Die DTM gastiert zum fünften von zehn Rennwochenenden der Saison 2018 in Zandvoort. In den Niederlanden entscheidet sich die inoffizielle Herbst-Meisterschaft. Motorsport-Magazin.com erklärt die wichtigsten Brennpunkte vor den beiden Rennen auf dem Dünenkurs.

Brennpunkt #1: Audi - Saison gelaufen?

Audi ist der riesengroße Verlierer der bisherigen Saison. Der amtierende Champion aller drei Wertungen kommt mit dem neuen Aero-Paket überhaupt nicht zurecht, bei den Fahrern macht sich immer mehr Frust breit. Durchhalteparolen sind längst an der Tagesordnung - sie könnten bis zum Saisonende andauern. Nach aktuellem Stand plant Audi nicht, eine Nachbesserung oder Zugeständnisse verhandeln zu wollen.

Auch in Zandvoort dürften die sechs Audi-Piloten hinterherfahren. Die Lücke zu Mercedes und BMW klafft vermutlich weiter. Ein Blick auf die Zahlen: Mercedes führt die Hersteller-Wertung mit 421 Punkten vor BMW (313) an. Audi liegt abgeschlagen mit nur 122 Pünktchen auf dem letzten Platz. Zuletzt am Norisring hatte Audi-Motorsportchef Dieter Gass bereits die Titelverteidigung abgeschrieben.

Eklatant: Im engen Qualifying fehlen Audi im Schnitt zwei Zehntelsekunden auf die Konkurrenz. Nur mit Risiko ist Audi aus eigener Kraft in der Lage, echte Highlights zu setzen. Das kündigte Gass, der beim parallel laufenden Formel-E-Finale in New York sein wird, vor dem Wochenende an: "Ich gehe davon aus, dass wir zwei klassische Rennen mit Boxenstopps zur Rennmitte sehen werden. Ohne großes Risiko ist strategisch nicht viel möglich."

Brennpunkt #2: Strafen - wer muss diesmal blechen?

Strafen standen an bislang jedem Rennwochenende im Fokus - und sorgten für reichlich Diskussionsstoff. Ein kleiner Abriss: Am Norisring kassierte das Team von Bruno Spengler 10.000 Euro Strafe wegen Missachtung der Motorenruhe, zudem wurden vier weitere Geldstrafen am Wochenende ausgesprochen. Dafür blieb es auf der Strecke ruhig - im Gegensatz zu Budapest mit den dramatischen Unfällen in der Boxengasse und anschließenden Kontroversen über die Disqualifikationen.

Am Lausitzring wurde das Mercedes-Duo Juncadella/Di Resta mit 3.000 Euro Geldstrafe belegt, weil sie vor dem Wiegen etwas getrunken hatten. Erinnerungen an die Watergate-Affäre rund um Mattias Ekström kamen schnell auf. Zudem legte sich Edo Mortara nach einer Strafe in aller Deutlichkeit mit der Rennleitung an.

Nur beim Saisonauftakt in Hockenheim lief es größtenteils rund mit der Rennleitung. Was erwartet die DTM jetzt in Zandvoort, wo es in der Vergangenheit nicht selten große Diskussionen nach Strafen gab (Mortara-Strafe, Glock-Mittelfinger etc.)?

Brennpunkt #3: Halbzeit-Meister - Bleibt Paffett vorn?

Die bisherige DTM-Saison sah einen Titelkampf zwischen Gary Paffett und Timo Glock. Seit dem Norisring-Wochenende schaut die Angelegenheit wieder ganz anders aus. Edo Mortara und Marco Wittmann mischen nach ihren Siegen ganz weit vorne mit, belegen hinter Paffett die Plätze zwei und drei in der Meisterschaft.

Eng geht es zu beim Zweikampf zwischen Mercedes und BMW: Spitzenreiter Paffett (99) und den Sechstplatzierten Markenkollegen Lucas Auer trennen nur 27 Punkte. Die inoffizielle Herbst-Meisterschaft klingt nett, dürfte aber ziemlich wertlos sein. Experten erwarten einen Titelkampf mehrerer Fahrer bis zum letzten Saisonrennen in Hockenheim.

Die größte Frage ist: Schafft es BMW auf das Niveau von Mercedes? Die Stuttgarter bestimmten die erste Saisonhälfte, so langsam kommt die Konkurrenz aus München aber in Fahrt. Erste Scherze machen bereits im Fahrerlager die Runde: Mercedes dominiert die DTM vor dem Ausstieg, doch den Titel schnappt sich am Ende einmal mehr Marco Wittmann...

Brennpunkt #4: Wehrlein - Schafft er es zurück?

Pascal Wehrlein zeigte bei seiner Rückkehr in die DTM nach dem Formel-1-Aus keinerlei Anpassungsschwierigkeiten. Einem grundsoliden Saisonauftakt ließ er am Lausitzring seinen ersten Podestplatz folgen und fühlte sich bereit für Siege. Dann zwei herbe Rückschläge in Budapest und am Norisring: In den vier Rennen holte der Mercedes-Pilot insgesamt nur magere vier Punkte.

Wehrlein fiel in der Gesamtwertung bis auf den achten Platz zurück, der Rückstand auf Spitzenreiter Gary Paffett beträgt 56 Zähler. Als einziger Mercedes-Pilot war Wehrlein am Norisring völlig chancenlos, kam mit dem Setup seines Autos überhaupt nicht klar - und Mercedes gelang es nicht, am kompakten Wochenende eine schnelle Lösung zu finden.

Für das Wochenende in Zandvoort sollte Wehrleins Mercedes komplett auf den Kopf gestellt werden, um die Probleme zu finden. Abschreiben muss er die Meisterschaft noch lange nicht, doch eine schnelle Rückkehr in Richtung Spitze wäre enorm wichtig. Verliert Wehrlein auf seine Markenkollegen weiter an Boden, muss er sich letztendlich in den Dienst des Teams stellen.

Brennpunkt #5: DTM-Zukunft - Neuigkeiten in Zandvoort?

Die Zeichen verdichten sich: Aston Martin steht offenbar vor einem Einstieg in die DTM. Neuigkeiten waren schon am Norisring erwartet worden, doch der britische Hersteller schwieg. Gerhard Berger arbeitet unermüdlich an der Zukunft der DTM, vor allem mit Blick auf 2020. Aston Martin gilt als immer heißerer Kandidat, und auch Toyota-Tochter Lexus taucht als potenzieller Name auf.

Möglicherweise kann Berger in Zandvoort weitere positive Details preisgeben. Mit konkreten Namen hielt sich der DTM-Boss bislang zurück, vermeldete aber immer positivere Gespräche mit möglichen Neueinsteigern. Inzwischen ist der Kreis auf Aston Martin und Lexus zusammengeschrumpft.

Mit einem Einstieg wird ab 2020 gerechnet, die kommende Saison 2019 mit dem neuen Motoren-Reglement kommt wohl zu kurzfristig. Audi und BMW können sich nach dem Mercedes-Ausstieg mit einer Übergangs-Saison anfreunden - sofern ein neuer Hersteller seine feste Zusage für 2020 gibt. Zudem laufen aktuell Gespräche mit privaten Teams, die mit Werksunterstützung an den Start gehen könnten.