der Bremse. Er hat den Bremspunkt verpasst und mich aufs Korn genommen. Schade, das tut weh. Auf der rechten Seite war der Unterboden kaputt und ein Reifen von der Felge runter."

In Runde 26 erwischte ein zunächst unbekanntes technisches Problem den Audi RS 5 DTM von Mike Rockenfeller, der sich dank eines frühen Boxenstopps von ganz hinten bis auf P6 nach vorne gearbeitet hatte. Rockenfeller musste seinen Wagen in der Box parken und frühzeitig Feierabend machen. Auch Audi-Markenkollege Robin Frijns musste seinen Audi mit einem Defekt abstellen.

"Ein ärgerlicher Tag", sagte Rockenfeller und spielte auf seine Qualifying-Strafe sowie die Blockade durch Philipp Eng an. "Dann haben wir die Haube abgemacht, um Wasser für die Bremsenkühlung nachzufüllen. Okay, das ist nicht erlaubt. Im Rennen hatte ich dann eine super Pace, bis irgendwas kaputtgegangen ist. Ich hatte kaum noch Leistung."