Die DTM betritt beim sechsten Rennwochenende der Saison 2018 teilweise Neuland. Die Serie kehrt nach einigen Jahren Auszeit zurück nach Brands Hatch, startet aber zum ersten Mal auf der langen Grand-Prix-Variante. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Informationen zur ersten großen Unbekannten der Saison, wie Mercedes-Teamchef Uli Fritz die anstehenden Rennen betitelte.

Neues Layout: Vorbei sind die Zeiten des überholarmen Indy-Streckenlayout. Die 1,973 Kilometer kurze Variante aus den Jahren 2006 bis 2013 gehört endlich der Vergangenheit an. Stattdessen geht es für die DTM erstmals auf den 3,916 Kilometer langen Kurs - und damit mitten durch den Wald und auf lange Geraden, die zum Positionswechsel einladen.

Die Grand-Prix-Strecke: Wo es früher nach der Kurve 4 (Surtees) rechts ins Richtung Kurzanbindung ging, folgt diesmal die lange Gerade hin in Richtung Turn 5, Hawthorn Bend. Die fünf zusätzlichen Kurven sind alle Rechtskurven, wodurch vor allem der linke Vorderreifen stark belastet wird. Die Kurven im Wald sind laut Simulation alle über 170 km/h schnell. Am schnellsten Punkt erreichen die Autos vor dem Anbremsen der Hawthorn Bend mit geöffnetem DRS-Heckflügel eine Höchstgeschwindigkeit von rund 250 km/h.

Brands Hatch: Strecken-Infos

Länge3,916 km
Kurven9 (6 Rechts, 3 Links)
Höhenunterschied32 m
Schnellste Stelle250 km/h (zu Turn 5)
Langsamste Stelle75 km/h (Turn 2, Druids)
Boxengasse:50 km/h maximal
Streckenrekord1:09.593 (F1, Mansell 1986)

Vorsicht in der Boxengasse: Seit den Vorfällen in Ungarn ist die Boxengasse ohnehin ein heikles Thema in der DTM... Wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, wird in Brands Hatch die Geschwindigkeit in der Pitlane auf 50 km/h herabgesetzt. Aus Sicherheitsgründen, wie es in einer Meldung an die Teams heißt. Normalerweise gilt ein Tempolimit von 60 km/h in der Box. Die 1950 eröffnete Strecke gilt nach aktuellem Standard nicht unbedingt als modern. Die Formel 1 machte hier zwischen 1964 und 1986 insgesamt 14 Mal Halt, der letzte Sieger war Lokalmatador Nigel Mansell.

Eingeschränkte Vorbereitung: Erstmals wird das DTM-Wochenende an nur zwei Tagen ausgetragen. Das eigentlich am Freitag stattfindende Training wurde auf den Samstagmorgen verschoben. Zwischen der 1. und der 2. Session liegen nur 10 Minuten, bevor es 80 Minuten später ins Qualifying geht. Damit bleibt den Teams quasi keine Zeit, das Setup richtig auszusortieren. Wer über ein gutes Basis-Setup verfügt, kann am Samstag der große Gewinner sein.

"Wenn man von Anfang an das Setup ein bisschen besser trifft als die anderen, kann man sich über den ganzen Samstag einen deutlichen Vorteil verschaffen", bestätigt Audi-Pilot Nico Müller. Mercedes-Fahrer Pascal Wehrlein ergänzt: "Man muss alles nach den Trainings machen und wenn man etwas am Auto tauscht, ist das Risiko groß, dass man nicht weiß wie sich die Strecke entwickelt oder was genau mit dem Auto passiert."

Fragezeichen im Fahrerfeld: Als ob das verkürzte Wochenende nicht schon herausfordernd genug wäre, kommt erschwerend hinzu, dass kaum ein Fahrer die GP-Variante schon einmal gefahren ist. Die Briten Gary Paffett und Jamie Green kennen das Layout aus früheren Formelzeiten, die meisten Kollegen höchstens die kurze Indy-Strecke. Ein Vorteil für Philipp Eng, der 2016 und 2017 in der Blancpain Series die lange Variante gefahren ist? Der BMW-Pilot: "Ich sehe meinen Vorteil nur für ein paar Runden."

DTM-Sieger Brands Hatch: 2006-2013

JahrFahrerHersteller
2006Mattias EkströmAudi
2007Bernd SchneiderMercedes
2008Timo ScheiderAudi
2009Paul Di RestaMercedes
2010Paul Di RestaMercedes
2011Martin TomczykAudi
2012Gary PaffettMercedes
2013Mike RockenfellerAudi

Das sagt der Fahrer: BMW-Rookie Philipp Eng kennt die 3,908 Kilometer lange Strecke aus der Blancpain-Serie, wo der Österreicher mit einem BMW M6 GT3 an den Start ging. Auch vertraut mit dem Layout: Audi-Rookie Robin Frijns, der letztes Jahr ebenfalls den Blancpain-Lauf in England fuhr. Eng sagt: "Im GT3-Auto ist es schon schnell, aber die DTM ist noch mal eine komplett andere Welt. Es gibt ein paar Stellen, wo man richtig die Arschbacken zusammenkneifen muss. Und im Qualifying muss man ein kalkuliertes Risiko eingehen, um weit vorne zu stehen."

Das Rahmenprogramm: Neben den DTM-Boliden bekommen die Zuschauer im Rahmenprogramm in Brands Hatch weitere Highlights geboten. John McGuiness dreht Demo-Runden mit seinem spektakulären Norton SG7-Motorrad. Der 46-Jährige gewann die Isle of Man Tourist Trophy, das gefährlichste Motorradrennen der Welt, 23 Mal. Auch der Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup und die Mini Challenge sind am Start. Mit dem Arrows FA13b und dem Dallara F191 drehen zudem zwei historische Formel-1-Autos Demo-Runden am Samstag und Sonntag.

DTM Brands Hatch 2018: Der Zeitplan (deutsche Zeit)

Samstag, 11. August 2018
10:00 - 10:25: Freies Training 1
10:35 - 11:00: Freies Training 2
12:20 - 12:40: Qualifying 1
14:30 - 15:28: Rennen 1

Sonntag, 12. August 2018
11:00 - 11:20: Freies Training 3
12:20 - 12:40: Qualifying 2
14:30 - 15:28: Rennen 2