Die DTM kehrt am Wochenende zurück an den Norisring (05.-07. Juli) - und hat zum ersten Mal vier Aston Martin Vantage Rennwagen im Gepäck. DTM-Neueinsteiger R-Motorsport steht vor seinen ersten beiden Rennen auf dem berühmten Stadtkurs und es stellt sich die Frage: Kann das Team seinen bisherigen Rückstand auf Audi und BMW verringern?

R-Motorsport hat die Zeit seit dem letzten Rennen in Misano genutzt und einen zweitägigen Test in Vallelunga eingelegt. Der Mannschaft von Teamchef Dr. Florian Kamelger standen noch zwei Testtage zu, die die Konkurrenz bereits während des Winters absolviert hatte. Jake Dennis und Paul Di Resta drehten am 18. und 19. Juni fleißig ihre Runden auf dem italienischen Kurs.

"Wir konnten viel austesten und sind überzeugt, dass wir einige Schritte in die richtige Richtung machen konnten", sagte Kamelger während einer Telefon-Konferenz an diesem Mittwoch auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Setup-Einstellungen und die Optimierung der Motoren-Software standen in Vallelunga im Fokus.

Aufgrund der per Reglement 'eingefrorenen Autos' sind Fortschritte sicherlich nur im begrenzten Rahmen möglich. Doch beim ambitionierten Projekt von R-Motorsport, Joint-Venture-Partner HWA und dem in nur drei Monaten aufgebauten Aston Martin Vantage DTM dürfte noch reichlich Luft nach oben sein.

R-Motorsport mit deutlichem Rückstand

Audi führt die Herstellerwertung nach drei von neun Rennwochenenden mit 340 Punkten vor BMW (263) an. Aston Martin liegt mit 15 Zählern auf dem letzten Platz. Da der Neueinsteiger in Zolder und Misano die Öffnung der Verplombung eines zusätzlichen Motors beantragt hatte, wurden den jeweils bestplatzierten Aston Martin Vantage die Punkte für die Hersteller-Meisterschaft gestrichen.

"Ich gehe stark davon aus, dass unser Partner HWA das Motorenproblem im Griff hat", antwortete Kamelger auf die Frage, ob weitere Öffnungen eines verplombten Motors passieren könnten. Weiterhin bemerkenswert: R-Motorsport hatte seinen Einstieg eigentlich erst für 2020 geplant, im Zuge des Mercedes-Ausstieges aber schon zu dieser Saison sein Debüt gegeben.

DTM: Markenwertung 2019

PositionHerstellerPunkte
1Audi340
2BMW263
3Aston Martin15

Kamelger: Maßgebliche Schritte

Die Resultate der ersten drei Rennwochenenden in Hockenheim, Zolder und Misano haben zu Tage gefördert, dass der Rückstand auf Audi und BMW beträchtlich ist. "Wir müssen maßgebliche Schritte in eine richtige Richtung machen, das betrifft vor allem auch den Motor", machte Kamelger kein Geheimnis aus der Schwachstelle des neuen Turbo-Rennwagens.

Während die Aston-Piloten in den Kurven einigermaßen mit der Konkurrenz mithalten können, fehlt es vor allem auf den Geraden an Power. Hier spielen unterschiedliche Faktoren wie Drehmomentverlauf und die korrekte Leistungsentfaltung eine Rolle, doch allein ein Blick auf die Topspeed-Werte zeigt, wie groß der Rückstand bislang war.

6 bis 9 km/h fehlten den R-Motorsport-Fahrern Dennis, Di Resta, Ferdinand Habsburg und Daniel Juncadella in den bisherigen sechs Rennen durchweg auf die Konkurrenz. Auf dem Norisring, wo mit den Class-1-Autos Höchstgeschwindigkeiten von über 270 km/h (im Vorjahr 269 km/h Tospeed durch Gary Paffett) erwartet werden, könnten die vielen Geraden und nur vier Kurven eine zusätzliche Hürde für R-Motorsport darstellen.

DTM 2019: Topspeed-Vergleich

HockenheimTospeed in km/hBester Aston MartinRückstand
Rennen 1272 (Fittipaldi, Audi) 266 (Di Resta)6
Rennen 2291 (Rockenfeller, Audi)282 (Dennis)9
Zolder
Rennen 1230 (Wittmann, BMW)224 (Juncadella)6
Rennen 2231 (Rast, Audi)225 (Dennis)6
Misano
Rennen 1244 (Aberdein, Audi)237 (Dennis)7
Rennen 2246 (Rast, Audi)237 (Di Resta)9

Deutlicher Rückstand im Qualifying

"Wenn wir näher dran sind, dann, weil das Team etwas am Paket für den Straightline-Speed verbessert hat", sagte DTM-Rookie Habsburg. "Es schaut auch so aus, als ob wir etwas gefunden haben." Gleichwohl erwartete der Österreicher kein einfaches Wochenende für R-Motorsport auf dem 2,3 Kilometer kurzen Stadtkurs.

Obwohl die Strecke entlang des Dutzendteichs einige gute Überholmöglichkeiten bietet, bleibt das Qualifying eine wichtige Voraussetzung - sofern Safety-Car-Phasen mitsamt Reifen-Poker nicht alles auf den Kopf stellen...

Auch hier weist R-Motorsport noch große Defizite gegenüber den Mitbewerbern auf, wie die bisherigen Ergebnisse belegen: In den bisher sechs Qualifyings waren 0,908 Sekunden der geringste Abstand eines Aston Martin auf die Rundenzeit des Pole-Setters.

Zuletzt in Misano fuhren die Vantage-Piloten sogar mindestens 1,4 Sekunden hinter der Pole-Zeit. "Misano war nicht komplett die Wahrheit, aber mehr oder weniger das, wo wir stehen", sagte Kamelger. Mit Ausnahme des regnerischen Hockenheim-Qualifyings gelang es keinem R-Motorsport-Fahrer, über den 13. Startplatz hinauszukommen.

DTM 2019: Qualifying-Vergleich

HockenheimPole PositionBester Aston MartinRückstand (in Sekunden)
Q1 1:48.215 (Wittmann, BMW)1:49.191 (Di Resta)0,976
Q21:28.972 (Eng, BMW)1:30.273 (Juncadella)1,301
Zolder
Q11:21.307 (Wittmann, BMW)1:22.215 (Dennis)0,908
Q21:21.590 (van der Linde, BMW)1:22.563 (Dennis)0,973
Misano
Q11:25.294 (Rast, Audi)1:26.841 (Dennis)1,547
Q2 1:25.384 (Rast, Audi)1:26.831 (Dennis)1,447

Wie geht es weiter?

Die Resultate des Norisring-Wochenendes könnten wegweisend sein, ob R-Motorsport für den weiteren Verlauf der Saison Nachbesserungen im Zuge einer Zusatzhomologation anstrebt. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist bislang kein Antrag bei der DTM-Kommission eingegangen.

Kamelger sprach diesbezüglich von einer aus mehreren Optionen in Folge des Vallelunga-Tests. Und weiter: "Es ist im Sinne der Hersteller, dass die DTM ein ausgeglichenes Feld hat, wo Jeder im Idealfall gegen Jeden racen kann und der Beste gewinnen möge. So hat sich die DTM einen sehr attraktiven Namen beim Fan gemacht und so soll es auch bleiben."