Der DTM-Wahnsinn hat einen Namen: Rene Rast. Der Audi-Pilot gewann das Sonntags-Rennen auf dem Red Bull Ring überraschend vom siebten Startplatz. Damit erzielte der amtierende DTM-Champion nicht nur einen Doppelsieg in Spielberg, sondern den vierten Sieg in Folge nach dem Double zuletzt am Nürburgring.

Historisch: Vier Siege in Folge in einer DTM-Saison sind zuletzt dem späteren DTM-Champion Nicola Larini 1993 gelungen! Außerdem erzielte Rast heute den 100. Sieg für Audi seit 1990.

Rast legte den Grundstein zum Sieg am Sonntag mit einem Blitzstart, bei dem er sich vom siebten bis auf den vierten Platz verbesserte. Dann überholte der Audianer zunächst Mercedes-Fahrer Paul Di Resta nach dessen Boxenstopps und profitierte wenige Minuten später von einem Reifenwechsel-Patzer bei Gary Paffett.

Platz zwei für Rast, der in der Folge mit dem DRS-Flügel keine Mühe hatte, seinen Markenkollegen Nico Müller zu überholen, die Führung zur Rennmitte zu übernehmen und den Sieg nach Hause zu fahren. Hinter Rast überquerte der Schweizer Müller die Ziellinie als Zweiter: Doppelsieg für Audi nach dem Dreifach-Erfolg am Vortag!

Pole-Setter Paffett musste sich mit dem dritten Platz begnügen. Immerhin konnte er seinen Meisterschaftsrückstand auf den Viertplatzierten Di Resta weiter reduzieren.

Die DTM-Meisterschaft könnte vor dem Finale in Hockenheim nicht spannender sein: Di Resta führt mit 229 Punkten vor Mercedes-Kollege Paffett, der bislang 225 Zähler sammeln konnte. Rast belegt den dritten Platz mit 199 Punkten und darf sich weiter Hoffnungen auf die Titelverteidigung machen.

"Wir können mit dem heutigen Ergebnis nicht zufrieden sein", sagte Mercedes-Teamchef Uli Fritz. "Wenn man mit drei Autos in den Top-4 startet und am Ende nur eine Podiumsplatzierung herausspringt, dann ist das sehr enttäuschend. Vor allem, da Rene Rast durch seinen Sieg wieder wichtigen Boden auf Paul und Gary gut gemacht hat. Da tröstet auch der heutige Gewinn der Team- und Herstellermeisterschaft nicht darüber hinweg. Es ist schon jetzt klar, dass uns ins Hockenheim ein harter Kampf erwartet."

So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Gary Paffett schnappte sich seine fünfte Pole Position in der laufenden Saison vor Audi-Pilot Nico Müller und Titelrivale Paul Di Resta. Mit den Extra-Punkten aus dem Qualifying sicherte Paffett seinem Arbeitgeber Mercedes gleichzeitig den vorzeitigen Gewinn der Hersteller-Meisterschaft. Für die Stuttgarter war es die 13. Pole in der Saison 2018 und die 139. Im 30. Und letzten Jahr der DTM-Zugehörigkeit.

Der Start: Gesittete Startphase in der DTM - Gary Paffett verteidigte die Pole vor Verfolger Nico Müller im Audi. Paul Di Resta lauerte dahinter auf dem dritten Platz. Gewinner der Startphase war Rene Rast, der sich in den ersten Kurven vom siebten bis auf den vierten Platz verbesserte. In der dritten Runde drückte sich Müller mit Hilfe seines DRS-Flügels vorbei an Paffett und übernahm die Führung.

Die Boxenstopps: Lucas Auer bog überraschend früh zum Reifenwechsel in die Box ab: Der Österreicher holte sich schon in der 5. Runde einen frischen Satz Hankooks ab. BMW und Audi reagierten und beorderten in Runde 6 Marco Wittmann beziehungsweise Mike Rockenfeller zum Pflicht-Stopp an die Box.

Pascal Wehrlein entschied sich als vierter Fahrer im Feld für einen Reifenwechsel. Der Noch-Mercedes-Fahrer kam auf Platz sechs liegend nach Runde 10 an die HWA-Box. Nach Robin Frijns (Runde 11) kam Daniel Juncadella im 13. Umlauf an die Box - ein weiteres Mal hinterließ die Boxenmannschaft keinen guten Eindruck, der Reifenwechsel dauerte mehr als 10 Sekunden.

Rene Rast fuhr auf Position vier, als er sich in Runde 14 für seinen Pflicht-Reifenwechsel entschied. Der auf P3 liegende Di Resta folgte einen Umlauf später - und war chancenlos, als Rast nach der Boxenausfahrt mit DRS vorbeizog und virtuell den dritten Platz übernahm.

Das Drama an der Mercedes-Box hörte nicht auf! Gary Paffetts Stopp in Runde 16 dauerte mit 9 Sekunden ebenfalls zu lange. Wahnsinn: Rast nutzte den Boxenstopp-Patzer und zog an Paffett vorbei. Fazit: Di Resta hat beim Pflichtstopp gegenüber Rast 1,5 Sekunden und Paffett fast 4 Sekunden verloren.

Die Zwischenfälle: Philipp Eng kassierte in der Startphase eine Verwarnung, weil er zu hart gegen Landsmann Lucas Auer zu Werke gegangen war (O-Ton Edgar Mielke: "Macht keinen Quatsch!"). Augusto Farfus kassierte in der 6. Runde eine 5-Sekunden-Pitstop-Penalty, weil er seine Startposition falsch eingenommen hatte.

Sebastien Ogier ist zwar nur Gaststarter, steckt aber nicht zurück! Der Rallye-Star lieferte sich ein hartes Duell mit Augusto Farfus um die Positionen. Der BMW-Rivale musste kurz die Strecke verlassen - dafür kassierte Ogier seine erste und vermutlich auch letzte Verwarnung in der DTM.

Ogier stand in Runde 15 ein weiteres Mal im Mittelpunkt: Der DTM-Rookie betätigte versehentlich den Scheibenwischer und bekam dadurch Schlieren auf die Scheibe, die ihm die Sicht verdeckten. Dadurch verlor er kurz sogar die Kontrolle über seinen Mercedes und kam leicht von der Strecke ab. Bei einem Boxenstopp zog ein Mechaniker die Scheibenfolierung runter, sodass Ogier wieder freie Sicht hatte.

Die Ausfälle: Augusto Farfus musste seinen BMW nach 15 Runden mit einem technischen Problem vorzeitig abstellen. Lucas Auer konnte das Rennen nach seinem Ausfall in Runde 28 ebenfalls nicht beenden und parkte seinen Mercedes in der Box.