Mercedes gegen BMW lautet der Zweikampf in der DTM-Saison 2018, bevor es kommendes Jahr wohl zwangsweise zum Duell der Münchner mit Audi kommen wird. Mercedes will sich mit dem Titelgewinn nach 30 Jahren aus der Tourenwagenserie verabschieden. Audi hat als Titelverteidiger die Meisterschaft schon abgehakt, bleibt also nur noch BMW als Gegner.

Und: Der Hersteller aus der bayerischen Hauptstadt wittern wieder Morgenluft nach dem Rennwochenende am Norisring. Plötzlich mischt ein Altbekannter voll mit: Marco Wittmann, der sich mit seinem Sieg und einem weiteren Podestplatz beim Heimspiel auf den dritten Platz in der Fahrerwertung nach vorne katapultiert hat.

Immer wieder Wittmann. Wenn bei den anderen BMW-Piloten nichts recht zusammenlaufen will, ist er zur Stelle. So war es schon 2014 und 2016, als er die Meisterschaft gewann. Folgt 2018 der dritte Streich, obwohl alle Zeichen auf Mercedes zeigen?

Wittmann jagt Mercedes-Duo

Nach 8 von 20 Rennen führt Gary Paffett (99 Punkte) die Meisterschaft vor Mercedes-Teamkollege Edo Mortara (93) an. Wittmann liegt mit 92 Zählern in Schlagdistanz. Gleichauf mit BMW-Kollege Timo Glock, der nach einem starken Saisonauftakt bisher ebenfalls 92 Punkte sammeln konnte, zuletzt aber etwas schwächelte.

Das Gegenteil bei Wittmann, der zwei der letzten drei Rennen gewann und dreimal in Folge auf das Podest fuhr. "Wir haben jetzt zwei heiße Eisen im Feuer", sagt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. "Timo schon von Anfang an, jetzt ist auch Marco dabei. Wir wissen aber auch, dass erst vier Rennwochenenden gefahren sind. Es ist noch ein langer Weg."

Fahrer-Wertung nach 8/20 Rennen

FahrerHerstellerPunkte
1Gary PaffettMercedes99
2Edo MortaraMercedes93
3Marco WittmannBMW92
4Timo GlockBMW92
5Paul Di RestaMercedes87
...
10Mike RockenfellerAudi34

Mercedes-Teamchef: Enttäuschend

Das weiß auch Mercedes, die trotz des Sieges von Edo Mortara am Samstag und den Podestplätzen sonntags erneut durch Mortara und Debütant Daniel Juncadella mit dem Resultat haderten. Kein Wunder, hatte Mercedes das Qualifying dominiert und fünf Autos auf die vorderen fünf Startpositionen gestellt.

"Enttäuschend", fand Mercedes-Teamchef Uli Fritz. "Nüchtern betrachtet, waren zwei Podestplätze nicht schlecht. Aber eigentlich willst du so ein Rennen gewinnen." Eigentlich musste Mercedes das Rennen sogar gewinnen, nicht nur wegen der perfekten Ausgangslage. Auch die Performance der C 63-Armada war der des BMW M4 DTM überlegen. Nicht viel, aber ausreichend für Platz 1.

Wittmann: Bestes Rennen meiner Karriere

Hätte Mortara am Sonntag ein paar Runden länger Zeit gehabt, hätte er Wittmann vermutlich erwischt. Der BMW-Fahrer wehrte sich in den letzten Minuten mit Leibeskräften. Es reichte. "Ich glaube, das war das beste Rennen meiner Karriere", meinte der Franke. "Ein richtig gutes Rennen mit tollen Fights. Und dann noch den Vorsprung zu verwalten mit dem Wissen, dass die Mercedes schneller waren..."

Das wird allerdings nicht immer funktionieren, denn: Mit Blick auf die gesamte Saison hat Mercedes die Oberhand gegenüber BMW. Vor allem im wichtigen Qualifying und vermutlich auch in Sachen Motoren-Power, die aufgrund der aerodynamisch weiter beschnittenen Autos noch mehr in den Fokus gerückt ist.

Glock: Leichte Vorteile bei Mercedes

"Insgesamt ist es relativ ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für Mercedes auf Strecken, wo es viel geradeaus geht", sagt Timo Glock. "Und die Möglichkeit, jedes Mal fünf, sechs Autos im Qualifying vorne rein zu stellen, gibt ihnen eine gute taktische Möglichkeit."

So dürften an den kommenden Rennwochenenden auch Paul Di Resta, Lucas Auer und Pascal Wehrlein wieder weiter vorne stehen. Dem Mercedes-Trio mangelt es nicht an Performance, sondern mehr an Konstanz. Vor allem bei DTM-Rückkehrer Wehrlein, der in den letzten vier Rennen insgesamt nur zwei Punkte erzielte. Der Norisring entpuppte sich als komplettes Debakel für den Champion von 2015.

Hersteller-Wertung nach 8/20 Rennen

HerstellerPunkte
1Mercedes421
2BMW313
3Audi122

Schutz für Wehrlein

Mercedes-Teamchef Fritz: "Pascal muss man ein bisschen in Schutz nehmen. Er hatte am ganzen Wochenende nicht die Pace. Ein Pascal Wehrlein verliert nicht vier bis sieben Zehntel. Wir müssen genau schauen, ob technisch etwas nicht in Ordnung war. Wir haben das Auto über Nacht komplett umgedreht und viele Teile ausgetauscht. Trotzdem lief es nicht besser."

Nur zwölf Punkte trennen die fünf Erstplatzierten in der Meisterschaft, es bleibt spannend. Außer für Audi, die komplett chancenlos hinterherfahren. Audi-Motorsportchef Dieter Gass hatte die Titelverteidigung in allen drei Wertungen schon am Samstagabend abgeschrieben. Eine realistische Einschätzung angesichts der Kräfteverhältnisse, die sich ohne Regelanpassungen - welche nicht geplant sind - wohl bis zum Ende der Saison durchziehen werden.

Das zeigt ein Blick auf die Hersteller-Wertung: Mercedes führt mit 421 Punkten, gefolgt von BMW, die auf 313 Zähler kommen. Audi fällt komplett ab und steht mit mickrigen 122 Punkten an letzter Stelle.