Am Rande des DTM-Wochenendes auf dem Norisring erwartet die Zuschauer ein echtes Highlight: 14 der legendären BMW M1 Procars drehen auf dem Nürnberger Stadtkurs Demorunden an allen drei Tagen von Freitag bis Sonntag (05.-07. Juli 2019). Am Steuer sitzen einige große Namen der Rennszene, darunter Hans-Joachim Stuck, Marc Surer, Harald Grohs und Jan Lammers.

"Ich freue mich riesig auf das Revival der BMW M1 Procar-Serie" sagt DMSB-Präsident Stuck. "Die Kombination aus den sechs schnellsten Formel-1-Fahrern und coolen Privatfahrern hat es nie mehr gegeben. Dazu kommt der einmalige Sound des BMW M1. Das ist bis heute einmalig."

Hintergrund: Mit den 470 PS starken BMW-Sportwagen wurden 1979 und 1980 Markenpokal-Rennen ausgetragen. Sie wurde zudem als Auftaktrennen vor den meisten europäischen Formel 1-Grand Prix der Saison 1979/80 ausgetragen. Hier traten die fünf schnellsten F1-Fahrer aus den Trainings gegen zahlreiche Sportwagen- und Privatpiloten an.

Die BMW M1 Procars waren stets ein Hingucker im Formel-1-Rahmenprogramm, Foto: Sutton
Die BMW M1 Procars waren stets ein Hingucker im Formel-1-Rahmenprogramm, Foto: Sutton

Stucks Bilanz im BMW M1 Procar

1979 gewann Stuck zwei der acht Rennen in Zandvoort und Monza und schloss die Meisterschaft auf dem zweiten Platz hinter dem kürzlich verstobenen Niki Lauda ab. Im darauffolgenden Jahr gelangen Stuck mit dem BMW 1 Procar erneut zwei Siege (Monaco, Nürnberg), die ihn zu Platz der in der Gesamtwertung hinter den Formel-1-Weltmeistern Nelson Piquet und Alan Jones führten.

Stuck vor der Rückkehr in den M1-Rennwagen, die unter Sammlern mit rund einer Million Euro gehandelt werden: "Ich will die Fahrt einfach genießen. Ob ich Zweiter, Dritter oder Vierter werde, ist mir vollkommen egal. Ich will das Fahrzeug fahren, hören und erleben. Rennen habe ich in meinem Leben genug gewonnen."

Wann die BMW M1 am Norisring fahren

Zuschauer können die nach Gruppe-4-Reglement aufgebauten, 470 PS starken Mittelmotor-Sportwagen mehrfach auf dem Norisring bewundern. Am Freitag um 14:05 Uhr bestreiten die Fahrer der BMW M1 Procar Revival ein Freies Training, bevor am Samstag (11:50 Uhr) Demorunden im Rahmen einer sogenannten Gleichmäßigkeitsprüfung anstehen.

Am Sonntag bekommen Fans die ikonischen BMW gleich zwei Mal auf der Rennstrecke zu sehen: Weitere Demorunden über jeweils 20 Minuten sind um 12:10 Uhr sowie 14:55 Uhr vor beziehungsweise nach dem Sonntagslauf der DTM (13:30 Uhr) geplant.

Neben dem BMW M1 Procar Revival sorgen auch die Tourenwagen Classics für eine gehörige Portion Motorsport-Nostalgie am Norisring. In der beliebten Rennserie kommen DTM-Klassiker der Achtziger- und Neunzigerjahre zum Einsatz. In der Starterliste werden 36 Rennwagen geführt, darunter BMW M3 E30 DTM bis Alfa Romeo 155 V6 Ti.

Wittmann/Wittmann bei Tourenwagen Classics

Besonderer Clou: Marco Wittmanns Vater, Herbert, und Bruder Nico bilden ein Fahrerduo und starten in einem BMW M3 E30 bei ihrem Heimrennen! Der Wagen stammt aus der Saison 1989 und wurde damals von Dieter Quester pilotiert.

"Das wird ihr erster Start bei den Tourenwagen Classics, die sich meiner Meinung nach sehr gut gemacht haben mit vielen bekannten Fahrern", sagt Marco Wittmann, der im DTM-Auto seinem Vorjahressieg nacheifert.

Lokalmatador Wittmann weiter: "Ich bin gespannt, wie sie sich schlagen. Ich habe schon Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor; d. Red.) gesagt, dass ich keine Meetings machen werde, weil ich Tourenwagen Classcis schauen will!" Wittmann/Wittmann starten wie Sohn/Bruder Marco mit der Startnummer #11 auf ihrem M3 E30.

Jochen Neerpasch mit dem ikonischen BMW M1 Procar, Foto: LAT Images
Jochen Neerpasch mit dem ikonischen BMW M1 Procar, Foto: LAT Images

Historie: Die Entstehung der BMW M1 Procar-Serie

Mitverantwortlich für die legendäre BMW M1 Procar-Serie war damals Jochen Neerpasch, der Gründer der BMW M GmbH. Was es mit dieser Idee auf sich hatte und welche Schwierigkeiten damit im Rahmen der Formel 1 auftraten, erklärte der 80-jährige Neerpasch vor zwei Jahren in einem Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Herr Neerpasch, Sie waren der Antreiber dieser Serie, in der Formel-1-Fahrer während der GP-Wochenenden in den baugleichen Autos gegeneinander antraten. Wie kam es zu diesem Projekt?
Neerpasch: Wir hatten Produktionsschwierigkeiten mit dem BMW M1. Der sollte ursprünglich bei Lamborghini gebaut werden, wo er mit unseren Leuten auch entwickelt worden war. Als die Produktion beginnen sollte, war Lamborghini zahlungsunfähig. Deshalb mussten die wir Produktion kurzfristig umlagern, was sehr schwierig und kompliziert war. Wir hätten innerhalb eines Jahres 400 Autos bauen wollen, sie homologiert und wären dann damit in den Motorsport gegangen.

Nun dauerte es aber zwei Jahre, bis das erste Auto Rennen hätte fahren können. Deshalb haben wir die Procar Series dazwischengeschoben. Wir hatten uns diese Idee mit Max Mosley in der Diskothek 'Why Not' in München überlegt und fanden sie am nächsten Morgen immer noch gut... Max ging dann zu Bernie und der fand unseren Vorschlag sehr gut. Dadurch ist es ihm nämlich gelungen, die Zuschauerzahlen an den Samstagen während eines Grand-Prix-Wochenendes zu verdoppeln.

Wie funktionierte das früher?
Neerpasch: Das Schöne war, dass die Formel-1-Fahrer damals Spaß bei den Rennen im BMW M1 hatten. Die haben drauf geachtet, dass sie im Freitags-Training weit vorne standen, damit sie am Samstag das M1-Rennen fahren konnten (Die fünf Trainingsschnellsten waren damals automatisch für das Procar-Rennen qualifiziert; d. Red). Es war aber schwierig, sie da rein zu bringen. Das erste Rennen war damals in Zolder. Ich weiß noch, dass Mario Andretti sagte, dass er niemals fahren werde. Da hat Max Mosley ihm einen Koffer mit Geld hingestellt - Andretti ist ins Auto eingestiegen und die anderen taten es ihm gleich.

Jochen Neerpasch und Jens Marquardt im Gespräch mit MSM-Redakteur Robert Seiwert, Foto: Motorsport-Magazin.com
Jochen Neerpasch und Jens Marquardt im Gespräch mit MSM-Redakteur Robert Seiwert, Foto: Motorsport-Magazin.com