Ganz dicke Luft bei der DTM am Nürburgring! Während Rene Rast für Audi den Sieg einfuhr, knallte es zwischen Mercedes und BMW. Die Meisterschaft geht in die Endphase, auf und vor allem abseits der Rennstrecke wird es immer ruppiger. Glock gegen Juncadella, Eng gegen Di Resta, Wittmann gegen Auer - es rummste am Samstag an allen Ecken und Enden. Die Brennpunkte nach dem ersten von zwei Rennen in der Eifel:

1. - Timo Glock vs. Daniel Juncadella

Zwischen dem BMW-Piloten und seinem Mercedes-Kontrahenten schepperte es in den ersten Runden mehrfach. Daniel Juncadella und Timo Glock kassierten jeweils eine Verwarnung, weil sie sich gegenseitig von der Strecke drängten. Glock, der das Rennen nach Start von P12 als Vierter beendete, warf Juncadella Blockade zu Gunsten eines Teamkollegen vor.

Glock zu Motorsport-Magazin.com: "Die Aufgabe für ihn war wieder klar: Paul Di Resta nach hinten abzudecken und uns zu blockieren, um ein Loch aufzumachen. Er hat mich zwei Mal relativ rabiat von der Strecke runtergefahren. Ich habe es dann nicht anders gemacht, weil es keine andere Möglichkeit gab, vorbeizukommen. Es ist einfach schade, dass Mercedes immer wieder diese taktischen Spielchen auspackt, obwohl man es eigentlich nicht müsste, weil der Vorsprung schon zu groß ist."

Juncadella wies diesen Vorwurf entschieden zurück und erklärte, dass er niemals langsamer fahren würde, um einen Teamkollegen zu schützen. Der Spanier war genervt von Glocks Fahrweise, nicht nur am Nürburgring. "Ich verliere meinen Respekt vor ihm", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist einfach nervig, er lässt nie Platz. Er ist ein rücksichtsloser Fahrer. Den gleichen Bullshit höre ich seit Misano von ihm. Außerhalb des Autos sieht er clever aus - wenn er drin sitzt, nicht."

Rückendeckung erhielt Juncadella von Mercedes-Teamchef Uli Fritz, der meinte, Glocks Gejammer nicht mehr hören zu können: "Es ist relativ einfach: Wenn er nicht überholen kann, sind andere schuld. Da fehlen mir die Worte." Auf der Gegenseite versuchte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt die Emotionen zu beruhigen und stellte bei Motorsport-Magazin.com fest: "Juncadella ist dem Timo zwei Mal richtig schön reingefahren. Das ist halt so. Alles in allem waren heute keine Geschichten dabei, bei denen man sagen müsste, dass das kein Tourenwagensport ist."

2. - Philipp Eng vs. Paul Di Resta

Bitterer Rückschlag für Titelanwärter Paul Di Resta: Beim Kampf um den fünften Platz kollidierte er in Runde 12 mit BMW-Pilot Philipp Eng. Dadurch fiel der Schotte bis auf die zwölfte Position zurück. Eng wurde von der Rennleitung als Schuldiger ausgemacht und kassierte eine Durchfahrtsstrafe. Dafür entschuldigte sich Rookie Eng im Fernsehen, doch Di Resta war der Ärger deutlich anzusehen. Der Champion von 2010 hatte keine Lust, sich im Fernsehen zu äußern.

Später verweigerte er Eng beim ersten Aufeinandertreffen im Pressecenter den Handschlag und warf ihm vor, ihn ausgebremst zu haben. Mercedes-Teamchef Uli Fritz zeigte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Verständnis: "Natürlich ist das enttäuschend. Man muss auch die Story davor schon sehen. Paul hatte das Gefühl, dass er ein, zwei Mal aktiv heruntergebremst wurde, um Wittmann den Raum zu geben."

Auf der Gegenseite hinterfragte BMW-Chef Jens Marquardt die Eng auferlegte Bestrafung - ohnehin hätte sich die Situation auch anders lösen lassen: "Paul hat die Tür weit aufgemacht und Philipp ist rein und war nebendran. Paul ist zwar noch vorn, macht die Tür dann aber zu und dreht sich. Da weiß ich nicht, ob man Philipp eine Strafe geben muss. Und wenn sich beide Platz lassen, wäre das Thema ganz anders ausgegangen."

Di Resta ging zum erst zweiten Mal in dieser Saison leer aus und musste die Führung in der Meisterschaft wieder an Mercedes-Markenkollege Paffett abtreten. Eng konnte Di Restas Enttäuschung nachvollziehen, nicht aber dessen Reaktion. Der Österreicher zu Motorsport-Magazin.com: "Ich habe ihm meine Hand hingestreckt und war ein bisschen überrascht, dass ein Mann seines Formats das dann nicht annehmen kann. Ist mir Wurscht, für mich gibt es kein böses Blut. Es tut mir nur leid für ihn."

3. - Marco Wittmann vs. Lucas Auer

Und zu guter Letzt war da noch die Situation zwischen Marco Wittmann und Lucas Auer in der Startphase des Rennens. Der BMW-Fahrer startete direkt hinter Auer von der fünften Position und konnte kurzzeitig überholen, bevor sein Mercedes-Gegner den Platz zurückeroberte. Auer verpasste später als Elfter die Punkteränge, während Wittmann die Ziellinie auf Platz fünf überquerte.

Auer sagte, dass er einen schlechten Start erwischt habe und die Pace der Spitze in der Anfangsphase nicht ganz mitgehen konnte. Im weiteren Verlauf des Rennens hätte es sich verbessert, doch die aggressive Strategie mit einem frühen Boxenstopp sei letztendlich nicht aufgegangen.

Aus Wittmanns Sicht sah die Sache etwas anders aus. Der zweifache DTM-Champion zu Motorsport-Magazin.com: "Ich weiß nicht, ob es nötig ist, Lucas als Blockade herzunehmen, um das Feld einzubremsen. Schön und gut, das gehört im Sport dazu. Aber wenn man so dominant in der Meisterschaft vorne liegt, weiß ich nicht, ob man das noch machen muss..."