Es ging ein Ruck durch die DTM-Welt, als Motorsport-Magazin.com im September 2018 exklusiv vom Sensations-Plan berichtete, dass in der Saison 2019 sechs unterschiedliche Marken gegeneinander antreten könnten. Möglich gewesen wäre dies durch den Einsatz von GT500-Prototypen der Marken Honda, Lexus und Nissan aus der japanischen Super GT-Serie neben Aston Martin, Audi und BMW.

Ein ambitioniertes Vorhaben, das weit oben auf der Agenda von DTM-Boss Gerhard Berger stand. Aber eines, das sich in der Kürze der Zeit und wegen all der Themen drum herum (Stichwort: Class-1-Reglement, das in der DTM bereits 2019, in der japanischen Super GT erst 2020 umgesetzt wird) letztendlich nicht verwirklichen ließ, wie der Österreicher erklärt.

Berger im Interview mit Motorsport-Magazin.com: "Das war eine Idee, die ich lange verfolgt habe. Aber da kommen wir mit den Japanern noch nicht so schnell vorwärts, wie ich mir das wünschen würde. Wir sind mit den drei Marken Aston Martin, Audi und BMW gut aufgestellt für 2019, aber für die mittelfristige Zukunft muss noch einiges dazukommen."

Konrad Motorsport bedauert Absage

Einer der betroffenen Teamchefs bedauert die Absage. "Die DTM und diese Konstellation wäre für mich und mein Team (Konrad Motorsport, d. Red.) ein absolutes Highlight gewesen. Dafür hätte ich alle anderen möglichen Projekte zurückgestellt", erklärt Franz Konrad im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Der Österreicher hat am Rande des DTM-Rennens in Zandvoort 2018 mit Berger und anschließend auch mit Verantwortlichen des japanischen Autobauers Nissan Gespräche über ein mögliches Engagement geführt. Konrad: "Die Japaner haben Interesse gezeigt, aber letztendlich wurde die Idee ohne nähere Angabe von Gründen wieder verworfen."

Konrad glaubt, dass der Knackpunkt die noch unterschiedlichen Reglements der DTM und der Super GT und die damit verbundene Balance of Performance ein Grund gewesen sein könnten. Eine weitere Problematik sei zudem die Tatsache, dass aktuell in beiden Serien unterschiedliche Reifenfabrikate verwendet werden. Konrad hofft, dass sein Landsmann Berger "an der guten Idee" festhält und sie für 2020 noch einmal in Spiel bringt.

Berger: 2019 zunächst mit drei Marken

Berger ist mit seinem Team weiter intensiv auf der Suche nach neuen Herstellern, die unter dem neuen Reglement künftig in der Tourenwagenserie starten könnten. Mit dem Einstieg von Aston Martin bereits zur Saison 2019 - ursprünglich war erst 2020 angedacht - ist dem früheren Formel-1-Fahrer bereits ein Coup gelungen, um die Serie nach dem Ausstieg von Mercedes-Benz am Leben zu erhalten.

Weitere Hersteller sollen in Zukunft folgen, doch dieser Prozess benötigt Zeit. 2019 werden in der regulären DTM-Saison Aston Martin, Audi und BMW gegeneinander antreten. Berger: "Wir werden zunächst mit drei Marken in die Saison 2019 gehen. Es ist in der Zeit nicht alles machbar. Ziel ist es, dann die nächste Marke in die DTM zu holen. Mit Aston Martin haben wir eine Topmarke, die sich in der DTM entwickeln muss."

Offen ist noch, wie groß das Starterfeld 2019 wirklich ist. Zum aktuellen Zeitpunkt ist sicher, dass Audi und BMW jeweils sechs Werksautos einsetzen. Mit dem Audi-Kundenteam WRT aus Belgien stößt zudem ein Neueinsteiger hinzu, der zwei der neuen Turbo-RS 5 einsetzen wird. Wann und mit wie vielen Autos Aston Martin einsteigt, ist noch nicht bekannt. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, doch wegen der Entwicklung und dem Aufbau komplett neuer Autos unter dem neuen Reglement ist die Zeit knapp.

Am 20. Februar 2019 plant Aston-Martin-Partner R-Motorsport im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details zum Projekt wie beispielsweise die Vorstellung der Fahrer, das Modell des Aston Martin Vantage und das DTM-Programm zu präsentieren.

Wer soll die Kunden-BMW fahren?

Ungeklärt ist ebenfalls, welches Privatteam für BMW den geplanten Kundeneinsatz durchführen soll. Die in Medien spekulierten BMW-Teams ROWE und Walkenhorst zeigen, wie Motorsport-Magazin.com bereits exklusiv berichtet hat, aus unterschiedlichen Gründen kein Interesse. Zuletzt führte nach Informationen von Motorsport-Magazin.com auch das deutsche Team Motopark Gespräche mit BMW, jedoch ohne Einigung.

Einen Vollzug konnte der Autobauer aus München bislang also nicht vermelden. Geplant und mit Audi und der DTM-Dachorganisation ITR vereinbart, war der Einsatz von einem Kundenteam mit zwei M4 oder zwei Kundenteams, die je einen BMW M4 Turbo einsetzen.

Marquardt: Die Hoffnung stirbt zuletzt

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt am Rande des 24-Stunden-Rennens in Daytona zu Motorsport-Magazin.com: "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das heißt, dass wir weiter offen sind und alles von unserer Seite tun. Schlussendlich liegt es aber nicht in unserer Hand. Wir können nur den Support darstellen."

Die bisherigen Gespräche sind nach Informationen von Motorsport-Magazin.com vor allem aus finanziellen Gründen gescheitert. Kein Wunder, wenn die Summen stimmen, die im Raum stehen. Mehrere Teamchefs sprechen von einem Gesamtbudget (Fahrzeuge, Fahrergehälter, Personal, Versicherung, etc.) von fünf bis sechs Millionen Euro für zwei Fahrzeuge pro Saison.

Offiziell bestätigt sind bis heute 14 Autos für den Start in die DTM-Saison am 3. Mai 2019 in Hockenheim. "Es werden mindestens 18 Autos in der Startaufstellung stehen", zeigt sich Berger trotz der zahlreichen Hürden weiter zuversichtlich.